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Tessiner Autor Fabio Pusterla tritt unter Protest aus AdS aus
Aus Kultur-Aktualität vom 22.04.2024. Bild: KEYSTONE / GAETAN BALLY
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Wegen fehlender Positionierung Unter Protest: Fabio Pusterla verlässt Schweizer Autorenverband

Spannungen beim Schweizer Autorenverband: Schriftsteller und Spitze sind sich uneins bei der politischen Positionierung – mit Folgen.

Was ist passiert? Der Tessiner Autor Fabio Pusterla ist aus dem Verband der Autorinnen und Autoren der Schweiz (AdS) ausgetreten. In einem offenen Brief kritisierte Pusterla, dass der Verband politisch, unter anderem zur Situation im Nahen Osten, zu wenig Stellung beziehe. Der Verband habe sich in der letzten Zeit vor allem um gewerkschaftliche Angelegenheiten gekümmert. «Ich denke aber, es gibt auch in unserem Land genug Gründe, sich am politischen Diskurs zu beteiligen.» In den Diskussionen habe er auch gemerkt, dass nicht alle Mitglieder den Schriftsteller als politisch denkenden Menschen verstehen, der Teil der Zivilgesellschaft ist. Nun hat er die Reissleine gezogen.

Der Verband der Autorinnen und Autoren der Schweiz (AdS)

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Der AdS versteht sich als Interessensvertretung für die Sprache und das literarische Schaffen und Übersetzen in allen Sprachregionen der Schweiz. Der Verband hat über 1000 Mitglieder: Autorinnen und Autoren, Übersetzer und Übersetzerinnen aller literarischen Gattungen und aller vier Landessprachen, dazu verschiedener weiterer Sprachen.

Wie überraschend kommt der Austritt? Die Frage, wie politisch der AdS sein soll, beschäftigt den Verband bereits seit Monaten. Der Auslöser der internen Diskussion war der Angriff der Hamas auf Israel vom vergangenen Oktober. In der Folge habe Pusterla die Verbandsspitze in einer E-Mail auf das Problem der nicht vorhandenen politischen Positionierung des Verbandes hingewiesen. «Ich war nicht der einzige, der einen Positionsbezug forderte. Doch die Verbandsspitze unternahm seither nichts. Darum bin ich jetzt ausgetreten», sagt Pusterla im Interview mit SRF.

Fabio Pusterla in roter Jacke in einem Hausflur
Legende: Der Tessiner Autor Fabio Pusterla arbeitet als Dichter, Übersetzer und Essayist. 2013 erhielt er den Schweizer Literaturpreis für sein Gesamtwerk. KEYSTONE / GAETAN BALLY

Was erhofft sich Pusterla von seinem Austritt? Er hoffe, dass sein Weggang die Diskussion weiter anregt. Sein Entscheid hat aber auch mit der Lebensgeschichte des 66-jährigen Autors zu tun. Pusterla hat seine Wurzeln in der «Gruppe Olten». Diese Vereinigung von Schweizer Autorinnen und Autoren stand für einen demokratischen Sozialismus ein und verfolgte sowohl gewerkschaftliche als auch politische Ziele. Diese Einmischung fände heute seitens des Verbands der Autorinnen und Autoren der Schweiz nicht mehr statt, bedauert Pusterla.

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Archiv: Die Gruppe Olten im Literaturmagazin
Aus Das Literaturmagazin vom 07.05.1989.
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Wie hat der Verband reagiert? «Der gesamte Vorstand bedauert das sehr», kommentierte Geschäftsführerin Cornelia Mechler Pusterlas Austritt im Interview mit SRF: Pusterla sei unter den Autorinnen und Autoren im Tessin eine sehr starke Stimme. Der Verband hatte eigentlich das Gefühl, man sei in der Diskussion auf gutem Wege. Doch für den Verband stünden gewerkschaftliche Themen wie Urheberrechte, soziale Sicherheit oder der Umgang mit KI im Vordergrund. Da bliebe die politische Stellungnahme – wenn sie nicht ganz direkt auf den Beruf des Autorenstands ziele – auf der Strecke. «Das kann man nicht wegreden», sagt Mechler. Sie bedaure es, dass der Verband Fabio Pusterlea nicht mehr die Heimat bieten könne, die er sich wünsche.

Warum hält sich der AdS bei politischen Themen zurück? Die Zurückhaltung erklärt Mechler damit, dass der Verband Mitglieder jeglicher Religion und Meinung habe. Nach dem Überfall der Hamas auf Israel machte der AdS ein allgemeines Statement gegen Gewalt und Krieg und äusserte die Hoffnung, dass die Autorinnen und Autoren ihre Stimmen erheben. «Von sehr vielen wurde das sehr gut aufgenommen», sagt sie. Es habe aber auch Kritik gegeben.

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Stellungnahme des AdS zur Kritik und zum Austritt von Fabio Pusterla
aus Kultur-Aktualität vom 22.04.2024. Bild: Keystone/Lukas Lehmann
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Welche Konsequenzen zieht der AdS? Es sei nicht nichts geschehen, betont Cornelia Mechler. Man habe sich um ein Instrument des Meinungsaustausches bemüht und werde es den Mitgliedern vorstellen. Es ist eine Plattform namens «Speaker's Corner». Sie wird Teil der AdS-Internetseite.

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Radio SRF 2 Kultur, Kultur Aktualität, 22.4.2024, 8:06 Uhr.;

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