Wunschlisten für Geschenke sind in diesen Tagen vor Weihnachten hoch im Kurs. Eine Wunschliste ganz anderer Art kommt heraus, wenn man die Schweizer Bevölkerung fragt, was sie unter dem Begriff «Reichtum» versteht – eine Liste, auf der lauter Dinge zuoberst stehen, die man in keinem Laden kaufen kann.
Die Frage nach dem Reichtum war Teil der grossen Meinungsumfrage «Wie geht’s, Schweiz?», die das Forschungsinstitut GFS Bern im Auftrag der SRG durchgeführt hat. 55'000 Personen haben daran teilgenommen (siehe Box). Von neun möglichen Aspekten von Reichtum nennen 99 Prozent der Befragten an erster Stelle «gute Gesundheit». 98 Prozent bezeichnen «Freiheit» als wichtig und 96 Prozent «soziale Beziehungen».
Weit weniger Bedeutung messen die Befragten materiellen Aspekten bei. 78 Prozent bezeichnen «Geld» als wichtig, 52 Prozent «Eigentum» und nur 32 Prozent «Konsumgüter wie Kleidung oder Autos».
Reichtum ist keine Garantie fürs Glück
Diese Prioritätensetzung mag erstaunen, in einem Land, das zu den finanziell reichsten der Welt gehört. Womöglich ist sie aber genau das Abbild davon: Der Reichtum ist ja schon da, viele in diesem Land müssen ihn sich nicht mehr herbeiwünschen.
Dafür liefert die Meinungsumfrage «Wie geht’s, Schweiz?» gleich mehrere Belege. Zwei Drittel der Befragten deklarierten sich als relativ entspannt, was ihre eigene finanzielle Situation betrifft – trotz der ständig steigenden Preise für Wohnung oder Krankenkasse.
Und auf die Frage, wie stark man sein Handeln darauf ausrichtet, möglichst grossen finanziellen Reichtum zu besitzen, antworten nur 26 Prozent der Befragten mit «sehr stark» oder «eher stark». 71 Prozent geben an, für sie sei materieller Reichtum keine Priorität.
Ein weiteres Resultat aus der Umfrage unterstreicht, für wie gering die Befragten den Einfluss des Materiellen auf ihr individuelles Wohlbefinden halten: 93 Prozent stimmen der Aussage zu, dass Reichtum zwar finanzielle Sicherheit bietet, aber keine Garantie für ein sorgenfreies Leben ist.
Jüngere streben eher nach Reichtum
Die kritische Sicht der Befragten auf das Thema Reichtum kommt auch bei Fragen zum Ausdruck, in denen es um dessen Verteilung geht. Vier von fünf halten das Wachstumsgefälle zwischen Arm und Reich für zu gross. Und 87 Prozent stimmen der Aussage zu, dass für die meisten jungen Leute der Besitz eines Eigenheims nicht mehr finanzierbar sei.
Für manche der Jüngeren ist eben der Reichtum nicht einfach schon da, selbst wenn sie in wohlhabendem Hause aufgewachsen sind. Die jüngste Altersgruppe der 16- bis 39-Jährigen ist auch jene, die ihre finanzielle Situation stärker als andere als angespannt bezeichnet. Und sie bekennt sich eher dazu, ihr Handeln auf den Erwerb von finanziellem Reichtum auszurichten.