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«Unangemessene» Kontrolle Genfer Polizei leitet interne Untersuchung nach Einsatz ein

  • Genfs Polizeikommandantin Monica Bonfanti hat nach einer Polizeikontrolle eine interne Untersuchung eingeleitet.
  • Der als brutal empfundene Einsatz folgte auf eine Verfolgungsjagd zwischen zwei jungen Männern auf einem Motorrad und der Polizei.

Am Freitag gegen 22 Uhr endete gerade eine Vorstellung im Genfer Théâtre du Loup. Ein Teil des Publikums und der Künstler befanden sich noch vor dem Gebäude, als plötzlich ein Motorrad mit zwei jungen Männern heranraste. Sie prallten gegen eine Kette, mit der die Strasse abgesperrt war, und wurden zu Boden geschleudert.

Laut Zeuginnen und Zeugen, die das Westschweizer Radio und Fernsehen RTS befragte, klagten beide Verunfallten über Schmerzen und blieben liegen.

Genf: Polizeieinsatz sorgt für Entsetzen (mit dt. Untertiteln)

Sehr schnell traf ein Polizeifahrzeug ein. Den Zeuginnen und Zeugen wurde klar, dass sie das Ende einer Verfolgungsjagd miterlebten. Gemäss den vorliegenden Aussagen eskalierte die Situation dann.

Einer der Polizisten soll seine Waffe auf einen der am Boden liegenden jungen Männer gerichtet haben. Schliesslich habe er damit auf ein Mitglied des Künstlerteams gezielt, das sich nach dem Zustand der Verletzten erkundigte und die Härte des Einsatzes hinterfragte. Beamte in Zivil sollen die Zeuginnen und Zeugen dann aufgefordert haben, das Filmen der Szene zu unterlassen.

Einer der Polizisten soll dann auf einen Schauspieler zugestürmt sein und ihn bis ins Innere des Theaters verfolgt haben. Draussen vor dem Theater habe er ihn dann niedergerungen und ihm Handschellen angelegt.

Die Beamten hielten den Rest des Künstlerteams und die Theaterbesucherinnen und -besucher auf Distanz und drohten, Pfefferspray einzusetzen, falls sie versuchten, das Gebäude zu verlassen.

Theaterleitung «schockiert»

Nach diesem Polizeieinsatz kritisierte die Theaterleitung in einem offenen Brief an Polizeikommandantin Monica Bonfanti und Sicherheitsdirektorin Carole-Anne Kast eine «unangemessene» und «übertriebene» Kontrolle. Die Theaterleitung zeigte sich «schockiert» von der sofortigen Gewalteskalation.

So heisst es im Schreiben: «Wie kommt es, dass ein Polizist seine Waffe auf eine unbewaffnete, nicht aggressive Person richtet, um sie zurückzudrängen? Wie kommt es, dass Polizisten in Zivil versuchen, den Personen, die filmen, gewaltsam ihre Mobiltelefone wegzunehmen, obwohl es ein Recht ist, im öffentlichen Raum zu filmen?»

Dabei wurde darauf hingewiesen, dass der Schauspieler, der zu Boden gedrückt wurde, eine Person mit Migrationshintergrund war.

Interne Untersuchung eingeleitet

Die Kantonspolizei scheint Gehör für diese Kritik zu haben, denn Monica Bonfanti hat die Generalinspektionsstelle  (Inspection générale des services IGS) eingeschaltet.

Genfer Polizeikommandantin Monica Bonfanti
Legende: Die Genfer Polizeikommandantin Monica Bonfanti hat die IGS eingeschaltet, eine für interne Untersuchungen zuständige Abteilung – quasi «die Polizei der Polizei». Keystone / Salvatore Di Nolfi

Sicherheitsdirektorin Carole-Anne Kast antwortete der Theaterleitung in einem Brief. Die Regierungsrätin betonte, die Polizei müsse «jederzeit und bei jedem Einsatz vorbildlich sein», sie habe Vertrauen in sie und «problematisches Einzelverhalten darf in keinem Fall geduldet werden». Sie erinnerte auch an die in solchen Fällen geltenden Verfahren: Einreichung einer Strafanzeige und Inanspruchnahme einer Mediation.

RTS La matinale, 21.10.2025, 6:17 Uhr; sten

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