Noch vor wenigen Jahren war in Solothurn die Rede von 120 Millionen Franken. Letztes Jahr wurde die Zahl nach oben korrigiert, auf 148 Millionen. Nun rechnet der Kanton Solothurn mit Kosten von rund 200 Millionen Franken. So viel soll die Totalsanierung der alten Kehrichtdeponien im Westen der Stadt Solothurn nun kosten.
Teurer wegen Ewigkeitschemikalien ...
Für diesen Kostenanstieg gibt es zwei Hauptgründe: Zum einen, sogenannte ewige Chemikalien, kurz PFAS, welche man in den belasteten Böden in Solothurn entdeckt hat. Bei PFAS handelt es sich um besonders langlebige chemische Stoffe, die sich in der Umwelt und im Körper anreichern können.
Das PFAS-Material soll in Solothurn nun im Kleinstmaterial konzentriert und damit in teilweise verwertbaren Produkten wie Kies und Sand so weit wie möglich verringert werden.
«Tests haben gezeigt, dass die Behandlung des Materials technisch machbar ist», heisst es in der Mitteilung des Kantons Solothurn. Das Aufbereiten sei aber aufwendig. Und teuer.
... und wegen Radium
Der andere Grund ist Radium 226. Dieses Material ist schwach radioaktiv und stammt aus der früheren Uhrenindustrie. Weil Deponien in der Schweiz solche schwach radioaktiven Stoffe kaum annehmen, muss ein Teil des Materials vorerst vor Ort zwischengelagert werden.
Stärker belastete Einheiten – etwa Behälter mit radiumhaltigen Leuchtmitteln für Zifferblätter – werden separat gesammelt und dem Bund übergeben. Die Belastung durch Radium 226 sei gering, heisst es in der Mitteilung weiter. «Auch in der unmittelbaren Umgebung besteht für die Bevölkerung keine Gesundheitsgefährdung.»
Als weiteren Grund für die gestiegenen Kosten nannten die Verantwortlichen die Teuerung. Nichtsdestotrotz: Der Kanton Solothurn zeigte sich am Donnerstag überzeugt, den Zeitplan einhalten zu können. Die Sanierung schreite voran und könne bis im Jahr 2028 abgeschlossen werden.
Altlasten werden nun getilgt
Auf dem Stadtmist im Westen der Stadt Solothurn entsorgten Private, Gewerbe und Industrie zwischen 1925 und 1976 ihren Abfall. Die stillgelegten Deponien Spitelfeld, Unterhof und Oberer Einschlag gefährden die Umwelt und müssen deshalb saniert werden.
Seit Juli 2022 läuft die Sanierung. Die Deponien werden vollständig ausgehoben. Das Material wird aufbereitet, sortiert und der Verbrennung oder einer sicheren Entsorgung zugeführt.
Finanziert wird das Projekt zu 40 Prozent vom Bund, zu 40 Prozent vom Kanton und zu 20 Prozent von der Stadt Solothurn.
Weit verbreitete Ewigkeitschemikalien
«Es ist sicher eine grosse Deponie hier in Solothurn, aber es gibt auch andere, die damit kämpfen und auch künftig damit kämpfen werden», sagte der Leiter des Solothurner Amtes für Umwelt, Gabriel Zenklusen in Bezug auf Ewigkeitschemikalien.
In der Tat: Ewigkeitschemikalien verteuern zurzeit etliche Sanierungsprojekte in der Schweiz. Vor wenigen Wochen wurde auf dem Berner Viererfeld über PFAS berichtet, wo eine Überbauung geplant ist. In Laufen BL kann auf dem im Jahre 2020 abgebrannten Industrieareal wegen den mit PFAS kontaminierten Böden vorerst nicht gebaut werden. Selbst auf dem Matterhorn sind zuletzt PFAS nachgewiesen worden.
SRF hat Anfang Jahr gemeinsam mit Medienhäusern aus 15 europäischen Ländern berechnet, wie viel die PFAS-Sanierungen kosten werden.
Je nach Szenario muss die Schweiz mit Kosten von bis zu 26 Milliarden Franken in den nächsten 20 Jahren rechnen.