- Der Lebensmittelkonzern Nestlé hat im Streit um seine französische Wasser-Marke Perrier einen juristischen Erfolg erzielt.
- Ein französisches Gericht lehnte den Antrag einer Verbraucherorganisation ab, das in charakteristischen grünen Flaschen abgefüllte Mineralwasser vom Markt zu nehmen.
- Es gebe nicht genug Beweise für ein drängendes Gesundheitsrisiko oder eine eindeutige Rechtsverletzung, die so einen drastischen Schritt rechtfertigen würden, so das Gericht.
Hintergrund ist eine Beschwerde einer Konsumentenschutzorganisation, wonach das Getränk nicht als «natürliches Mineralwasser» vermarktet werden dürfe. Das Quellwasser soll unerlaubt gefiltert worden sein, argumentiert sie.
Die Organisation UFC-Que Choisir warf dem Schweizer Konzern in ihrer Beschwerde vom 24. September vor, das Mineralwasser unzulässig behandelt zu haben – etwa durch Filterung respektive Aufbereitungsverfahren, die nach EU-Richtlinien für natürliches Mineralwasser nicht erlaubt sind. Die Konsumentenschützer fordern einen sofortigen Verkaufsstopp, einen Rückruf aus den Läden und ein Verbot, Perrier weiter als natürliches Mineralwasser zu bewerben.
Nestlé betonte bereits nach Bekanntwerden der Beschwerde, man habe vollständig unter behördlicher Aufsicht gearbeitet. Der Nahrungsmittelkonzern erklärte stets, die Sicherheit der Konsumenten habe höchste Priorität und sei zu keiner Zeit gefährdet gewesen.
Skandal 2024 aufgedeckt
Anfang 2024 hatten Medien berichtet, dass Nestlé Waters – zu dem auch die Marken Vittel und Contrex gehören – verbotene Verfahren zur Qualitätsverbesserung eingesetzt habe, darunter UV-Behandlung und Aktivkohlefilter. Der Konzern akzeptierte eine Geldstrafe von zwei Millionen Euro, um einer Strafverfolgung zu entgehen.
Auch die Politik beschäftigte sich mit dem Fall. So musste der frühere Nestlé-CEO Laurent Freixe im April persönlich vor einem Ausschuss im französischen Senat antraben. Dort äusserte er sein Bedauern über die illegalen Praktiken und erklärte, dass Nestlé alles unternommen habe, um diese zu beenden.
Die Untersuchung des Senats ergab derweil, dass die französische Regierung auf höchster Ebene den Skandal vertuscht habe. Das Büro von Präsident Emmanuel Macron soll mindestens seit 2022 davon gewusst haben.
Strafanzeige hängig
Beim Entscheid vom Dienstag handelt es sich allerdings nicht um ein Hauptverfahren, sondern um eine Eilentscheidung. Die endgültige rechtliche Klärung der Zulässigkeit der Bearbeitungsverfahren steht weiterhin aus. UFC-Que Choisir hatte eine Strafanzeige bei der Staatsanwaltschaft Nanterre gegen Nestlé Waters und verschiedene in den Skandal mutmasslich verwickelte Akteure eingereicht.
Perrier erwirtschaftet laut dem Bericht der französischen Senatskommission mit natürlichem Mineralwasser mehr als 375 Millionen Euro Umsatz jährlich. Der Gewinn, den Nestlé durch als «natürlich» etikettierte Mineralwässer auf Kosten der Konsumenten erzielt hat, könnte dabei in 15 Jahren mehr als 3 Milliarden Euro betragen haben, folgerte die Kommission. Gemäss den Angaben der Konsumentenschützer wird natürliches Mineralwasser 100- bis 300-mal teurer verkauft als Leitungswasser.
Nestlé Waters ersetzte in Vergèze inzwischen die früher verwendeten, umstrittenen Mikrofilter. Das Unternehmen stellte für mehrere seiner fünf Brunnen einen neuen Antrag auf den Status «natürliches Mineralwasser».