Das sind die Gewinner: Der Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften geht dieses Jahr an den Wirtschaftshistoriker Joel Mokyr und an die Wachstumsforscher Philippe Aghion und Peter Howitt. Mokyr hat die israelische und die amerikanische Staatsbürgerschaft und forscht an der Northwestern University in den USA. Er erhält die eine Hälfte des Preises. Der Franzose Aghion lehrt in Frankreich und Grossbritannien. Er teilt sich die andere Hälfte mit dem Kanadier Howitt von der amerikanischen Brown University.
Daran haben die Preisträger geforscht: Die diesjährigen Gewinner liefern mit ihrer Forschungsarbeit Antworten darauf, wie sich nachhaltiges Wachstum auf Basis von Innovationen erklären lässt. Der Vorsitzende des Komitees dazu: «Stetiges Wachstum mit immer neuen technologischen Innovationen hat die Stagnation abgelöst.» Konkret: Während der Menschheitsgeschichte habe sich der Lebensstandard von Generation zu Generation nur unwesentlich verändert. Doch in den vergangen 200 Jahren sei das anders gewesen.
Das bedeutet der Preis für Wirtschaft und Politik: Die Kernfrage der Ökonomie ist, woher wirtschaftliches Wachstum kommt. Entsprechend wichtig seien Arbeiten wie jene der drei Preisträger für die Schaffung politischer Rahmenbedingungen, sagt die promovierte Ökonomin und Publizistin Karen Ilse Horn, die an der Universität in Erfurt lehrt. «Voraussetzungen für Wettbewerb, Standortfaktoren und Industriepolitik» müssten sich an den Vorgaben aus der Lehre orientieren – dafür seien wissenschaftliche Modelle eine wichtige Basis.
Das bedeutet der Preis für die Wissenschaft: Mit dem Preis sende das Komitee ein Zeichen dafür, dass «Politik und Unternehmen für das Neue, das aus der Wissenschaft kommt» offen sein müssten. Karen Ilse Horn sieht im «Miteinander von Theoretikern und Praktikern» die Fähigkeit einer Gesellschaft, sich weiterzuentwickeln. Sie sieht in der diesjährigen Preisvergabe auch ein Zeichen an die Politik, an der Grundlagenforschung, die Arbeiten wie jene der drei Preisträger erst ermögliche, festzuhalten.
Das bedeutet der Preis für die Gesellschaft: Die Preisträger haben in ihrer Forschungsarbeit auch wachstumsbedingte Konflikte in einer Gesellschaft aufgezeigt. Diese entstünden, wenn neue Dinge die alten ersetzten. Dazu Karen Ilse Horn: «Es gibt Firmen, die sich mit ihren Innovationen an die Spitze setzen, damit aber andere verdrängen.» Das sei der «Kern des Disruptiven», doch es erfordere Strukturen, die das auffangen. Konkret müsse die arbeitende Gesellschaft bei Veränderungen mitgenommen werden – über die Anpassung ans Neue und über soziale Absicherung.
Das waren die letzten Gewinner: 2024 wurden drei Ökonomen aus den USA mit dem Preis geehrt: Daron Acemoglu, Simon Johnson und James Robinson erhielten die Auszeichnung «für Studien darüber, wie Institutionen entstehen und sich auf den Wohlstand auswirken». Schon 2023 ging der Wirtschaftsnobelpreis an die USA: an die Ökonomin Claudia Goldin für ihre Forschung zur Rolle von Frauen auf dem Arbeitsmarkt.
Das ist beim Wirtschaftsnobelpreis anders: Im Gegensatz zu den Preiskategorien Medizin, Physik, Chemie, Literatur und Frieden geht der Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften nicht auf das Testament des Dynamit-Erfinders Alfred Nobel (1833–1896) zurück, sondern wird seit Ende der 1960er-Jahre von der schwedischen Zentralbank gestiftet.