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Panorama «Gedopt wird mit allen Mitteln»

Am Wochenende erschütterte eine ARD-Dokumentation die Sportwelt. Demnach wird in Ausdauersportarten noch immer massiv gedopt. Was den Profis Recht ist, kann den Hobbysportlern eigentlich nur billig sein – könnte man meinen. Doch ist das wirklich so?

»No sports«, soll Winston Churchill einst auf die Frage geantwortet haben, wie er ein so hohes Alter (90) erreicht habe. Doch viele Schweizer überzeugt das Motto des britischen Ex-Premiers nicht. Es wird gejoggt, geskatet, geklettert und Velo gefahren auf Teufel komm raus – gern auch im Wettkampfmodus.

Und weil keiner gern verliert, wird zu unterstützenden Mitteln gegriffen – auch verbotenen, glaubt der Volksmund und ein Teil der Medien jedes Jahr aufs Neue zu wissen. «Unsere bisherigen Untersuchengen belegen, dass wir in der Schweiz im Ausdauer-Breitensport kein Dopingproblem haben», hält dem Matthias Kamber, Direktor von Antidoping Schweiz, entgegen.

Kein Problem, heisst aber laut Kamber im Umkehrschluss auch nicht, dass es hierzulande niemand seine Leistung mit unerlaubten Mitteln aufpeppt. «Gedopt wird im Schweizer Sport mit allen Dopingmitteln.» Die Palette reiche dabei von Cannabis und Stimulanzien, über Anabolika bis hin zu Blutdoping.

Die häufigste Bezugsquelle für Dopingmittel sei das Internet. Häufig würden die Substanzen im asiatischen Raum hergestellt und dann in Osteuropa – zum Beispiel Tschechien – verpackt und von dort versandt. «Die Zahl der vom Zoll sichergestellten Dopingmittel ist zwar in den letzten beiden Jahren leicht angestiegen – allerdings in keinem dramatischen Ausmass», so Kamber.

Schmerzmittel als legales Doping?

Doch auch wenn Doping bei Hobbysportlern nur eine untergeordnete Rolle spielt – getrickst wird dennoch. Angeblich besonders beliebt: der Griff in den heimischen Arzneischrank. Zumindest haben das Forscher der Universität Nürnberg herausgefunden.

Bei in einer Untersuchung anlässlich eines Marathonlaufs vor vier Jahren befragten sie 4000 Teilnehmer. Schockierendes Ergebnis: Mehr als die Hälfte hatte bereits vor dem Wettkampf Schmerzmittel zu sich genommen. Nicht auf Grund medizinischer Probleme sondern vorsorglich – aus Angst vor schmerzenden Gelenken und späterem Muskelkater.

In der Schweiz sieht es hingegen anders aus. «Wir konnten bisher keine Belege dafür finden, dass der Gebrauch von Schmerzmitteln zugenommen hat», sagt Matthias Kamber. Heute wüssten zahlreiche Hobbysportler zudem, wie schädlich diese Einnahme sein könne – vor allem für die Nieren.

Auch keine Lösung: Wein zum Frühstück

Doch sind tatsächlich alles Schweizer Hobbysportler so vernünftig? Zweifel erscheinen angebracht. Und auch Kamber muss einräumen, dass es nur sehr wenige Untersuchungen zur Thematik Doping im Breitensport gibt – insbesondere nicht im Fitnessbereich. «Aus meiner Sicht wäre es deshalb wünschenswert, wenn wir zum Beispiel mit dem Bundesamt für Gesundheit entsprechende Untersuchungen durchführen würden oder die finanziellen Mittel dafür erhielten.»

Es liegt also noch einiges im Argen, wenn es hierzulande um Sport und Doping geht. Gänzlich sollte man bei aller Problematik die Finger eh nicht von der Bewegung lassen – Winston Churchill hin oder her. Denn der Mann machte nicht nur keinen Sport, sondern trank bereits zum Frühstück gern mal eine Flasche Wein. Eigentlich ein klassischer Fall für die Suchthilfe. Aber das wäre dann ein anderes Thema.

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