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Gegen Wohnungsnot Aare-Wohnung statt Brache: Darf Bern das Gaswerk-Areal überbauen?

Bern will das Gaswerk-Areal überbauen – mit 500 Wohnungen, viel Grün und Platz fürs Gewerbe. Das freut nicht alle.

Die Ausgangslage: Wer von der Monbijoubrücke in Bern den Blick Richtung Gurten schweifen lässt, entdeckt ein buntes Durcheinander: die Aare, eine weitläufige Industriebrache. Dazu verwaiste Parkplätze, das legendäre Jugendzentrum Gaskessel, heruntergekommene Häuser, ein grünes Baummeer – und seit Kurzem ein temporäres Schulhaus.

Gaswerk von Monbijou.
Legende: Auf dem Gaswerk-Areal gibt es viele verwaiste Parkplätze. Stattdessen sollen bald 500 Wohnungen gebaut werden. SRF/Adrian Müller

Die Pläne für das Quartier: Auf dem Areal will die Stadt Bern ein neues Quartier mit rund 500 Wohnungen und vielen Grünflächen bauen. Die Mieten sollen bezahlbar sein: Denn mindestens die Hälfte der Wohnungen müssen Genossenschaften bauen. Ein weiteres Viertel ist als «preisgünstiger Wohnraum» der Stadt vorgesehen. Ursprüngliche Bauten wie die denkmalgeschützte Direktorenvilla bleiben erhalten – es gibt zudem Platz fürs lokale Gewerbe. Der Gaskessel darf weiter feiern.

Gaswerk.
Legende: Neues Quartier neben der Aare: So soll das Gaswerk-Areal in Zukunft aussehen. ZVG/Stadt Bern

Die Abstimmung: Am 30. November entscheidet die Stimmbevölkerung über die Zonenplanänderung mit Planungspflicht. Diese legt den Rahmen der künftigen Nutzung fest – über die Details entscheidet später die Regierung. Gleichzeitig beschliesst das Volk in einer zweiten Vorlage, ob der Gemeinderat die Baufelder im Baurecht abgeben darf. Ebenso über einen Kredit für die Infrastruktur des Gaswerk-Areals von rund 25 Millionen Franken.

Das sagen die Befürworterinnen und Befürworter: Das Stadtparlament befürwortet das neue Quartier überaus deutlich. Es entstehe Wohnraum für rund 1000 Menschen. «Das hilft gegen die Wohnungsnot», sagt SP-Fraktionschef Dominik Fitze. «Uns ist wichtig, dass ein gut durchmischtes Quartier entsteht – nicht nur Wohnungen für Gutverdienende.» Dank den Genossenschaften und preisgünstigem Wohnraum baue man so für die breite Bevölkerung.

Uns ist wichtig, dass ein gut durchmischtes Quartier entsteht.
Autor: Dominik Fitze SP

Auch die FDP unterstützt das Projekt, aber zähneknirschend. Die Partei kritisiert, dass mit den mehrheitlich preisgünstigen Wohnungen eine ganze Gesellschaftsschicht ausgeschlossen werde.

Gaswerk.
Legende: Urban Gardening neben Abbruchbude: Auf dem Gaswerk-Areal herrscht ein wildes Durcheinander. SRF/Adrian Müller

Das sagt die Gegnerschaft: Gegen die Überbauung des Gaswerk-Areals in dieser Form stemmt sich von den Parteien einzig die SVP. Diese Lage am Naherholungsgebiet Aare/Marzili sei prädestiniert für «höherwertiges Wohnen», so SVP-Stadtrat Alexander Feuz.

Man verschleudert die beste Lage für Sozialwohnungen oder Genossenschaften.
Autor: Alexander Feuz SVP

Der rot-grünen Stadt gehe es nur darum, Wohnungen für ihre Klientele zu bauen und ihre rot-grüne Bastion zu verstärken. «Man verschleudert die beste Lage für Sozialwohnungen oder Genossenschaften», so Feuz.

Gaswerk-Areal.
Legende: «Beste Lage nicht für Sozialwohnungen verschleudern»: Gegen die Überbauung des Gaswerk-Areals in dieser Form stemmt sich von den Parteien einzig die SVP. Keystone/Peter Schneider

Das sagt die Stadtregierung: In Bern seien in den letzten zehn Jahren rund 1500 Wohnungen entstanden, so die Berner Finanzdirektorin Melanie Mettler (GLP).

Dennoch ist der Anteil der gemeinnützigen Wohnungen mit rund 9 Prozent deutlich tiefer als etwa in Zürich mit 27 Prozent. «In diesem Segment spielt der Markt nicht wirklich, darum setzen wir auf unserem eigenen Boden auf Genossenschaften und preisgünstiges Wohnen.»

Modernisierung Monbijou-Brückenkopf

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Gleichzeitig mit dem Zonenplan stimmt die Berner Stimmbevölkerung in einer weiteren Vorlage über die Aufwertung des «Brückenkopf West» ab, welcher das Monbijou-Quartier mit dem Gaswerk-Areal verbindet. Dort soll es in der neuen Zone mit Planungspflicht möglich sein, ein bis zu 50 Meter hohes Hochhaus zu bauen.

Das gibt weiter zu reden: Im Hüttendorf «Anstadt» leben seit einigen Jahren rund 50 Menschen. Diese haben das Areal im westlichen Teil des Gaswerk-Areals besetzt. Die Stadt toleriert diese Hütten-Utopie bis zum Baustart des neuen Quartiers.

Das Hüttendorf kämpft mit Plakaten und in den sozialen Medien gegen die Pläne der Stadt, welche das Ende der Wagensiedlung in dieser Form bedeuten würde. Die Anstadt besetze nur einen kleinen Teil des Gaswerk-Areals, sagt Tim vom Anstadt-Kollektiv. «Der grösste Teil des leeren Raums könnte überbaut werden, ohne Freiräume zu verdrängen.»

Die weiteren Vorlagen

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Die Berner Stimmbevölkerung stimmt zudem über folgende Geschäfte ab:

  • Erhöhung Finanzkompetenzen: Eine Volksabstimmung soll in der Stadt Bern künftig erst obligatorisch sein, wenn die Kosten 12 Millionen Franken übersteigen
  • Budget 2026
  • Überbauungsordnung Weyermannshaus West
  • Verlängerung Mietvertrag Velostation Welle 7

Regionaljournal Bern Freiburg Wallis, 6.11.2025, 17:30 Uhr ; 

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