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Wie gespannt ist die Lage? Stefan Wiemer gibt Auskunft
Aus News-Clip vom 31.01.2014.
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Natur & Tiere Erdbeben in der Schweiz – eine unterschätzte Gefahr

Bei einem Gewitter weiss jedes Kind: nicht unter Bäumen Schutz suchen. Doch was macht man, wenn die Erde bebt? Aus dem Haus rennen oder in den Türrahmen stellen? Der Schweizerische Erdbebendienst feiert dieses Jahr sein 100-jähriges Bestehen und erklärt: Die Gefahr von Erdbeben wird unterschätzt.

Das stärkste Beben seit Bestehen des Schweizerischen Erdbebendienstes gab es 1946 in Sierre. Die Magnitude nach neusten Erkenntnissen: 5,8. Die Schäden an Gebäuden waren damals verhältnismässig gross, Tote gab es glücklicherweise keine zu beklagen.

Doch was bald 70 Jahre her ist, geht schnell vergessen. Und es wird unterschätzt, so Professor Stefan Wiemer, Direktor des Schweizerischen Erdbebendienstes an der ETH Zürich: «Von Lawinen, Hochwasser und Erdrutschen hören wir jedes Jahr. Starke Erdbeben kommen selten vor, können aber verheerende Schäden anrichten und gelten deshalb in der Schweiz als grösste Naturgefahr.»

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Sacha Barman kontrolliert die Erdbeben-Messstation in Zürich
Aus News-Clip vom 31.01.2014.
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Erdbeben lassen sich nicht voraussagen

Zwischen 500 und 800 Beben werden in der Schweiz jährlich aufgezeichnet, zehn davon sind im Schnitt spürbar. Ein grosses Erdbeben wie in Sion kommt alle 100 bis 150 Jahre vor. Steht das nächste starke Beben bald vor der Tür? «Das lässt sich trotz aller Technik nicht vorhersagen. Es kann uns morgen treffen, aber auch erst in 200 Jahren», so Wiemer. Sorgen bereitet dem Fachmann allerdings, dass die Gebäude in der Schweiz weitestgehend nicht erdbebengerecht gebaut sind.

Zu den gefährdetsten Gebieten der Schweiz zählen das Wallis, die Region Basel, das St. Galler Rheintal, die Zentralschweiz und Graubünden. In diesen Gegenden etwas dichter, aber auch in der restlichen Schweiz gibt es Erdbeben-Messstationen; über 100 sind es mittlerweile. Die aufgezeichneten Daten werden laufend, in Echtzeit an den Schweizerischen Erdbebendienst übermittelt. Die Zeiten sind vorbei, da alte Seismographen ihre Kurven auf spezielles Papier aufgezeichnet haben, die dann von den Experten tagelang ausgewertet wurden.

Schnell reagieren ist wichtig

«Eine der grössten Herausforderungen für uns heute ist es, schnell zu reagieren. Wenn irgendwo die Erde bebt, wollen die Leute die Infos dazu so rasch als möglich auf ihrem Handy oder im Internet abrufbar haben», sagt Stefan Wiemer. Damit das möglich ist, arbeiten nicht nur Messstationen und Computer rund um die Uhr. Es gibt auch einen 24-Stunden-Pikett-Dienst beim Schweizerischen Erdbebendienst an der ETH Zürich.

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«100 Jahre Schweizer Erdbebendienst»: die Jubiläumsausstellung läuft im Museum focusTerra vom 6. September bis am 30. November 2014.

Umfassende Informationen gibt es auch auf der Webseite des Schweizerischen Erdbebendienstes.

Trotz der ganzen Technik, vor einem Erdbeben kann noch immer nicht gewarnt werden. In die Lücke springt ein Gerücht, das sich hartnäckig hält: Dass nämlich Tiere einen sechsten Sinn für Naturkatastrophen hätten und auch Erdbeben schon vorher spüren. Das sei untersucht worden, könne aber bislang wissenschaftlich nicht belegt werden, so Stefan Wiemer.

So kann man sich schützen

Und wenn es dann ernst wird? Die wichtigsten Tipps des Experten, um sich vor einem Erdbeben zu schützen: erdbebensicher bauen. Meist hat man keine Zeit, das Haus zu verlassen, deshalb soll man sich in der Wohnung vor herunterfallenden Gegenständen schützen. Ein stabiler Tisch eignet sich dafür, aber auch die Türrahmen. Grundsätzlich kann einem aber draussen auf dem freien Feld am wenigsten passieren.

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«Schweizer» Erdbeben werden unterschätzt
Aus Tagesschau vom 01.02.2014.
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