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Parlamentswahl in Frankreich Katerstimmung beim Front National

Bei der Parlamentswahl in Frankreich hat die Partei eine Schlappe erlitten. Mehr als eine Handvoll Abgeordnete wird sie künftig wohl nicht im Parlament haben. Ein Grund für das Resultat könnte der Wahlkampf von Marine Le Pen sein.

  • Der Front National erreicht bei der ersten Runde der Parlamentswahlen nur 13,2 Prozent der Stimmen.
  • Das Ziel, erstmals seit 1988 eine Fraktion bilden zu können, dürfte damit hinfällig sein. Die dafür nötigen 15 Abgeordneten sind ausser Reichweite.
  • Es drohen Richtungs-Kämpfe innerhalb der Partei.

Beim Front National (FN) gibt es nach der Wahl lange Gesichter. Von einer «Enttäuschung» sprach Chefstratege Florian Philippot. Und Generalsekretär Nicolas Bay räumte ein, das eigene Wahlprogramm müsse wohl hinterfragt werden.

Ziele weit verfehlt

Die Rechtspopulisten hatten grosse Ziele, nachdem Marine Le Pen bei der Stichwahl um das Präsidentenamt mit fast elf Millionen Wählerstimmen einen neuen Rekord für den Front National erzielt hatte. Als «stärkste Oppositionskraft» sah die 48-Jährige ihre Partei. 45 Abgeordnete hielt der Front National für eine realistische Zielgrösse.

Da sind die 13,2 Prozent bei der ersten Runde der Parlamentswahl eine bittere Pille. Im Vergleich zur ersten Runde der Präsidentschaftswahl verliert der Front National fast vier Millionen Wählerstimmen. Und auch im Vergleich zur Parlamentswahl 2012 ist das Ergebnis ein Rückschritt.

Le Pen erstmals in der Nationalversammlung

Der FN könnte nach der zweiten Wahlrunde am kommenden Sonntag zwar etwas mehr Abgeordnete stellen als die zwei bisherigen Vertreter in der Nationalversammlung. Und auch Marine Le Pen landete in ihrem nordfranzösischen Wahlkreis vorne und hat gute Chancen, erstmals in die Nationalversammlung einzuziehen.

Die Front-National-Chefin machte am Sonntagabend die «katastrophale Wahlenthaltung» und das französische Wahlrecht für die Schlappe ihrer Partei verantwortlich. Tatsächlich erschwert das Mehrheitswahlrecht mit zwei Wahlrunden Erfolge des Front National. Doch die Tochter von Parteigründer Jean-Marie Le Pen weiss auch, dass sie eine grosse Mitverantwortung am schwachen Abschneiden ihrer Partei hat.

Le Pen zu krawallig

Die Nachwirkungen ihres missratenen Präsidentschaftswahlkampfs sind immer noch zu spüren: Nicht nur hatte Le Pen mit einem Ausstieg aus dem Euro auf das falsche Pferd gesetzt. Sie war im TV-Duell gegen Emmanuel Macron vor der Stichwahl derart krawallig aufgetreten, dass sie viele Wähler verprellte. Die missratene Fernsehdebatte wird der Parteichefin bis heute vorgehalten. «Vor allem das Thema Euro und die Präsidentschaftsdebatte sind uns teuer zu stehen gekommen», sagt ein regionaler Parteiverantwortlicher.

Grabenkämpfe sind programmiert

Das schwache Abschneiden dürfte die alten Lagerkämpfe beim Front National neu entfachen. Le Pens Nichte Marion Maréchal-Le Pen – Galionsfigur des katholisch-konservativen FN-Flügels – hat sich schon nach der Präsidentschaftswahl vorübergehend aus der Politik zurückgezogen. Sie gilt als eine Hauptgegnerin der Strategie von Partei-Vize Florian Philippot, bei der Jagd nach Wählerstimmen auf einen Euro-Ausstieg zu setzen.

Philippot wiederum hat offen mit einem Parteiaustritt gedroht, sollte der Front National auf diese Forderung verzichten. Am Parteitag, der Ende dieses Jahres oder Anfang 2018 stattfinden soll, dürfte es heiss hergehen. Ein Regionalabgeordneter prophezeit: «Es wird Blut an den Wänden geben.»

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