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Genf Spaziergänger finden Wildkatzen – und halten sie für Haustiere

Erst eine DNA-Analyse ergab, dass es sich bei den gefundenen Kätzchen um eine Wildtierart handelt. Sie wurden in einer Auffangstation betreut und schliesslich wieder ausgewildert. Der Experte erklärt, wie man sich in solchen Situationen richtig verhält.

Spaziergänger stossen vor einigen Monaten in einem Genfer Waldgebiet auf drei kleine Kätzchen. Die Tiere scheinen ausgesetzt, und alles deutet für sie darauf hin, dass es sich um Hauskatzen handelt. Die Passanten beschliessen daraufhin, sie mitzunehmen und einem Tierheim zu übergeben. Doch es ist zunächst unklar, ob es sich tatsächlich um ausgesetzte Kätzchen handelt: Denn mit blossem Auge ist es äusserst schwierig, eine getigerte Hauskatze von einer getigerten Wildkatze zu unterscheiden.

Der Wildkatzenfund und Verhaltenstipps für solche Fälle:

Die kantonalen Umweltbeauftragten schalten sich ein, ein DNA-Test wird durchgeführt und der Zweifel ist ausgeräumt. Die Kätzchen gehören tatsächlich zu einer wilden Art. Sie werden schliesslich dem Greifvogel- und Wildtier-Rehabilitationszentrums (CRR) in Genf übergeben.

Ihr wildes Verhalten bewahren

Während mehrerer Monate wird alles unternommen, um den Kontakt mit dem Menschen so weit wie möglich zu begrenzen. Virginie Rossier, Tierarztassistentin im Zentrum, beschreibt die Betreuungsbedingungen: «Wir haben die Kätzchen mehrere Monate in einer Voliere gehalten. Dort hatten sie ihre Ruhe und sahen sehr selten Menschen. Nur einmal am Tag kam eine Person vorbei, um Futter zu bringen», erklärt sie gegenüber dem Westschweizer Radio und Fernsehen (RTS).

Die Kätzchen bekommen Nagetiere als Futter, um ihren Jagdinstinkt zu bewahren. Ein Verhalten, das die Pflegerin mit Zufriedenheit beobachtet. «Sobald ich zum Füttern kam, versteckten sie sich in den Bäumen und fauchten. Das ist ein sehr gutes Zeichen. Es bedeutet, dass sie ihr wildes Verhalten bewahren», fügt Virginie Rossier hinzu.

Eine seltene und bedrohte Art

Die Kätzchen sind in Wirklichkeit Europäische Wildkatzen, eine in der Schweiz geschützte einheimische Art. Ein scheues Tier, das auch heute noch gefährdet ist, insbesondere durch Kreuzungen mit Hauskatzen.

Yves Bourguignon vom Kantonalen Amt für Landwirtschaft und Natur präzisiert: «Die Europäische Wildkatze war noch vor nicht allzu langer Zeit eine sehr seltene Art. In den letzten Jahren hat sich ihr Bestand etwas erholt, aber sie ist nach wie vor stark bedroht. Im Kanton Genf gibt es nur noch sehr wenige Exemplare. Wir haben das Glück, dass sie in fast allen grösseren Waldgebieten vorkommen», erklärt er.

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Diese Geschichte nahm zwar ein gutes Ende, verdeutlicht aber einen weit verbreiteten Irrtum. Immer mehr Wildtiere werden in Auffangstationen gebracht, obwohl sie es nicht nötig haben. Davon ist dringend abzuraten. Im Zweifelsfall sollte man die Wildhut kontaktieren, anstatt selbst einzugreifen.

«Das Fangen von Wildtieren jeglicher Art ist verboten. Handelt es sich um eine geschützte Art, kann dies geahndet werden», warnt Yves Bourguignon. Nach mehrmonatiger Pflege und Vorbereitung wurden die drei eingefangenen Tiere im Herbst schliesslich in einem Waldgebiet im Kanton Genf ausgewildert.

RTS 12h45; 16.12.2025; 12:45 Uhr; noes

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