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Berner Jura im Wandel Saint-Imier: ein Dorf zwischen Zuversicht und Zweifel

Adieu Moutier: Saint-Imier wird zur grössten Gemeinde im Berner Jura – und Menschen fragen sich: Was bringt die Zukunft?

Mit dem Jahreswechsel verändert sich die Landkarte der Schweiz: Moutier verlässt den Kanton Bern und gehört ab Neujahr zum Kanton Jura. Für den Berner Jura bedeutet das einen Einschnitt – und für Saint-Imier eine neue Rolle. Das Städtchen mit gut 5000 Einwohnerinnen und Einwohnern wird zur grössten Gemeinde des Berner Juras.

Corentin Jeanneret
Legende: «Die französischsprachige Minderheit wird kleiner», sagt Corentin Jeanneret, Gemeindepräsident von Saint-Imier. SRF/Dominik Meienberg

An der Rue Agassiz, im ersten Stock des Gemeindehauses, sitzt Corentin Jeanneret (FDP). Für den 29-jährigen Gemeindepräsidenten ist klar: Die Neuorganisation des Berner Juras ist eine Chance. «Saint-Imier wird künftig ein Zentrum für Gesundheit, Kultur und Ausbildung», sagt er zum SRF-Reporter.

Doch Jeanneret sieht auch Risiken. Als Vertreter im Berner Kantonsparlament weiss er, dass mit dem Abgang von Moutier rund 8000 Menschen den Kanton Bern verlassen. Bei insgesamt 50'000 im Berner Jura ist das ein spürbarer Verlust, das politische Gewicht schwindet. «Die französischsprachige Minderheit wird kleiner», sagt Jeanneret.

Skepsis und Hoffnung bei den Menschen

Szenewechsel. Mittagszeit in der «Brasserie de la Place». Hier trifft sich die Bankerin mit dem Musiker, der Gastronom mit der Ärztin. Es wird diskutiert und gelacht, bei Weisswein und Fish'n'Chips.

Restaurant La Berna
Legende: Das Restaurant Berna, ein Treffpunkt in der 5000-Seelen-Gemeinde. SRF/Dominik Meienberg

An der Bar sitzt ein älterer Mann, der sein ganzes Leben in Saint-Imier verbracht hat. «Viel wird sich nicht ändern», meint er. Aber eines wurmt ihn: Die Verwaltungsposten gehen alle woanders hin – das neue Verwaltungszentrum nach Tavannes, die mobile Polizei nach Loveresse, die Justiz vorübergehend nach Biel. «Saint-Imier hätte mehr kämpfen müssen», sagt er und fordert mehr Einsatz im Tourismus.

Ich hoffe, dass sich die Jura-Frage erledigt hat.
Autor: Restaurantbesucher

Am Stammtisch im Restaurant Berna sitzen die Alteingesessenen. «Ich hoffe, dass sich die Jura-Frage mit dem Abgang von Moutier erledigt hat», so ein älterer Herr. Aber Saint-Imier als neues Zentrum des Berner Juras? Da schüttelt er den Kopf. Jedes Tal in der Region werde weiterhin relativ unabhängig bleiben, ist er überzeugt.

Markt Saint-Imier
Legende: In Saint-Imier verkaufen Marktfahrende ihre Produkte aus dem Jura. SRF/Dominik Meienberg

Draussen klingt es optimistischer. Mafalda und Mathilde, beide 18, hoffen, dass ihr Saint-Imier künftig mehr Aufmerksamkeit bekommt. «Das Städtchen hat viel zu bieten», sagt Mathilde und lächelt. Kultur, Natur, Geschichte – und vielleicht neue Chancen für Junge.

Musik als Brücke

In einer alten Villa aus der grossen Uhrenmacherzeit spielt Steven Schumann am Klavier. Der Elfjährige besucht die Musikschule des Berner Juras, die in Saint-Imier ihren Hauptsitz hat und in Moutier über eine Dependance verfügt. Diese wechselt im Sommer zur Musikschule des Juras.

Philippe Krüttli
Legende: Für ihn stehen die Zeichen auf Kontinuität: Philippe Krüttli, Direktor der Musikschule Berner Jura. SRF/Dominik Meienberg

Direktor Philippe Krüttli sieht darin ein Zeichen der Kontinuität: «Es ist ein Irrtum zu glauben, Moutier gehe weg. Die Menschen bleiben. Das Leben wird sich kaum verändern.»

Longines Fabrik
Legende: Die Uhrenfabrik von Longines liegt ausserhalb von Saint-Imier. SRF/Dominik Meienberg

Saint-Imier steht vor aufregenden Jahren zwischen Zuversicht und Skepsis. Die bald grösste Gemeinde im Berner Jura – und eine, die nun zeigen muss, was in ihr steckt.

Regionaljournal Bern Freiburg Wallis, 10.12.2025, 17:30 Uhr ; 

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