Vielleicht ist Ihnen das beim Besuch in der Autogarage auch schon aufgefallen: Die Reparatur eines neueren Fahrzeugs ist deutlich teurer als die eines älteren Modells. Der Vergleichsdienst Comparis bestätigt das gegenüber dem Westschweizer Radio und Fernsehen (RTS). Er hat die Kosten typischer Reparaturen (Scheinwerfer, Windschutzscheibe, Stossstange) analysiert. Verglichen wurden die Preise für diese Reparaturen an einem zehn Jahre alten Modell mit denen an einem ein Jahr alten.
Dabei zeigt sich: Die Preise für einen VW Golf sind von 4000 auf 5100 Franken gestiegen. Für einen Skoda Octavia haben sie sich von 3900 auf 7300 Franken erhöht. Am grössten ist der Anstieg bei einem BMW 3er: Die Reparaturkosten sind hier von 5000 auf 15'500 Franken geklettert.
Mehr Technologie, mehr Teile, höhere Kosten
Comparis nennt die technologische Entwicklung als Grund für die steigenden Kosten. Claudio Cerato, Garagist aus Genf, beobachtet diesen Trend täglich. «Es gibt Steuergeräte für alles: Motor, Bremsen, ABS, Airbags. Alles ist elektronisch», sagt er im Interview mit RTS.
Selbst für die Fehlersuche müssen Werkstätten in elektronische Diagnosegeräte investieren. «Die kosten 4000 bis 5000 Franken, ohne jährliche Lizenzen und Updates», erklärt Cerato. Und das schlage sich auf die Tarife der Garagen nieder.
Früher 7000, heute 70'000 Teile: die simple Reparatur alter Autos
Die Komplexität eines Autos spiegelt sich ebenso in der Anzahl seiner Teile wider. Oldtimer-Liebhaber Sebastian Becker verdeutlicht dies am Beispiel seines VW-Busses von 1967 im Vergleich zu heutigen Modellen. «Damals bestand ein Auto aus rund 7000 Bauteilen, inklusive aller Schrauben und Muttern. Heute umfasst ein Fahrzeug etwa 70'000 Bauteile.» Damit steige auch das Pannenrisiko, betont er.
Diskutieren Sie mit:
Hinzu kommt, dass die Preise für die Ersatzteile in die Höhe schnellen. Garagist Claudio Cerato: «Scheinwerfer, die früher 150 bis 200 Franken kosteten, kosten jetzt 500 oder 600 Franken pro Stück.» Dieser Preisanstieg ist hauptsächlich auf die zunehmende technologische Komplexität zurückzuführen.
Günstigere Ersatzteile statt Markenprodukte
Um diese hohen Kosten zu umgehen, bauen viele Garagisten Teile ein, die nicht von den Autoherstellern, sondern von Drittanbietern verkauft werden. Dafür wenden sich freie Werkstätten an Ersatzteilhändler wie Derendinger. Die Firma beliefert 7500 Werkstätten in der Schweiz. «Die von uns vertriebenen Teile können offiziell als Originalteile gekennzeichnet werden», erklärt Marketingleiter Sébastien Moix. «Manchmal handelt es sich auch um dasselbe Produkt, nur anders verpackt.»
Die Vorteile erkennt auch Nicolas Roos, Garagist in Rossens (FR). «Vergleicht man bestimmte Teile mit und ohne Markenlogo, beträgt der Preisunterschied teils fast 50 Prozent.» Dennoch bleibt er bei bestimmten Reparaturen vorsichtig. «Bei Katalysatoren oder Hochdruckpumpen verwende ich keine Nachbauteile. Da setze ich auf Originalteile», so Roos.
Doch wie kann man sicher sein, dass die verwendeten Teile die richtigen sind und das Fahrzeug nicht beschädigen? Für Laien ist das unmöglich. Die von RTS befragten Fachleute sind sich einig: Man braucht eine vertrauenswürdige Autogarage, und wer hohe Reparaturkosten vermeiden wolle, solle ein möglichst einfach ausgestattetes Auto wählen. Reparaturen seien dann in der Regel günstiger.