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Natur & Tiere Delfine sind schlau – vielleicht

Delfine gelten als hochintelligent, weil sie gelehrig sind, weil sie sich selbst im Spiegel erkennen und weil sie Menschen retten und therapieren. Das Bild des smarten Delfins ist aber auch unter Wissenschaftlern umstritten. Eine endlose Debatte, die Laien etwas ratlos zurück lässt.

Wann ist ein Tier intelligent? Die Diskussionen sind endlos – unter Meeresbiologen und Verhaltensforschern, unter Delfin-Schützern und Betreibern von Delfinarien, unter Touristen und Delfin-Tour-Anbietern. Es gibt einige Fakten, die scheinen unbestritten. Bis sie von jemand anderem entkräftet oder widerlegt werden.

Grosses Gehirn = grosse Intelligenz?

Im Sommer 2013 veröffentlichte der amerikanische Meeresbiologe Jason Bruck von der Universität Chicago seine Erkenntnis, dass Delfine in Gefangenschaft ihre Artgenossen auch nach 20 Jahren noch erkennen und also ein soziales Gedächtnis hätten, das dasjenige von Affen oder Elefanten deutlich übersteige.

Gleichzeitig gibt es zahlreiche Forscher und Wissenschaftlerinnen, die Zweifel an der Vorstellung vom superschlauen Delfin haben. Vieles sei auf die Annahme zurückzuführen, dass grosse Hirnmasse auch mit grosser Intelligenz verbunden ist.

Video
Delfine im roten Meer bei Hurghada, Ägypten (SRF)
Aus Einstein vom 13.01.2014.
abspielen. Laufzeit 34 Sekunden.

Delfine haben im Vergleich zur Körpermasse wirklich ein grosses Gehirn. An der Emory Universität in Atlanta hat 2010 die Verhaltensbiologin Lori Marino die graue Masse des Grossen Tümmlers (Tursiops Truncatus) analysiert und festgestellt, dass das Delfingehirn stärker gefaltet ist als ein menschliches. Das könnte die gegenüber dem Menschen ein wenig kleinere Hirnmasse wettmachen. Intelligenzmässig stünden also Mensch und Delfin auf einer Stufe, so Marino. Andererseits glaubt der deutsche Meeresbiologe Günther Behrmann, dass die Säuger ihr grosses Gehirn vor allem zum Hören benötigen, weil sie sich mit Echolot orientieren und über Laute verständigen und erkennen.

Emotionale Debatte

Auch dazu findet sich sofort wieder ein Gegenargument: Auch kleine Delfinarten mit wesentlich weniger entwickelten Gehirnen orientieren sich perfekt über akustische Signale. Und der Bochumer Biopsychologe Onur Güntürkün stellte schon vor über zehn Jahren fest, dass die Grosshirnrinde des Delfins vergleichsweise dünn ist, was ihn 2004 zu dem Schluss führte, dass die Säuger nicht so intelligent seien wie angenommen.

Wie emotional die Debatte geführt wird, zeigte sich in den Reaktionen auf Güntürküns Erkenntnisse. Der Biologe Christian Schulze, ebenfalls Uni Bochum, hatte ein kritisches Gutachten zur Delfinhaltung verfasst und stellt die Wissenschaftlichkeit von Güntürküns Arbeit in Frage – genau wie umgekehrt …

Schwieriges Terrain für Laien

Solche und andere Beispiele von Studien, Untersuchungen, von Vorurteilen und Meinungen finden sich zuhauf. Verlässliche Fakten sind für Nicht-Biologen schwer zu finden. Wer ist Partei? Wovon? Wer ist kompetent? Wer unbefangen? Alle Informationen dieses Artikels stammen aus dem Internet. Auch hier gilt: Wer stellt welche Forschungsergebnisse aus welchem Grund ins Netz?

Tiere, Tierhaltung und Tierschutz sind emotionale Themen. Das hat sich auch in der Schweiz gezeigt: Der Tod von Delfinen im Delfinarium Connyland im Thurgau und Debatte und Entscheid im Parlament zum Importverbot für Delfine machten 2012 wochenlang Schlagzeilen. Von Laien ist kaum seriös zu beurteilen, wer bezüglich der Intelligenz der Meeressäuger recht hat.

Mit Sicherheit unbestritten ist einzig, dass Delfine Sympathieträger sind und unbedingt vor Bedrohungen aller Art geschützt werden müssen.

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