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Musik Am Wiener Opernball gibt ein Schweizer den Dreiviertel-Takt an

Andreas Spörri zog es schon früh zur Musik der Strauss-Dynastie. Der Schweizer dirigiert nun zum sechsten Mal den Opernball, unermüdlich bis zum Morgengrauen. Auf einen Moment freut er sich besonders: Wenn sich plötzlich die oberen Zehntausend mit den Wiener Normalos im Tanz vermischen.

Andreas Spörri am Wiener Opernball / IFrames

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Diesen Moment zu dirigieren, liebt Andreas Spörri besonders: Die Quadrille. Der Tanz, bei dem sich die meisten der 7000 Opernball-Besucher ins Getümmel werfen und jegliche Etikette unwichtig wird. Spätestens dann begegnen sich die unterschiedlichsten Menschen auf Augenhöhe, vermischen sich «Oben» und «Unten». Da tritt die Managerin dem Studenten auf die Füsse. Und keinen kümmert’s!

Empathie heisst das Zauberwort

Die österreichische Seele, die kennt der 55-jährige Schweizer Dirigent. Scherzhaft merkt er an, dass er schon mit Blick auf die Habsburg im Kanton Aargau geboren wurde. Spörri schloss sein Musikstudium an den Hochschulen in Basel und Wien ab. Weitere Studien als Dirigent führten ihn zum Schönberg-Schüler Erich Schmid und nach Wien.

Seit dieser Zeit liebt er die Musik der Strauss-Dynastie. Spörri weiss von der gestalterischen Herausforderung, die dieses Musikgenre in sich birgt. Grundvoraussetzung: Das richtige «Feeling» für diese Musik. Empathie heisst für Spörri das Zauberwort, zwischen den Noten lesen und vor allem eines: sich hineinfühlen können.

Auf den Spuren der österreichischen Seele

Andreas Spörri erlangte im Laufe seiner Karriere Engagements auf der ganzen Welt. Er dirigierte unter anderem das Hermitage Symphony Orchestra in St. Petersburg. Seit 2006 bringt er den Ägyptern mit dem Cairo Symphony Orchestra Wagner, Beethoven und Schubert näher. Zuletzt dirigierte er auch in Québec und Montreal.

Neben seinem klassisch-romantischen Repertoire beschäftigt sich der Dirigent seit 20 Jahren immer wieder auch mit Werken der Strauss-Dynastie. Den Kompositionen von Johann Strauss Junior gilt Spörris Bewunderung. Fast 600 Werke hat der Wiener geschaffen, sein Fundus an Melodien ist schier unerschöpflich.

Leichtigkeit und Hintergründigkeit

Vor allem Strauss’ Walzer – sinfonischen Dichtungen ähnlich – sind für den Schweizer Dirigenten eine gestalterische Herausforderung: Wo verzögern, wo beschleunigen, wie und weshalb? Ähnlich wie bei Schubert enthält Johann Strauss’ Musik beides: scheinbare Leichtigkeit und komplexe Hintergründigkeit.

Diese Hingabe Spörris weckte 2003 auch das Interesse des Wiener Opernball Orchesters. Seither führt das Wiener Orchester mit Spörri die «Konzerte zum Neuen Jahr» und die «Wiener Sommer Gala» im KKL Luzern auf.

Dirigieren bis zum Morgengrauen

2010 kam dann der musikalisch-gesellschaftliche Ritterschlag: Spörri wurde gefragt, ob er am Wiener Opernball dirigieren wolle. Er wollte.

Zum sechsten Mal ist Spörri am 12. Februar 2015 nun also der Mann mit dem unermüdlich schwingenden Taktstock, oben auf der eigens für den Ball eingebauten Loge. Der Mann, der ab 22 Uhr die Eröffnung mit Bundes- und Europa-Hymne dirigiert, ebenso die Einlagen des Staatsballetts und den berühmten Einzug der Debütantinnen und Debütanten, des sogenannten Jungdamen- und Jungherrenkomitees.

Und Spörri ist auch der Mann, der bis morgens um 5 Uhr im Wechsel mit der Big Band das «Volk unten im Saal» zur Straussschen Musik in eine andere Welt versetzt. Eine körperliche Parforce-Leistung, auf die sich Spörri mental gut vorbereitet. Wie bei jedem Marathon ist es auch beim musikalischen: Am Ende ist man erschöpft, aber glücklich. Auf die letzte Quadrille, wenn sich wieder alle vermischen, freut sich Spörri besonders.

Dieser Artikel erschien ursprünglich bei 3sat.de, Link öffnet in einem neuen Fensterim Browser öffnen.
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Werke am Opernball 2015

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u.a.:

  • Österreichische Bundeshymne
  • Europahymne aus L. van Beethovens 9. Symphonie
  • Carl Michael Ziehrer: «Fächer-Polonaise»
  • Johann Strauss Sohn: «Kaiserwalzer»
  • D. Schostakowitsch: «Barrel Organ Waltz / The Gadfly Suite»
  • Eduard Strauss: «Wo man lacht und lebt»
  • Johann Strauss Sohn: «An der schönen blauen Donau»
  • J. Strauss Sohn: «Fledermaus-Quadrille»

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