Das Hunziker-Areal liegt im Norden Zürichs und wirkt von aussen wie eine gewöhnliche, moderne Siedlung. Doch hinter der Fassade läuft ein Experiment. Vor zehn Jahren hat die Genossenschaft «Mehr als Wohnen» hier einen Wohnkomplex errichtet, der vom Ziel einer 2000-Watt-Gesellschaft inspiriert ist (vgl. Kasten).
Die 13 Gebäude des Hunziker-Areals sind mit energieeffizienten Beleuchtungslösungen und Geräten ausgestattet. Gemeinsam genutzte Flächen und autofreie Innenhöfe sollen zeigen, dass ein komfortables Leben in der Stadt durchaus energieeffizient sein kann.
In den bisher zehn Jahren Laufzeit des Experiments hat das Areal seine Emissionen weiter reduziert und diente auch als Inspiration für andere Projekte in der Schweiz. Gemäss der Zertifizierungsstelle erzeugt das Quartier etwa 16.6 Kilogramm CO₂-Äquivalent pro Quadratmeter – rund 20 Prozent unter dem Grenzwert des 2000-Watt-Labels. Mit den eingebauten Heizungs-, Warmwasser- und Lüftungssystemen verbraucht es nur etwa einen Viertel der Energie eines durchschnittlichen Schweizer Wohngebäudes.
Wenig privater Wohnraum
Doch dieser Lebensstil hat auch seine negativen Seiten. Die Bewohnerinnen und Bewohner haben zwar gelernt, mit wenig Platz und gemeinschaftlich genutzten Einrichtungen zu leben. Es kann dabei jedoch zu zwischenmenschlichen Spannungen kommen. Offenbar stellt nachhaltiges Leben nicht nur eine technische, sondern auch eine soziale Herausforderung dar.
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Die Gebäude sind so konzipiert, dass eine gemeinschaftliche Nutzung leichtfallen soll. Jede Wohnung verfügt über eine eigene Küche und einen privaten Bereich. Trotzdem gibt es Gemeinschaftsküchen, Veranstaltungsräume und öffentliche Werkstätten. Nur gerade 34 Quadratmeter pro Person stehen im Schnitt zur Verfügung – der Schweizer Durchschnitt liegt bei 45 Quadratmeter. Während zu Beginn des Projekts noch reges Treiben ausserhalb der Wohnungen herrschte, geht es mittlerweile ruhiger zu und her.
«Zu Beginn waren die Leute sehr aktiv», erzählt Uschi Ringwald gegenüber SWI swissinfo.ch, dem Informationsportal für die Schweizer Community im Ausland. Sie wohnt seit der Eröffnung des Areals hier. «Jetzt wollen viele einfach ein bisschen Ruhe. Jeder braucht seine eigene Höhle.» Trotzdem herrsche ein Gemeinschaftsgefühl, allerdings einfach im kleineren Kreise.
Fernwärme aus der Zürcher Abfallverbrennungsanlage, Regenwassernutzung für die Gärten: Auf dem Papier scheint die Genossenschaft ihre Ziele zu erreichen. Doch im Hunziker-Areal prallen Ideale auf Alltagsgewohnheiten. Ein Beispiel: Weniger Fleisch zu essen, ist eine der effektivsten Massnahmen, um den individuellen CO₂-Ausstoss zu reduzieren. Dennoch ist auf dem Areal der Anteil jener, die wenig oder gar kein Fleisch essen, leicht gesunken.