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Mineralöl in Lebensmitteln (nano/3Sat)
Aus Einstein vom 01.02.2016.
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Natur & Tiere Mineralöl in Lebensmitteln: Neue Verpackungen – alte Probleme

Das Problem mit Kartonverpackungen ist seit Jahren bekannt. Eine neue Studie zeigt, dass trotz verbesserten Verpackungen potenziell gesundheitsschädigendes Mineralöl in Lebensmitteln zu finden ist. Nun haben Zürcher Chemiker Materialien getestet, die Lebensmittel wirksam schützen sollen.

Mineralöl in Lebensmitteln. Die Meldung sorgte vor einigen Jahren für Schlagzeilen. Am stärksten betroffen waren Reis, Mehl und Schokolade in Adventskalendern. Die Ursache war schnell gefunden: Das Mineralöl stammte von Kartonverpackungen aus Recyclingmaterial. Sie werden unter anderem aus alten Zeitungen hergestellt, die mit Farben bedruckt sind, die Mineralöl enthalten. Reste davon finden sich auch in den Recyclingkartons – von wo aus sie in die Lebensmittel übergehen.

Die Verpackungsindustrie hat teilweise reagiert und setzt nun vermehrt Frischfaserkartons ein. Eine aktuelle Studie der deutschen Verbraucherschutzorganisation Foodwatch zeigt jedoch: Um das Problem der Verunreinigung zu lösen, reichen auch die neuen Verpackungen nicht aus. Foodwatch fordert bessere und nachhaltige Lösungen, denn Mineralöle in Lebensmitteln sind ein Gesundheitsrisiko.

Mineralöle sind ein Gesundheitsrisiko

Problematisch sind zwei Stoffklassen: gesättigte Mineralöle (MOSH) und aromatische Mineralöle (MOAH). Die gesättigten MOSH reichern sich leicht in Leber oder Lymphknoten an. In Tierversuchen schädigten sie sogar einzelne Organe.

Was ist Mineralöl?

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Mineralöl ist ein Sammelbegriff für chemische Stoffe, die durch Destillation aus beispielsweise Erdöl gewonnen werden. Sie haben ähnliche Eigenschaften wie Fette und dienen deshalb in der Druckindustrie als Lösungsmittel in Farben. Man findet sie auch in der Natur und in vielen Kosmetika.

Die aromatischen MOAH sind seltener, aber deutlich gefährlicher für den Menschen. Sie gelten als potenziell krebserregend. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit EFSA und das deutsche Bundesinstitut für Risikobewertung beurteilen die Aufnahme von MOAH als «mindestens bedenklich». Verbindliche Grenzwerte für den Mineralölgehalt in Lebensmitteln gibt es bislang jedoch nicht.

Trotz Frischfasern ungenügender Schutz

Foodwatch hat in der aktuellen Studie ganz unterschiedliche Mineralölmengen gefunden. Die Studie zeigt trotz der Unterschiede eindeutig: Nahrungsmittel sind immer noch ungenügend vor Mineralöl geschützt. 42 Lebensmittel wurden im Rahmen der Studie in Deutschland untersucht – die Mehrheit davon wurde in Frischfaserkartons angeboten. In 31 der 42 getesteten Lebensmitteln fand Foodwatch gesättigte Mineralöle. In neun dieser 31 kontaminierten Lebensmittel wurden sogar aromatische Mineralöle nachgewiesen.

Mineralöl trotz Frischfaserkarton? Laut Foodwatch gibt es drei potenzielle Verunreinigungsquellen:

  • Entweder stammen die Mineralöle aus den zum Beispiel für den Transport üblichen Umkartons aus Recyclingmaterial. Von dort aus gehen sie zunächst in die Frischfaserkartons und dann in die Lebensmittel über.
  • Oder sie stecken in den Farben, mit denen die Frischfaserkartons bedruckt werden.
  • Auch während des Produktionsprozesses kommen die Lebensmittel mit Mineralöl in Kontakt: Die Lebensmittelwirtschaft setzt Mineralöle als Schmier- und Hydrauliköle bei Maschinen, zur Behandlung von Jutesäcken, in denen Kakaobohnen transportiert werden, oder als Staubbinder zur direkten Behandlung der Ernte ein.

Was würde die Lebensmittel schützen?

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In Zusammenarbeit mit «nano», dem Wissenschaftsmagazin von 3sat.

Ein Schutz vor Verunreinigungen während des Produktionsprozesses ist wohl nur durch kompletten Mineralöl-Verzicht möglich. Bei den Verpackungen sieht Foodwatch hingegen Verbesserungspotenzial, beispielsweise durch zusätzliche Barrieren zwischen Karton und Lebensmittel.

Welche einen effektiven Schutz bieten, hat das Kantonale Labor Zürich (KLZH) jetzt untersucht (siehe Video-Beitrag). Demnach halten derzeit nur bestimmte Innenbeutel die Mineralöle sicher von den Lebensmitteln fern. Laut KLZH sind das beispielweise Innenbeutel aus PET, Polyamid, Polyacetat oder Cellophan. Bis diese allerdings konsequent in der Verpackungsindustrie eingesetzt werden, sind die Konsumenten den Karton- und Papierverpackungen ausgeliefert – und anfällig sind besonders Lebensmittel mit grosser Oberfläche wie Mehl, Reis, Vanillezucker und Backtriebmittel.

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