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200 statt 148 Millionen Solothurner «Stadtmist»-Sanierung wird noch teurer

Wegen PFAS und strahlendem Radium wird die Sanierung alter Solothurner Kehrichtdeponien teurer als gedacht – erneut.

Noch vor wenigen Jahren war in Solothurn die Rede von 120 Millionen Franken. Letztes Jahr wurde die Zahl nach oben korrigiert, auf 148 Millionen. Nun rechnet der Kanton Solothurn mit Kosten von rund 200 Millionen Franken. So viel soll die Totalsanierung der alten Kehrichtdeponien im Westen der Stadt Solothurn nun kosten.

Teurer wegen Ewigkeitschemikalien ...

Für diesen Kostenanstieg gibt es zwei Hauptgründe: Zum einen, sogenannte ewige Chemikalien, kurz PFAS, welche man in den belasteten Böden in Solothurn entdeckt hat. Bei PFAS handelt es sich um besonders langlebige chemische Stoffe, die sich in der Umwelt und im Körper anreichern können.

Darum sind PFAS gefährlich

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PFAS steht für polyfluorierte Alkylverbindungen. Sie waren in der Industrie wegen ihrer wasser-, schmutz- und fettabweisenden Eigenschaften beliebt. Man findet sie zum Beispiel in Bratpfannen, aber auch im Klärschlamm. Die Stoffe sind problematisch, weil sie nur äusserst schwer abbaubar sind, man spricht daher von ewigen Chemikalien. Beim Menschen schädigen sie Leber, Nieren und Schilddrüse und sie können Krebs auslösen.

Das PFAS-Material soll in Solothurn nun im Kleinstmaterial konzentriert und damit in teilweise verwertbaren Produkten wie Kies und Sand so weit wie möglich verringert werden.

 «Deponiekörper» des Solothurner Stadtmists
Legende: So sieht der sogenannte «Deponiekörper» des Solothurner Stadtmistes aus. Kanton Solothurn

«Tests haben gezeigt, dass die Behandlung des Materials technisch machbar ist», heisst es in der Mitteilung des Kantons Solothurn. Das Aufbereiten sei aber aufwendig. Und teuer.

... und wegen Radium

Der andere Grund ist Radium 226. Dieses Material ist schwach radioaktiv und stammt aus der früheren Uhrenindustrie. Weil Deponien in der Schweiz solche schwach radioaktiven Stoffe kaum annehmen, muss ein Teil des Materials vorerst vor Ort zwischengelagert werden.

Stärker belastete Einheiten – etwa Behälter mit radiumhaltigen Leuchtmitteln für Zifferblätter – werden separat gesammelt und dem Bund übergeben. Die Belastung durch Radium 226 sei gering, heisst es in der Mitteilung weiter. «Auch in der unmittelbaren Umgebung besteht für die Bevölkerung keine Gesundheitsgefährdung.»

Stadtmist bei den Aushubarbeiten im Jahr 2024.
Legende: Bereits letztes Jahr wurden die Kosten für die Sanierung des Solothurner Stadtmists nach oben korrigiert. SRF/Bruno von Däniken

Als weiteren Grund für die gestiegenen Kosten nannten die Verantwortlichen die Teuerung. Nichtsdestotrotz: Der Kanton Solothurn zeigte sich am Donnerstag überzeugt, den Zeitplan einhalten zu können. Die Sanierung schreite voran und könne bis im Jahr 2028 abgeschlossen werden.

Altlasten werden nun getilgt

Auf dem Stadtmist im Westen der Stadt Solothurn entsorgten Private, Gewerbe und Industrie zwischen 1925 und 1976 ihren Abfall. Die stillgelegten Deponien Spitelfeld, Unterhof und Oberer Einschlag gefährden die Umwelt und müssen deshalb saniert werden.

Stadtmist beim Baubeginn 2022
Legende: 2022 starteten die Bauarbeiten für die Sanierung des Solothurner Stadtmists. SRF

Seit Juli 2022 läuft die Sanierung. Die Deponien werden vollständig ausgehoben. Das Material wird aufbereitet, sortiert und der Verbrennung oder einer sicheren Entsorgung zugeführt.

Finanziert wird das Projekt zu 40 Prozent vom Bund, zu 40 Prozent vom Kanton und zu 20 Prozent von der Stadt Solothurn.

Weit verbreitete Ewigkeitschemikalien

«Es ist sicher eine grosse Deponie hier in Solothurn, aber es gibt auch andere, die damit kämpfen und auch künftig damit kämpfen werden», sagte der Leiter des Solothurner Amtes für Umwelt, Gabriel Zenklusen in Bezug auf Ewigkeitschemikalien.

In der Tat: Ewigkeitschemikalien verteuern zurzeit etliche Sanierungsprojekte in der Schweiz. Vor wenigen Wochen wurde auf dem Berner Viererfeld über PFAS berichtet, wo eine Überbauung geplant ist. In Laufen BL kann auf dem im Jahre 2020 abgebrannten Industrieareal wegen den mit PFAS kontaminierten Böden vorerst nicht gebaut werden. Selbst auf dem Matterhorn sind zuletzt PFAS nachgewiesen worden.

Bratpfanne
Legende: PFAS werden zum Beispiel bei Bratpfannen verwendet. Keystone/Laurent Gillieron

SRF hat Anfang Jahr gemeinsam mit Medienhäusern aus 15 europäischen Ländern berechnet, wie viel die PFAS-Sanierungen kosten werden.

Je nach Szenario muss die Schweiz mit Kosten von bis zu 26 Milliarden Franken in den nächsten 20 Jahren rechnen.

Regionaljournal Aargau Solothurn, 11.12.2025, 12:03 Uhr ; 

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