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St. Moritz 2017 St. Moritz von A(llegra) bis Z(ürcher)

SRF-Sportreporter Marcel Melcher ist im WM-Ort St. Moritz aufgewachsen. Er stellt Ihnen den Austragungsort vor.

A wie Allegra – ein rätoromanischer Gruss, der im Engadin und Münstertal ausgesprochen wird. Er bedeutet «freue dich», gilt als Gruss unter gleichgestellten Personen und kann zwischen frühmorgens und dem späten Nachmittag angewendet werden.

B wie Berthod Marc – erfolgreichster St. Moritzer Skirennfahrer der letzten 50 Jahre. Weltcup-Siege in Adelboden und zweimal WM Bronze in Are 2007. Sein Vater Martin ist Ski-WM-Rennleiter und auch Marcs Schwester Pascale ist in der WM-Rennleitung aktiv.

C wie Corviglia – das weltbekannte Skigebiet oberhalb von St. Moritz wurde 1928 mit einer Drahtseilbahn erschlossen. «La Corviglia» ist der rätoromanische Name der Alpendohle, eines Singvogels der Rabenfamilie. Der langjährige St. Moritzer Gast und Filmregisseur Alfred Hitchcock hat die Inspiration zum Thriller «Die Vögel» von Dohlen-Schwärmen ums St. Moritzer Palace Hotel erhalten.

D wie Dumeng Giovanoli (75) – der Hotelier aus Sils ist (leider) immer noch der letzte Schweizer Skirennfahrer, der in Kitzbühel einen Weltcup-Slalom gewann. Das war 1968. Eine Woche davor hatte sich der Engadiner auch im Weltcup-Stangenwald von Wengen als Sieger durchgesetzt.

Dumeng Giovanoli (rechts) an der Seite von Karl Schranz beim Riesenslalom von Adelboden 1970.
Legende: Lang, lang ist's her Dumeng Giovanoli (rechts) an der Seite von Karl Schranz beim Riesenslalom von Adelboden 1970. Keystone

E wie Engadin – Das Tal erscheint erstmals namentlich als «Vallis Eniatina» in einer lateinischen Quelle des 10. Jahrhunderts. «L’En», rätoromanisch für den Fluss Inn, ist hier die sprachliche Herleitung.

F wie Friedrich Nietzsche – der Dichter und Philosoph schrieb 1881: «Hier (…) ist mir bei weitem am wohlsten auf Erden.» Das Nietzsche-Haus in Sils-Maria ist heute Ausstellung, Wohn-, Arbeits- und Forschungsstätte.

FIS-Präsident Gian-Franco Kasper winkt
Legende: Die WM zuhause FIS-Präsident Gian-Franco Kasper. EQ Images

G wie Gian-Franco Kasper – der FIS-Präsident ist in St. Moritz aufgewachsen. Als Sohn des langjährigen Kurdirektors Peter Kasper lagen ihm Tourismus und Sport sehr nahe. Als Skeleton-Fahrer am «Cresta Run» war Gian-Franco Kasper Junioren-Europameister. Als Teenager schrieb er Artikel für das damalige St. Moritzer Gäste-Blatt «Kurier» und verteilte die Zeitungen gleich selbst in allen Restaurants und Hotels.

H wie Hanspeter Danuser – hat als Kurdirektor drei Jahrzehnte lang das Image der Ferien-Destination geprägt. Den Schutz von «St. Moritz» als Marke (1985) leitete er ebenso ein wie die umstrittene Bezeichnung «Top of the World».

I wie Isola – ein malerischer kleiner Weiler am Ostufer des Silsersees, gegenüber von Plaun da Lej. Schönes Zwischenziel für leichte Wanderungen und Anlegestelle des höchstgelegenen Kursschiffes Europas, das im Sommer Maloja und Sils verbindet.

J wie Jet Set – als der Einheimische Kurt Ulmer unter diesem Label 1969 eine kleine Boutique eröffnete und die Bekleidungs-Marke «Jet Set» schuf, schüttelten die St. Moritzer den Kopf. Die weltweite Verbreitung und der Erfolg von «Jet Set» haben später wohl auch Ulmer selbst überrascht.

K wie Katholiken – waren in St. Moritz seit der Reformation bis Mitte des 20. Jahrhunderts eher Aussenseiter. Italiener und Portugiesen haben das Verhältnis seither gedreht.

L wie Langlauf – war im Gegensatz zu Ski Alpin bereits 1928 eine olympische Disziplin. Die beiden St. Moritzer Albert Scheuing und Dölf Cadonau haben zudem 1969 den Engadin Skimarathon ins Leben gerufen.

M wie Mauritius – dem Heiligen verdankt der Ort seinen Namen. 1139 wurde eine Kirche vor Ort mit diesem Namen erstmals urkundlich erwähnt. Der Legende nach befehligte Mauritius im Jahr 302 eine römische Legion von Christen, die sich weigerte, gegen andere Christen zu kämpfen und deshalb hingerichtet wurden.

Nino Bibbia zeigt seine Olympische Goldmedaille.
Legende: Skeleton-Legende Nino Bibbia anlässlich seines 90. Geburtstages mit der Olympischen Goldmedaille. EQ Images Archivbild 2012

N wie Nino Bibbia – ein in St. Moritz ansässiger Gemüsehändler aus dem Veltlin, der als hochtalentierter Anfänger die favorisierten Engländer und Amerikaner im Olympischen Skeleton 1948 bezwang und Gold holte.

O wie Olympische Spiele – 1928 und 1948 fanden sie in St. Moritz statt. Vor allem die Austragung kurz nach dem 2. Weltkrieg schuf die Grundlage zum grossen touristischen Aufschwung in den folgenden Jahrzehnten. Seither bewarb sich St. Moritz national und international mehrfach erfolglos für die Spiele, etwa für 1936, 1976, 2006 und zuletzt 2022. Nun wird für 2026 ein neuer Anlauf genommen.

P wie Paracelsus – ein Naturheilarzt des 16. Jahrhunderts hat die erste wissenschaftliche Abhandlung über die St. Moritzer Heilquellen geschrieben und das sprudelnde, mineral- und eisenhaltige Wasser gepriesen.

Q wie die Quelle selbst – wird seit rund 2500 Jahren gefasst. Die prähistorischen Lärchenstämme der St. Mauritius-Quellenfassung wurden 1853 entdeckt. Das Lärchenholz wurde auf 1411 v.Chr. datiert.

R wie Reinalter Edy – erfolgreichster St. Moritzer Skirennfahrer und einziger Schweizer Olympiasieger überhaupt im Slalom. Siegte 1948 an den Winterspielen in seinem Heimatdorf.

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Holz-Skulptur Edy als Hommage an Skilegende Reinalter
Aus Schweiz aktuell vom 24.01.2017.
abspielen. Laufzeit 2 Minuten 10 Sekunden.

S wie Sunny Bar – diese Terrasse des Kulm Hotel ist mein Lieblingsort in St. Moritz. Hier lässt es sich in der Wintersonne mit Blick auf den gefrorenen See, den Piz Rosatsch, Ova Cotschna und Corvatsch herrlich «chillen».

Video
So sah das Tram in St. Moritz aus
Aus Sport-Clip vom 30.01.2017.
abspielen. Laufzeit 13 Sekunden.

T wie Tram – eine Strassenbahn verband zwischen 1896 und 1932 die Ortsteile St. Moritz-Bad und Dorf. Eine einfache Fahrt kostete 20 Rappen und bei der Inbetriebnahme war das Tram das höchstgelegene Europas.

U wie «U huara schön» – nicht ganz jugendfreie, aber durchaus übliche Mundart-Formulierung eines Engadiners, der seiner Freude über die wunderbare Natur Ausdruck verleiht.

V wie Vater – mein Vater Räto Melcher war OK-Chef der Ski-WM 1974. In der Folge wurde er Präsident des Ski-Alpin-Komitees der FIS, in diesem Amt folgten ihm die Ski Legenden Toni Sailer und Bernhard Russi nach.

W wie Winter-Tourismus – «erfunden» vom St. Moritzer Hotelier Johannes Badrutt. Im Herbst 1864 lud er 6 Engländer ein, im Februar seine Gäste zu sein und versprach, man könne bei Sonnenschein hemdsärmlig auf der Terrasse sitzen. Falls er nicht recht habe, würde er zusätzlich die Reisekosten London-St. Moritz retour übernehmen. Der Rest ist Geschichte.

X wie Papst Leo X. (Giovanni de Medici) – versprach 1519 jedem Absolution, der zur Heilquelle des heiligen Mauritius (dem heutigen Heilbad St. Moritz) pilgere.

Y wie «Yes» – glücklicher Schrei eines Skeleton-Riders am «Cresta Run», wenn er das Ziel in Celerina erreicht. 1885 gegründet, war der Eiskanal der Skeleton-Fahrer die Vorlage für den 1904 erstmals gebauten Bobrun in St. Moritz. Der seit 1885 ausgetragene «Grand National» ist der weltweit älteste, noch aktive Wintersport-Wettkampf.

Z wie Zürcher – sind, entgegen vielen Unkenrufen, unsere liebsten Gäste (wie Vater immer meinte: «Auch Schmeichler müssen sterben»).

Sendebezug: SRF zwei, sportaktuell, 30.1.2017, 22:20 Uhr

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