Die eidgenössische Abstimmung zum EWR-Beitritt vermochte das Volk so zu mobilisieren wie seit der Abstimmung zum Frauenstimmrecht nicht mehr. 78,7 Prozent des Volks nahmen am Urnengang teil.
Frust in der Romandie
Die Nachanalyse zur Volksabstimmung zeigte 5 Konfliktlinien: einen Stadt-Land-Unterschied, den Gegensatz zwischen den Bildungsschichten, eine parteipolitische Polarisierung, eine Unterscheidung der Bürger zwischen Ver- und Misstrauen in die Behörden und nicht zuletzt den Röstigraben.
In der Westschweiz machte sich nach der Abstimmung Ernüchterung und Frust breit. Man fühlte sich von der Deutschschweiz überstimmt. Einen Einblick auf die Stimmungslage zeigt ein «Tagesschau»-Beitrag vom 7. Dezember 1992.
Wie gfs.bern in seinem Bericht zur Umfrage 20 Jahre nach dem EWR-Nein schreibt, haben sich grosse Teile der Konfliktlinien in den folgenden Jahren fortgesetzt. So verschärfte sich die parteipolitische Polarisierung und der Stadt-Land-Graben wurde ein zentrales Muster.
Bilaterale breit abgestützt
Dem Bundesrat und dem Parlament war es in der Folge aber gelungen mit den bilateralen Verträgen einen Weg zu finden, der aussenpolitisch akzeptiert und innenpolitisch breit genug unterstützt wurde.
Der bilaterale Weg scheint nun – auch angesichts der jüngsten SRG-Umfrage – in der Bevölkerung auch für die Zukunft die einzige machbare Alternative zu sein, auch wenn zuletzt die CVP einen neuen Vorstoss zu einem EWR-Beitritt lancierte.