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Lieblingsobst der Schweiz Der perfekte Apfel erfordert zahlreiche Behandlungen

Der Apfel ist populär – er gilt als Schweizer Lieblingsobst. Doch er fordert einen hohen Preis: Bis zu 25 Behandlungen pro Jahr sind nötig, um den ästhetischen Perfektionsansprüchen des Handels zu genügen – ein Aufwand, der den Wunsch nach resistenteren Sorten schürt.

Der Apfel ist die Lieblingsfrucht der Schweizerinnen und Schweizer. Und zugleich die Frucht, die am meisten behandelt werden muss.

Einer Recherche des Westschweizer Radio und Fernsehens RTS zufolge sind jährlich zwischen 10 und 25 Behandlungen nötig, um ein einziges Ziel zu erreichen: Die extrem strengen Anforderungen des Grosshandels zu erfüllen.

So werden die Äpfel behandelt (mit deutschen Untertiteln)

Denn um in den Regalen zu landen, müssen Äpfel zahlreiche Kriterien erfüllen: zu Grösse, Farbe, Form.

In der Genossenschaft «Inoverde de Léman fruits» wird streng sortiert. «Jede Sorte hat ihre eigenen Grössenvorgaben. Wir sortieren auch nach der Grundfarbe. Ob ein Gala-Apfel wenig, mittlere oder starke Färbung zeigt, hat Einfluss auf die Qualität. Und das letzte Kriterium sind Form- und Schalenfehler, bei denen man Verformungen, Hagelschäden und ähnliches sieht», erklärt Stefan Hornung, Leiter des Standorts Perroy im Kanton Waadt.

Ästhetik hat ihren Preis

Auf riesigen Förderbändern laufen die Äpfel an Kameras vorbei, die jede Frucht bis zu 120-mal aus allen Blickwinkeln fotografieren, um selbst kleinste Mängel zu erfassen.

Anschliessend teilt man die Früchte in drei Kategorien ein: erste Wahl, zweite Wahl sowie Äpfel für Saft oder Cidre. Ein Gala-Apfel erster Wahl wird für 1.29 Franken pro Kilo verkauft, während der Preis für einen Apfel zweiter Wahl auf 50 Rappen pro Kilo fällt.

Ein Mann pflückt Äpfel
Legende: Bis ein wohlgeformter, makelloser Apfel in den Regalen zu finden ist, sind viele Behandlungen nötig. Keystone / Gian Ehrenzeller

Für Gérard Varone, Biobauer in Bramois im Kanton Wallis, beträgt der Anteil verkaufsfähiger Äpfel noch 60 bis 70 Prozent. Der Rest wird zu Saft oder Kompott verarbeitet oder wandert in die Lebensmittelindustrie.

Zwar ist der Kilopreis für Bio-Äpfel mit 2.10 Franken höher, doch da der Markt zu klein ist, muss Varone einen Teil seiner Ernte deklassieren und zum Preis von konventionellen Äpfeln verkaufen.

Zwischen 10 und 25 Behandlungen pro Jahr

Um die Kriterien des Grosshandels zu erfüllen, müssen Obstbauern jedes Jahr zahlreiche Behandlungen durchführen: 10 bis 15 Behandlungen im integrierten Anbau, der den Einsatz von Chemikalien erlaubt, und 20 bis 25 Behandlungen im ökologischen Anbau, der nur natürliche Produkte zulässt.

Die Lösung? Widerstandsfähigere Sorten

Am Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FIBL) in Lausanne arbeitet Robin Sonnard am Apfel der Zukunft. «Er muss ertragreich und regelmässig sein, wenig anfällig für Krankheiten und Schädlinge. Ausserdem muss er gut lagerfähig sein und den Verbrauchern schmecken.»

Zwar ist Robin Sonnard noch weit davon entfernt, diese Sorte gefunden zu haben, doch die Sortenauswahl gilt als Schlüssel, um die Anzahl der Behandlungen zu reduzieren.

Robin Sonnard wählt aus Hunderten alten, krankheitsresistenten Apfelsorten aus und kreuzt sie mit neueren Sorten, die einen besseren Ertrag garantieren. Eine langwierige Aufgabe. «Die Züchtung einer neuen Apfelsorte wie beispielsweise Pink Lady dauert fast 20 Jahre», sagt er.

«Nach zahlreichen Kreuzungen pflanzt man Versuchsbäume in Obstgärten. Und am Ende werden 99 Prozent der neuen Sorten nicht auf den Markt kommen.» Denn sie müssen auch den Konsumentinnen und Konsumenten gefallen.

RTS A bon entendeur, 7.10.2025, 20:15 Uhr

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