Eine der Fragen vor der ersten Fernsehdebatte der republikanischen Bewerber (und der einen Bewerberin) um die republikanische Präsidentschaftskandidatur war, ob Donald Trump seine Abwesenheit bereuen würde. Die Antwort ist: nein.
Weder wurde der «Elefant, der nicht im Raum ist» (wie Fox-News-Moderator Bret Baier ihn einführte) in Abwesenheit über Gebühr angegriffen. Noch stach jemand anders solcherart heraus, dass sich Trump bedroht fühlen müsste.
Der Vivek-Moment
Der Mann, der am ehesten im Mittelpunkt der Debatte stand, war der dem breiten US-Publikum bislang eher unbekannte 38-jährige Geschäftsmann Vivek Ramaswamy. Ramaswamy zeigte sich geschmeidig und angriffig.
Wann immer die Debatte in so etwas wie einen etwas hitzigeren Austausch zwischen den Kandidierenden geriet, war Ramaswamy involviert. Er positionierte sich ausdrücklich als «Nicht-Politiker». Doch genau das zeigte sich auch: Ramaswamy war in politischen Fragen zu leichtgewichtig, als dass er Trump gefährlich werden könnte.
Der verschonte DeSantis
Doch Vivek Ramaswamy war vielleicht derjenige Bewerber, der die Trump-nahe Basis der republikanischen Partei am ehesten ansprach. Zusammen mit Ron DeSantis. Der Gouverneur von Florida, der einst als grösster Hoffnungsträger der Trump-Müden in der republikanischen Partei gestartet war, sich inzwischen aber eher von Umfragetief zu Umfragetief hangelt, schlug sich in der Debatte besser, als manche erwartet hatten.
DeSantis’ Antworten wirkten zwar bisweilen etwas gar einstudiert, und bei allen kontroversen Themen wie Klimawandel, Ukraine und vor allem der Trump-Frage wich er aus. Doch je länger die Debatte dauerte, desto wohler schien sich DeSantis zu fühlen. Wohl auch, weil er von seinen Kontrahenten erstaunlich wenig angegriffen wurde.
Trump-Team verschickt E-Mails
Doch Donald Trump muss das alles nicht beunruhigen. Seine ehemalige UNO-Botschafterin Nikki Haley gab sich zwar als Stimme der Vernunft und des Kompromisses. Sein ehemaliger Vizepräsident Mike Pence erhielt am meisten Redezeit, und sein erklärter Gegner Chris Christie war der gewandteste Debattierer.
Doch schon kurz nach Ende der Debatte konnte das Trump-Team getrost eine E-Mail verschicken, in dem es die Veranstaltung eine «second-place debate» nannte: eine Debatte um den zweiten Platz. Es werden wohl nicht viele widersprechen.