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Erich Fischer: «Das Risiko Hitze wird zu wenig ernst genommen»
Aus Tagesgespräch vom 09.08.2023. Bild: REUTERS/Gary Hershorn
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Schweizer Temperaturrekorde Ein rekordverdächtiger Blick auf den Klimawandel

  • Die Anzahl Hitzerekorde in der Schweiz übersteigt die Anzahl Kälterekorde seit etwa 30 Jahren deutlich.
  • Seit 1990 gab es rund 40 Mal mehr Hitzerekorde als Kälterekorde.
  • Vor 1990 wurden immer etwa gleich viele rekordhohe und rekordtiefe Temperaturen registriert.
Velofahrer auf dem zugefrorenen Bodensee
Legende: Bilder aus der Vergangenheit wie hier im Jahr 1963 auf dem Bodensee dürften wohl eher Bilder aus der Vergangenheit bleiben. KEYSTONE/ARCHIVE

Rekorde sollten immer seltener werden

Stellen Sie sich vor, Sie würden auf Rekordjagd gehen. Genauer gesagt würden Sie jeden Abend messen, wie lange Sie zum Zähneputzen brauchen. Bei der ersten Messung würden sie garantiert einen Rekord für die längste Dauer aufstellen. Beim zweiten Mal müssten sie sich schon etwas bemühen. Würden Sie dies mehrere Jahre lang tun, würde es immer unwahrscheinlicher werden, dass sie länger als je zuvor die Zähne putzen. Genau analog sollte es auch bei Temperaturmessungen sein. Rekorde sollten immer seltener werden. So ist es aber nicht. Schuld ist der Klimawandel, welcher Hitzerekorde wieder zunehmen lässt.

Hitzerekorde an Schweizer Messstationen nehmen wieder zu

Wir haben an 11 Messtationen in der Schweiz Kälte- und Hitzerekorde in den letzten 150 Jahren gezählt. Als Rekord zählt ein Tag, wo die Tagesmitteltemperatur wärmer oder kälter war, als an allen Tagen im selben Monat zuvor.

Kurz nach dem Beginn der Analyse im Jahr 1873, haben Rekorde wie erwartet stark zugenommen, danach kamen bis in die 1980er Jahre immer weniger dazu. Dabei haben sich Kälte- und Wärmerekorde ungefähr die Waage gehalten. Ab etwa 1990 beobachten wir dann eine klimabedingte Zunahme der Hitzerekorde. Kälterekorde gab es ab dann an den ausgewerteten Messstandorten kaum mehr.

Temperaturrekorde pro Dekade

Fasst man die Anzahl Rekorde seit 1950 für jede Dekade zusammen, zeigt sich ein klares Bild.

  • Vor den 80er Jahren gab es noch Dekaden, in denen es mehr Kälterekorde als Hitzerekorde gab.
  • Seit 1990 zählten wir drei Kälterekorde. Demgegenüber stehen 114 Wärmerekorde. Es gab daher seit 1990 knapp 40 Mal mehr rekordhohe Temperaturen als rekordtiefe.
  • Der letzte Kälterekord wurde 2003 registriert. Während den darauffolgenden Jahren ohne Kälterekord wurden an den 11 Stationen weitere 76 Hitzerekorde gemessen.

Schweiz kein Einzelfall

Der Klimawandel ist ein globales Phänomen. Daher überrascht es nicht, dass eine ungleiche Verteilung von Hitze- und Kälteextremen beispielsweise bereits 2009 für die USA festgestellt wurde.

Methodik

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Für die Auswertung wurden die Daten der Messstationen Altdorf, Andermatt, Basel, Bern, Davos, Elm, Engelberg, Lugano, Luzern, St. Gallen und Zürich benutzt. Die Daten kann man hier beziehen.

Ab 1873 wurden die Messwerte ausgewertet. Immer, wenn der jeweilige Tagesmittelwert höher lag als der bisherige Monatsrekord, wurde ein Rekord für das jeweilige Jahr vermerkt.

In den ersten 30 Jahren wurden Rekorde nur dann gezählt, wenn sie in den 10 höchsten oder tiefsten Prozent aller Tage im jeweiligen Monat lagen. Dies stellt sicher, dass die gespeicherten Rekorde auch zu Beginn ungewöhnlich hohe oder tiefe Temperaturen waren und macht die Daten weniger sensibel gegenüber der Wahl des Anfangsjahres.

Tagesgespräch, 09.08.2023, 13:00 Uhr

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