Auf das Urteil des Internationalen Sportgerichtshofs TAS hat Russland mit scharfer Kritik reagiert. Der Ausschluss 68 russischer Leichtathleten von den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro sei ein beispielloses Urteil und «erniedrigt den gesamten Sport», sagte Sportminister Witali Mutko der Agentur Interfax in Moskau.
«Wir werden über weitere Schritte nachdenken. Die Entscheidung ist auch politisch motiviert und hat keine rechtliche Grundlage. So möchten wir die Sache nicht belassen», sagte Mutko.
Auch der russische Regierungssprecher Dmitri Peskow äusserte sich enttäuscht: «Wir müssen das Urteil analysieren. Eine kollektive Verantwortung ist aus unserer Sicht kaum hinnehmbar.» Für die russische Regierung bleibe es dabei: «Ein möglicher Boykott der Spiele wird nicht erwogen», so Peskow.
Genugtuung für IAAF
Der Leichtathletik-Weltverband IAAF hat die Entscheidung des TAS mit Freude und Genugtuung begrüsst. «Das Urteil hat gleiche Wettbewerbsbedingungen für alle Sportler geschaffen», wird in einer Erklärung betont. Es stärke die Rechte der IAAF, «ihre Gesetze zum Schutz des Sports und zum Schutz der sauberen Sportler anzuwenden und damit die Glaubwürdigkeit und Integrität der Wettbewerbe zu schützen».
Dennoch sei dies «kein Tag für triumphale Verkündungen», meinte IAAF-Präsident Sebastian Coe. «Ich bin nicht zur Leichtathletik gekommen, um Athleten von Wettkämpfen auszuschliessen», versicherte der Engländer. «Der ureigenste Wunsch unseres Verbandes ist es einzubinden – nicht auszuschliessen.»
IOC kommentiert Urteil nicht inhaltlich
Das Internationale Olympische Komitee (IOC) hat den Ausschluss der russischen Leichtathleten «zur Kenntnis genommen», aber nicht inhaltlich kommentiert. «Wir müssen nun die vollständige Urteilsbegründung studieren und analysieren», hiess es in einer Stellungnahme. Die IOC-Entscheidung zu einem möglichen Ausschluss aller russischer Athleten bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro werde «innerhalb der kommenden Tage» gefällt.
SRF-Korrespondent David Nauer zu den Reaktionen aus Moskau:
«Hier in Russland ist man enttäuscht und wütend. Sportminister Witali Mutko sagte, Russland werde diese Entscheidung nicht einfach so hinnehmen. Schuld an dem Dopingskandal sei ohnehin der Weltleichtathletikverband IAAF. Diese Organisation sei total korrupt, sagte er. Da schwingt also eine gehörige Portion Zorn mit. Das Urteil ist meiner Meinung nach ein Schock für Russland. Es hat hier grosse Hoffnungen gegeben, dass sich das Blatt vor dem Internationalen Sportgerichtshof doch noch zugunsten der russischen Leichtathleten wendet. Und das ist jetzt eben nicht passiert.» |