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Neues Buch Vom Flüchtlingskind zur Köchin: Ruun Calis Lebensweg

Die Autorin und Köchin Ruun Cali kam als Kind ohne Familie aus Somalia in die Schweiz. In Airolo hat sie sich ein neues Leben aufgebaut. Ihre bewegende Fluchtgeschichte erzählt sie in ihrem neuen Buch.

«Der Wind hat mich in die Schweiz getragen.» Mit diesen Worten – und unter diesem Buchtitel – beschreibt die Autorin Ruun Cali ihren langen Weg von Mogadischu in Somalia bis nach Airolo, wo sie heute als Köchin arbeitet.

Ihre Geschichte erzählt sie auch dem Radio und Fernsehen der italienischsprachigen Schweiz RSI. «Es war sehr schwer, aber mir gab Kraft, dass ich wusste: Ich muss nicht mehr fliehen.»

Ruun Cali erzählt ihre Geschichte (mit deutschen Untertiteln)

«Ich war acht Jahre alt, als ich verlassen wurde», erzählt sie. «Bevor ich hierherkam, lebte ich unter anderem in Kenia, Äthiopien, dem Sudan und im Jemen. Ich reiste allein, ohne Gepäck, ohne Familie, durch verschiedene afrikanische Länder, bis ich in der Schweiz ankam. Es war eine sehr schwierige und gefährliche Reise.»

Was sie antrieb, war eine ausweglose Lage: «Ich rechnete mit dem Tod. Ich wusste nicht, wohin mich das Leben führen würde. Ich hatte kein Ziel – ich war ein verlassenes Kind, das einfach nur überleben wollte.» Was ihr half, war der Glaube: «Das war das Einzige, was ich hatte – und das hat mich letztlich gerettet.»

Die Schweiz als Neuanfang

Diese schweren, oft auch von Gewalt geprägten Jahre hat Ruun Cali in einem Buch verarbeitet. Die Schweiz, sagt sie, «war nach vielen dunklen Seiten meine helle Seite. Hier begann mein Leben neu».

Zunächst kam sie nicht direkt nach Airolo. Als Asylsuchende landete sie in Genf und wurde sofort nach Vallorbe im Kanton Waadt geschickt. Eine Zeit lang lebte sie in Asylzentren – zuerst in Chiasso, dann in Cadro. Schliesslich kam sie über Bellinzona nach Airolo.

Buchhinweis

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Ruun Calis Buch «Portata dal vento»
Legende: RSI

Wer mehr über das Leben der jungen Frau erfahren möchte, findet ihr Buch mit dem Titel «Portata dal vento» im Buchhandel.

Ihr Leben in der Schweiz beschreibt sie so: «Es war wie bei kleinen Kindern, die erst laufen lernen müssen – sie fallen hin und stehen wieder auf.»

Ruun Cali fand eine andere Kultur vor, eine neue Sprache, neue Gewohnheiten. Sie schildert, dass ihr vor allem die Kälte zu schaffen machte, weil sie nur warme Länder gewohnt war. «Aber was mir Kraft gab, war die Gewissheit, dass ich nicht mehr fliehen musste. Also sagte ich mir: ‹Bau dir hier ein Zuhause auf, ein stabiles Leben.›»

Kochen als Berufung

Heute arbeitet sie in Airolo als Köchin: «Ich habe gelernt, Schweizer und lokale Spezialitäten zuzubereiten – etwa Fisch aus dem See oder Wildgerichte. Einmal im Jahr koche ich ein Abendessen mit traditionellen Gerichten aus Somalia und anderen afrikanischen Ländern.»

Vor vier Jahren reiste sie zurück nach Somalia. «Was ich dort vorfand, war sehr schmerzhaft.» Doch heute sagt sie: «Airolo ist mein Zuhause. Hier ist das Restaurant, mein Beruf, den ich liebe. Hier sind die Menschen, die mir ans Herz gewachsen sind. Und das ist wunderschön.»

RSI Prima Ora, 10.11.2025, 18 Uhr; sten

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