Die Markenvielfalt wird laufend grösser: Zeeker aus China wirbt aktuell um die Gunst der Kundschaft, Lucid aus den USA eröffnet neue Showrooms und Polestar aus Schweden baut seine Präsenz in der Schweiz laufend aus.
Gerade Polestar gehört inzwischen zu den etablierteren Namen einer neuen Generation von Autobauern und steht beispielhaft für die aufstrebenden Elektromarken. «Der Verbrenner wird verschwinden. Das ist gar nicht mehr die Diskussion, es ist nur noch die Frage, wann», ist der Chef von Polestar, Michael Lohscheller, überzeugt.
Neue Marke aufzubauen verschlingt Milliarden
Elektroautos zu verkaufen, heisst aber noch lange nicht, dass die Konzerne damit auch Geld verdienen. Im Gegenteil: Eine neue Marke aufzubauen, kostet unheimlich viel. Allein Polestar hat in den vergangenen fünf Jahren Verluste von knapp sechs Milliarden Dollar gemacht, davon 1.2 Milliarden Dollar in den ersten sechs Monaten dieses Jahres. «Ich sehe uns operativ auf gutem Weg», kommentiert der Polestar-Chef die roten Zahlen.
Die Zuversicht zieht Lohscheller aus den steigenden Absatzzahlen und den sinkenden Kosten. Er ergänzt: «Wir haben in den Anfängen der Marke eine Menge Investitionen getätigt. In dem Masse brauchen wir das in der Zukunft nicht mehr.»
Saudisches Geld sichert das Überleben von Lucid
Neue Modelle entwerfen, die Autos bewerben, ein Händlernetz aufbauen: All das braucht Zeit und kostet Geld. Diese Erfahrung macht auch Lucid, eine neue Marke aus den USA. Eric Bach, der langjährige Chefingenieur, sagte es im September so: «Wenn man eine Marke aufbauen möchte, braucht es einen sehr langen Atem.» Anfang November hat Eric Bach Lucid verlassen, im Rahmen einer Reorganisation.
Die Automarke erlebt stürmische Zeiten, da sie in den vergangenen fünf Jahren Verluste von über zehn Milliarden Franken angehäuft hat. Überlebt hat sie bislang nur dank vieler Milliarden des Hauptaktionärs, dem Staatsfonds von Saudi-Arabien.
Lucid verkauft weltweit pro Jahr ein paar Tausend Fahrzeuge. Das ist viel zu wenig, um profitabel zu sein. Eric Bach, der lange bei Volkswagen, später bei Tesla und zuletzt fast zehn Jahre bei Lucid war, kennt die Herausforderungen für neue Marken: «Wenn man als Unternehmen bestehen möchte, braucht man ein relativ hohes Volumen. Die magische Grenze sind ungefähr 500'000 Jahreseinheiten.» Davon ist Lucid weit entfernt.
Erfolgsfaktor: Nähe zur Kundschaft
Bis Polestar profitabel ist, dauert es noch. Immerhin zeigen die Verkaufszahlen aufwärts: Die Firma verkauft inzwischen mehrere Zehntausend Fahrzeuge pro Jahr, hat verschiedene Modelle im Angebot und baut ihr Händlernetz aus. Gerade dieses Netz sei entscheidend für den Erfolg einer neuen Marke, betont Polestar-Chef Michael Lohscheller: «In vielen Ländern ist der persönliche Kontakt zum Kunden total wichtig. Vor ein paar Jahren haben viele in der Industrie gesagt, Händler brauche es nicht mehr. Ich glaube, das Gegenteil ist der Fall. Wir brauchen die Händler.»
Inzwischen arbeitet die Marke eng mit Volvo zusammen. Nicht nur bei der Entwicklung von Fahrzeugen, sondern ebenso beim Verkauf, da beide Marken dem chinesischen Autogiganten Geely gehören. Diese Zusammenarbeit mit Volvo und Geely macht es für Polestar zwar einfacher, als neue Marke Fuss zu fassen. Aber die Hürden, um langfristig auf dem Markt zu bestehen, bleiben hoch.