Gestern hat die SBB ihre Geschäftszahlen bekannt gegeben. Dabei informierte sie die Öffentlichkeit auch über die Vergütung ihrer Manager. Der Konzernchef bekam letztes Jahr 1'072'023 Franken. Darin enthalten sind Bonuszahlungen von 375'000 Franken. Meyers Gesamtvergütung ist im Vergleich zu 2013 somit um 14 Prozent gestiegen.
Ist das nun viel oder angemessen? Wer sich mit diesen Fragen auskennt, ist Bjørn Johansson. Der erfolgreiche Headhunter über Spitzenlöhne und Spitzenpensen.
SRF News Online: Herr Johansson, Swisscom-CEO Urs Schaeppi verdiente 2014 1,77 Millionen Franken, Post-Chefin Susanne Ruoff «nur» 824‘585 Franken. Steckt hinter diesem massiven Lohnunterschied eine Logik?
Bjørn Johansson: Die Swisscom ist in der Telekombranche angesiedelt. International werden da sehr hohe Saläre gezahlt. Die Post hingegen ist ein tief in der Schweiz verankertes Unternehmen. Da fallen auch die Löhne dementsprechend aus.
Hängt der grosse Unterschied vielleicht auch damit zusammen, dass Ruoff eine Frau ist?
Nein, das hat damit nichts zu tun. Ich verfüge über viele Kontakte zur Telekombranche und kenne die Saläre. 1,77 Millionen Franken ist ein guter Lohn. In der Privatwirtschaft würde Urs Schaeppi «easy» das Doppelte bekommen. Die Schweizer Post ist nun mal nicht so vernetzt auf der Welt.
Der Lohn von Meyer ist ein guter bis sehr guter Lohn.
Thomas Jordan und Andreas Meyer verdienen ebenfalls über eine Million Franken. Ist das gerechtfertigt?
Absolut. Würde Jordan zu Goldman Sachs, zur UBS oder zur CS wechseln, bekäme er dort das Zwei-oder Dreifache. Der Lohn von Meyer ist ein guter bis sehr guter Lohn. Aber wissen Sie, die Lohnsumme ist bei vielen Managern nicht erstrangig.
Sondern?
Diese CEOs wollen etwas bewirken. Auch deshalb, weil sie in der Privatwirtschaft mehr verdienen könnten, betrachten sie diesen Job als Karriereschritt und als Empfehlung für einen späteren Job in der Privatwirtschaft. Und was auch noch gesagt werden muss: Diese Manager arbeiten irre viel. Und wie viele Stunden arbeiten eigentlich Sie in der Woche?
40 Stunden.
Für CEOs sind 60 Stunden in der Woche normal. Ich kenne persönlich CEOs, die arbeiten 90 Stunden in der Woche. Die unterscheiden dann nicht mehr zwischen Arbeit und Freizeit.
Die Löhne der Spitzenmanager kommen trotzdem immer wieder in die Schlagzeilen. Leiden diese Lohnempfänger eigentlich darunter?
Ja, manche tun das. Im Gespräch sage ich denen: «Mitleid kriegt man gratis, Neid muss man sich erarbeiten.» Wenn ein CEO 3 Millionen Franken verdient, dann zahlt er in allen westlichen Ländern 1,5 Millionen Steuern. Ein guter CEO sichert Arbeitsplätze und sorgt dafür, dass die Leute gerne zur Arbeit kommen. Wenn bei einer solchen Performance immer nur über den hohen Lohn geredet wird, dann ist etwas Bösartiges.