Der illustre Herr aus dem kamerunischen Grasland wollte sich von Fräulein Wuhrmann fotografieren lassen. Seine Frau sollte ihm auf dem Foto zu Füssen sitzen. Doch da hatte er seine Rechnung ohne Fräulein Wuhrmann gemacht. Sie liess nicht locker: «Wie viele Kinder hat dir deine Frau geboren?»
Auf dem Foto im Archiv der Mission 21 in Basel zeigen die Mundwinkel des Herren bis heute gegen unten. Seine Frau sitzt gelassen daneben. Auf einem Stuhl, wie er.
Das hätte sich wohl nicht jeder erlauben können. Aber Fräulein Wuhrmann, die ledige Lehrerin aus der Schweiz, hatte das Vertrauen der kamerunischen Gesellschaft gewonnen. «Über die Mädchen ist die Missionarin ganz nah an die Familien herangekommen. Sie kam bis in die innersten Kreise von König Ndjoya, bis in seinen Frauenharem», erklärt die Historikerin Claudia Wirthlin.
Fräulein Wuhrmann fotografierte nicht nur. Sie machte detaillierte Notizen zu ihren Fotos. Sie beschrieb die Verhältnisse und Zustände vor Ort. Eine Missionarin, die christliche Erziehung vermittelte. Aber nicht an allem und jedem in der Fremde ihre christlichen Massstäbe anlegte.
Ein Autodidakt dokumentiert die Natur
Ähnlich Jakob Hunziker aus dem Bernbiet, 50 Jahre früher. Der ledige Buchdrucker reiste für die Basler Mission nach Indien. Seine Aufgabe: das Wort Gottes zu verbreiten. Ganz unmittelbar, in einer kleinen Druckerei vor Ort. Auch er erfüllte seine Pflicht. Und auch er fand eine Leidenschaft: die Pflanzenwelt Südindiens.
Mit viel Durchhaltewillen und Verve machte sich der Missionar daran, eine neue Drucktechnik zu entwickeln. «Nature's Selfprintings», Naturselbstdrucke, nannte er die Methode. Sein Vorgehen: Er färbte Pflanzen ein, legte sie auf Papier und walzte drüber. «Das Resultat passte perfekt in jene Zeit, in der die Schwarz-Weiss-Fotografie aufkam und generell das Bedürfnis gross war, die Welt zu dokumentieren», so Claudia Wirthlin, die für das Archiv und die Bibliothek der Mission 21 arbeitet. Hunziker war ein Autodidakt. Er ging nicht so systematisch vor, wie das Botaniker taten. Aber sein Resultat konnte sich sehen lassen.
Wuhrmann und Hunziker sind spezielle Missionare. «Dennoch stehen sie für Hunderte, die auszogen», betont die Historikerin Wirthlin. Die Missionare hatten sehr viel Spielraum in der Fremde, den sie oft nutzten, auch ihren eigenen Interessen nachzugehen. Das wirkte oft weit über die Kirchengrenzen hinaus.