Das Lied kennen alle, viele haben dazu in den Skihütten und Festzelten dieser Welt getanzt. Und auch auf den Streaming-Plattformen hat sich der «Ententanz» längst eingenistet.
Aber nur wenige wissen, wie der Song international derart bekannt werden konnte.
Alles begann vor 70 Jahren. Der damals noch junge Thurgauer Akkordeonist Werner Thomas trat als Alleinunterhalter in Bündner Gasthöfen auf. Mitte der 50er-Jahre komponierte er die eingängige Melodie des späteren «Ententanzes». Ursprünglich war sie nur dazu gedacht, die Zwischenprogramme anzukündigen.
Dann kam es zu einer folgenreichen Begegnung: Anfang der 70er-Jahre machte der belgische Produzent Louis van Rijmenant Winterferien in Davos. Besessen von der kleinen, unprätentiösen Melodie nahm er Werner Thomas unter Vertrag.
1973 kam die erste Instrumentalversion unter dem Titel «Tchip Tchip» in die Läden, die bereits an das Zwitschern der Vögel erinnerte. Die belgische Gruppe «Cash & Carry» hatte eine Synthesizer-Version aufgenommen.
«So hatte ich mir das nicht vorgestellt»
Der nasale Klang des Stücks gefiel Werner Thomas jedoch überhaupt nicht. «Als ich es zum ersten Mal hörte, war ich enttäuscht, denn es war nicht so, wie ich es mir vorgestellt hatte», sagte er in einer deutschen Fernsehsendung.
Den Menschen gefiel es aber offenbar, der Entensong schwamm auf der Erfolgswelle: «Tchip Tchip» hielt sich nicht nur in Belgien, sondern auch in der Schweiz wochenlang an der Spitze der Charts.
Schliesslich beschloss der amerikanische Produzent Stanley Mills, den «Ententanz» in die USA zu exportieren. Die Instrumentalversion erschien 1982 unter dem Titel «The Birdie Song». Nun fehlte nur noch ein Text, damit das Lied wirklich durchstarten konnte.
«Okashii Tori» – erfolgreich sogar in Japan
Die französische Version von J.J. Lionel gab die Richtung vor: Sein «La Danse des Canards» wurde zu einem der grössten französischsprachigen Hits der 80er-Jahre. 1983 wurde der «Ententanz» ins Guinness-Buch der Rekorde aufgenommen, mit 2,5 Millionen verkauften Exemplaren in Frankreich.
Die deutsche Version stammt vom Schlager- und Juxsänger Frank Zander. Unter dem Alias «Fred Sonnenschein» veröffentlichte er das Lied «Ja, Wenn Wir alle Englein wären» im Jahr 1981.
Insgesamt wurde der Titel in über 40 Ländern auf mehr als 50 Millionen Tonträgern und in etwa 400 verschiedenen Versionen verkauft. In Italien tanzte man zu «Il ballo del qua qua», die portugiesische Version nennt sich «A dança do passarinho», und Spanien machte daraus «Pajaritos a bailar». Sogar in Japan kennt man mit «Okashii Tori» die «Ententanz»-Melodie. Damit ist der Song – bei Weitem – der meistinterpretierte und meistexportierte Schweizer Titel.
«Tatar und Prosecco»
Heute ist der Akkordeonist Werner Thomas 96 Jahre alt. Nach letzten Informationen verbringt er ruhige Tage in einer luxuriösen Altersresidenz im Kanton Tessin. Er hat nie verraten, wie viel Geld ihm sein Werk eingebracht hat, war aber immer sehr stolz darauf.
In seinem letzten Interview, das er 2018 der Zeitung «Blick» gab, erklärte der Komponist des grössten Schweizer Hits, er wolle einfach «in aller Ruhe ein Tatar und ein Glas Prosecco geniessen».