Die Bilder sind schwarzweiss, aus einer Zeit, als das Fernsehen noch mit 16-mm-Film arbeitete. Der Fernsehbeitrag zeigt den damaligen Bundespräsidenten Hans Peter Tschudi, der durch die Eingangshalle des Bundeshauses auf den Lift zusteuert.
Im Dachstock verlässt er den Aufzug, platziert Hut und Mantel an der Garderobe und nimmt Platz im Radiostudio. Es gilt, die Neujahrsansprache 1970 aufzuzeichnen. In Deutsch, Französisch und Italienisch.
Fünf Jahre davor hatte der gleiche Tschudi als Bundespräsident die Studios im Dachstock des Bundeshauses eingeweiht. Mit bewundernden Worten für die qualitativ hochstehende Technik, aber auch mit einer dezenten Ermahnung an die SRG-Journalisten: «Die technischen Voraussetzungen für gute Radio- und Fernsehsendungen sind gegeben. Ich möchte nun noch meiner Hoffnung Ausdruck geben, dass auch der Inhalt dieser Sendung ein guter sein wird.»
Der Bundesrat beim Kaffeeautomat
Nicht nur die SRG-Leute arbeiteten im Bundeshaus, auch alle anderen Bundeshaus-Korrespondenten hatten bis in die 2000er Jahre ihre Arbeitsplätze direkt im Parlamentsgebäude. Sie schätzten die räumliche Nähe zur Politik, diese «Cohabitation» unter der Bundeshauskuppel.
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Bild 1 von 4. Sendungen aus dem ersten SRG Bundeshausstudio gab es auch auf Italienisch (1965). Bildquelle: SRG-Archiv.
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Bild 2 von 4. Das Regiepult im SRG-Fernsehstudio 1965. Bildquelle: SRG-Archiv.
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Bild 3 von 4. Ab 1965 konnten erstmals Polit-Diskussionen ausgestrahlt werden. Bildquelle: SRG-Archiv.
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Bild 4 von 4. Bis in die 1990er-Jahre filmten Kameraleute der SRG die Ratsdebatten, heute tun das automatische Kameras (Bild: 1989). Bildquelle: SRG-Archiv.
Der langjährige SRF-Journalist Hanspeter Trütsch erinnert sich: «Man hatte sozusagen einen kleinen Dienstweg, man traf vielleicht einen Bundesrat beim Kaffeeautomaten und konnte ihm spontan Fragen stellen.»
Nähe zur Politik – enge Büros
Die Kehrseite dieser Nähe waren die Platzverhältnisse. Die Journalistinnen und Journalisten arbeiteten auf engem Raum, in Büros ohne Fenster – zu einer Zeit, als Rauchen am Arbeitsplatz noch normal war. Es war aber nicht die Sorge um die Gesundheit der Bundeshausjournalistenzunft, die den Ausschlag für den Auszug der Medienschaffenden aus dem Bundeshaus gab.
Vielmehr benötigte der Parlamentsbetrieb mehr Raum für Arbeitsplätze und Sitzungszimmer. Und wegen der Wahlerfolge der SVP ab den 1990er-Jahren brauchte es für die nunmehr grösste Fraktion einen adäquaten Saal.
«Man suchte nach Lösungen und da bot sich der Dachstock des Bundeshauses an, wo das Fernsehstudio untergebracht war», sagt Christine Egerszegi. Sie war 2007 Nationalratspräsidentin und sass zur Zeit des Umbaus in der Verwaltungskommission des Parlaments.
Journalisten wehrten sich
Der Verein der Bundeshausjournalisten wehrte sich gegen den «Rausschmiss» aus dem Bundeshaus. Man fürchtete, die Distanz könnte die informellen Kontakte mit Parlaments- und Bundesratsmitgliedern verkomplizieren.
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Bild 1 von 2. Nach einem Umbau Ende der 1970er-Jahre wurden die TV-Sendungen aus dem Bundeshausstudio farbig (Bild: 1990). Bildquelle: SRG-Archiv.
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Bild 2 von 2. Die Büros der Bundeshausjournalisten waren fensterlos und die Platzverhältnisse eng (1991). Bildquelle: SRG-Archiv.
Technisch dagegen war der Wechsel ins neue Medienzentrum ein Gewinn. Die SRG bekam ein Fernsehstudio, das einiges höher und rund sechsmal grösser war als das alte.
Mir kommt es manchmal vor wie bei den Stachelschweinen.
Die Bundesratsmitglieder sind auch in diesem Haus regelmässig «zu Gast» – immer, wenn nach den Bundesratssitzungen im grossen Saal Medienkonferenzen stattfinden. So ist die Distanz nicht so gross geworden, wie es die Medienschaffenden befürchtet hatten.
Zur Nähe und Distanz von Medien und Politik meinte der damalige Bundespräsident Moritz Leuenberger bei der Eröffnung des Medienzentrums 2006: «Mir kommt es manchmal vor wie bei den Stachelschweinen, wenn sie allzu nahe beieinander sind, dann stechen sie sich, wenn sie aber zu weit auseinandergehen, vermissen sie sich.»