Am 1. Januar 2026 wechselt Moutier mit seinen 7500 Einwohnerinnen und Einwohnern vom Kanton Bern zum Kanton Jura. Darüber, zu welchen Bedingungen dieser Übergang stattfindet, haben zwei Männer in rund zwanzig Verhandlungsrunden gerungen: Patrick Tanner und Mario Annoni.
«Es ist wie eine Scheidung»
Patrick Tanner sass auf jurassischer Seite am Verhandlungstisch. Vor zwölf Jahren kämpfte er, der selbst Bernjurassier ist, noch für einen Beitritt der ganzen Region zum Jura – vergeblich. «Ich bin nicht neidisch auf Moutier», sagt der frühere Stadtpräsident von St. Imier BE. «Der demokratische Prozess hat klar gezeigt, dass nur Moutier wechseln wollte.»
Tanner beschreibt den Prozess als «Scheidung». Es brauche einen Vertrag, der genau regle, wer was bekomme und wer wem wie viel zahle. «Unsere Herausforderung ist, für Kontinuität zu sorgen», sagt er. «So war zum Beispiel früh klar, dass die Kinder, die heute in Bern zur Schule gehen, erst im August ins jurassische Schulsystem wechseln.»
Der Mann, der schon einmal Brücken schlug
Auf Berner Seite sass Tanner Mario Annoni gegenüber. Der frühere Regierungsrat kennt den Jurakonflikt seit Jahrzehnten – auch seine Schattenseiten. 1992 fand er in seinem Haus eine Bombe. «Gott sei Dank hat sie nicht funktioniert», sagt er. Einschüchtern liess er sich nicht: «Wir wollten die Beziehungen zwischen Bern und Jura verbessern – Schritt für Schritt.»
Entscheidend war für Annoni, dass das Verwaltungszentrum – Justiz, Polizei, Konkursamt und so weiter – im Berner Jura bleibt. Das habe die Bevölkerung beruhigt. «Sie merkte: Wir können gut leben – auch wenn Moutier wechselt.»
Streit ums Geld – und offene Fragen
Wie bei einer echten Scheidung ist auch beim Kantonswechsel das Geld der schwierigste Punkt. Wer zahlt für den Umzug der Behörden, wer für alte Schulden oder Industriebrachen? «Für das meiste haben wir Kompromisse gefunden», sagt Tanner.
Ich finde, die Jurassier sollten zu uns kommen, nicht umgekehrt.
Doch ein paar Dossiers bleiben offen – etwa die Berufsschule. Annoni hätte sie lieber in Biel behalten, der Jura wollte sie in Moutier. «Dort haben wir keine Einigung gefunden», sagt er. «Ich finde, die Jurassier sollten zu uns kommen, nicht umgekehrt.» Offen ist auch noch, welcher Kanton für rund 70 pflegebedürftige Heimbewohnerinnen und -bewohner aufkommt.
«Die Jurafrage ist vorbei – wenn Bern keine Fehler macht»
Trotz einiger ungeklärter Details ist für beide Annoni und Tanner klar: Die Jurafrage ist mit dem Kantonswechsel von Moutier erledigt. Allerdings warnt Annoni, Bern müsse dem Berner Jura weiterhin eine gewisse Autonomie gewähren und die frankofone Minderheit im Kanton schützen.
Tanner appelliert umgekehrt an den Kanton Jura, den Gegnerinnen und Gegnern des Kantonswechsels von Moutier das Leben so leicht wie möglich zu machen. Auch jene 45 Prozent der Bevölkerung, die gegen den Wechsel stimmten, müssten im Jura integriert werden.
Wie gut der Kantonswechsel gelungen ist und was man allenfalls vergessen hat bei den Verhandlungen, wird man erst in ein paar Jahren wissen.