Einer hat es bereits vor einem Jahr gewusst. In der grossen BBC-Wahlsendung im Sommer 2024 warnte der damalige Premierminister Rishi Sunak, ein Wahlsieg der Labour-Partei könnte die Britinnen und Briten teuer zu stehen kommen. Unter Keir Starmer werde die Steuerlast innerhalb eines Jahres steigen. Dieser hat damals dementiert, doch Sunak sollte recht behalten.
Heute hat Labour-Finanzministerin Rahel Reeves bekanntgeben, dass sie dringend mehr Geld benötige. Um die Schäden der konservativen Sparpolitik zu reparieren, benötige Grossbritannien mehr Einnahmen.
Budgetpläne der britischen Haushaltsbehörde
Zu diesem Zweck will Rachel Reeves die Steuerprogression so justieren, dass mehr Leute in höhere Steuertarife rutschen. Wer ein Haus besitzt, das mehr als zwei Millionen Franken wert ist, wird künftig ebenfalls höher besteuert. Und selbst Süssgetränke werden teurer, weil die Zuckersteuer steigt.
Die vielen fiskalen Nadelstiche provozieren viel politischen Phantomschmerz. Die Labour-Regierung habe ihr Wahlversprechen gebrochen, kritisiert die Chefin der konservativen Partei Kemi Badenoch: Leute, die arbeiten, müssten immer mehr Steuern bezahlen, damit Labour Geld an Leute verteilen könne, die nicht arbeiten würden. Die britischen Unternehmer klagten bereits, die Wirtschaft werde von Labour mit 1000 neuen Steuern erstickt.
Drei Möglichkeiten: Sparen, Schulden oder höhere Steuern
Es gehört in Westminster zum politischen Handwerk, die Regierung holzschnittartig zu kritisieren. Doch die Realität ist oft vielschichtiger. Um das Milliarden-Loch in der Staatskasse zu füllen, gibt es drei Möglichkeiten: Sparen, Schulden machen oder Steuern erhöhen.
Sparen bedeutet noch längere Wartezeiten in Spitälern und noch mehr Schlaglöcher in den Strassen. Und Schulden habe das Land bereits mehr als genug, betont die Schatzkanzlerin: «Dieser Schuldenberg wurde nicht in den vergangenen 14 Monaten unter Labour angehäuft, sondern während 14 Jahren unter der konservativen Regierung. Er ist eine Folge der Pandemie, des Brexits und schlechter Regierungsführung der Konservativen.»
Labour erbte tatsächlich einen desolaten Haushalt mit Milliarden Schulden. Doch das war kein Geheimnis. Dennoch versprach Labour Mehrausgaben, ohne neue Steuern zu erheben. Was wir heute hörten, ist das Gegenteil. Und das könnte bedrohlich werden.
Während die Steuern steigen, sinken die Umfragewerte von Labour. Die Schonfrist, während der die Regierung für das Desaster mit dem Finger auf die Vorgänger zeigen konnte, ist definitiv abgelaufen. Nach dem fulminanten Aufstieg von Labour im vergangenen Sommer wird der Alltag für viele Britinnen und Briten teurer und die Luft für Premierminister Keir Starmer und seine Schatzkanzlerin zunehmend dünner.