Wenn Nora Binkert spricht, bleibt ihr Gesicht regungslos – doch ihre Fragen bringen Menschen zum Lachen, zum Grübeln oder einfach aus dem Konzept. Die junge Zürcherin hat mit ihrem trockenen Humor eine Nische gefunden und surft derzeit auf einer Erfolgswelle.
Ob als Gurke verkleidet in der einzigen Essiggurkenfabrik der Schweiz, auf der Suche nach dem beliebtesten Kuhnamen oder unterwegs in Mümliswil SO, der laut einem Ranking unattraktivsten Gemeinde der Schweiz. Mit ihren Videos auf Instagram oder Tiktok erreicht die 24-Jährige zehntausende, insbesondere auch jüngere Menschen.
«Lustig oder einfach nur flach und dumm?»
In ihrem bisher erfolgreichsten Video geht Nora Binkert dem Namen der Bushaltestelle «Gaggi Säge» in Grindelwald auf den Grund. «Wird hier Gaggi gesägt?», fragt sie einen Einheimischen, ohne eine Miene zu verziehen.
Der Name hat eigentlich nichts mit Fäkalien zu tun. «Gaggi» leitet sich von «Gaaggi» mit langem «a» ab – einem alten Wort für Krähe. Offenbar lebten dort früher viele dieser Vögel. Im Video spielt das aber keine Rolle.
Ist das nicht einfach Kindergartenhumor? «Mag sein», sagt Binkert. Was die Leute über ihre Videos denken, beschäftige sie immer wieder: «Ist es das wirklich noch lustig oder einfach nur flach und dumm?»
Klar ist: Mit ihrem Humor trifft sie offensichtlich einen Nerv. Das Video über «Gaggi Säge» wurde auf Tiktok über 240'000 Mal aufgerufen.
Von Instagram ins Fernsehen
Aufgewachsen ist die 24-Jährige, deren Eltern einen Postkartenladen betreiben, in Eglisau. Ein idealer Ort zum Aufwachsen, findet Nora Binkert. «Wäre nur der Weg nach Zürich nicht so weit.» Seit eineinhalb Jahren lebt sie in der Stadt Zürich – zusammen mit ihrer Schwester. In ihrer Freizeit ist sie gerne in der Natur: «Spazieren ist mein Hobby.»
Ihre Karriere startete die gebürtige Eglisauerin als Praktikantin bei Radio Energy, wo sie erste Videoreportagen drehen konnte. Heute ist die 24-Jährige selbständig und verdient ihr Geld unter anderem mit Kooperationen. Firmen buchen sie dafür, dass sie ein lustiges oder skurriles Video über ihr Unternehmen dreht und auf ihren Kanälen publiziert.
«Ich bekomme circa 1000 Franken pro Video, manchmal auch das Doppelte», so Binkert. Daneben arbeitet sie noch für eine Social-Media-Agentur und seit Neustem auch als neue Aussenreporterin beim SRF-Satireformat «Die Sendung des Monats».
Bei ihrem ersten Einsatz war Binkert beim Zürcher Knabenschiessen unterwegs. In einer Geisterbahn soll sie Leute erschrecken. Das gelang ihr vorerst nicht: Weder als Blitzkasten verkleidet, noch mit einem Foto von Bundesrat Guy Parmelin. Erst ein Bild eines Gendersterns brachte die Leute zum Schreien.
Spätestens seit ihrem ersten TV-Auftritt ist Nora Binkert auch einem älteren Publikum ein Begriff. Diverse Medien haben über die 24-Jährige berichtet – von «Blick» über «NZZ am Sonntag» bis zum «Tages-Anzeiger». Der erste Zeitungsartikel – ein Meilenstein.
Ich musste zuerst eine Powerbank am Kiosk zurückgeben, um mir die Zeitung kaufen zu können.
Doch bevor Nora Binkert ihn lesen konnte, musste sie erst ein kleines Abenteuer bestehen: kein NZZ-Abo, kein Geld. «Ich musste zuerst eine Powerbank am Kiosk zurückgeben, um mir die Zeitung kaufen zu können», witzelt die Zürcherin.
Es werden wohl nicht die letzten Artikel gewesen sein, die über sie geschrieben wurden. Von Nora Binkert wird man noch viel sehen, ob online oder im Fernsehen.