Zurzeit sagen 49 Prozent der Befragten bestimmt oder eher Ja zur Familieninitiative. Demgegenüber steht das Nein-Lager mit 43 Prozent. 8 Prozent haben sich noch keine Meinung gebildet.
Gestartet ist die Vorlage mit einer deutlichen Zustimmungsmehrheit. Noch bei der ersten SRG-Umfrage vom 18. Oktober waren 64 Prozent eher oder bestimmt dafür. Der Trend verläuft aber nun in Richtung einer verstärkten Ablehnung, wie das Forschungsinstitut gfs.bern festhält. Der Nein-Anteil stieg von 25 auf 43 Prozent, während sich die Zustimmung um 15 Prozentpunkte verringerte. Damit liegen die Befürworter zwar unter den magischen 50 Prozent, können aber auf eine relative Mehrheit zählen.
Konservativ gegen links-liberal
Der erhebliche Meinungswandel stimme mit einem klaren Überhang negativer Medienberichte zur SVP-Familieninitiative überein, stellt der Bericht von gfs.bern fest. Zudem verlaufe diese Entwicklung erwartungsgemäss. Der Aufbau des Nein-Anteils mit fortschreitendem Kampagnenverlauf ist für Initiativen üblich. Die Nein-Kampagne scheint zu greifen.
Bei den Konfliktmustern ist die Parteienbindung ein signifikantes Merkmal. Hier kann eine Gegensätzlichkeit zwischen konservativen und links-liberalen Wählern festgestellt werden. Mit Ausnahme der Grünen-Wählerschaft folgen alle anderen dem allgemeinen Trend: die Zustimmungsbereitschaft nimmt ab. Das gilt auch für die SVP, welche die Initiative lanciert hatte. Hier sinkt der Ja-Wert von 83 auf 74 Prozent. Ausser der SVP ist nun keine politische Gruppierung mehrheitlich auf der befürwortenden Seite. Unklar ist die Situation bei der CVP und den Parteiungebundenen. Hier ist jeweils die Hälfte der Befragten dafür. Allerdings sind auch da die Zustimmungstendenzen rückläufig.
Ja-Stimmen vor allem im Tessin und der Deutschschweiz
Ein relevantes Konfliktmuster ist neu auch die Anzahl Kinder. Bei kinderlosen Stimmberechtigten halten sich die Ja- und Nein-Anteile exakt die Waage. Stark rückläufig ist die Zustimmung gegenüber der ersten Umfrage bei Paaren mit zwei Kindern. Hier beträgt der Rückgang satte 22 Prozentpunkte und steht nun bei einem Ja-Anteil von 52 Prozent. In Familien mit drei und mehr Kindern ist der Anteil der Zustimmung mit 58 Prozent am höchsten.
Neu figuriert auch das Alter als trennende Grösse. Pensionierte verwerfen die SVP-Vorlage mit einer relativen Mehrheit. Jüngere Befragte nehmen sie hingegen mehrheitlich an. Der Nein-Anteil nimmt aber bei jeder Altersgruppe zu.
Signifikante Unterschiede beim Stimmverhalten sind bei den Sprachregionen festzustellen. Grosse Sympathien, nämlich 58 Prozent, geniesst die SVP-Familieninitiative im Tessin. Auch in der Deutschschweiz will nach wie vor eine Mehrheit der Stimmberechtigten dem Anliegen zustimmen. Anders ist es in der französischsprachigen Schweiz. Hier fand ein Mehrheitswechsel statt. Aktuell wollen 49 Prozent ein «Non» in die Urne legen. Der Zuwachs des Nein-Anteils ist jedoch in allen drei Landesteilen zu beobachten.
Argument der Steuerausfälle zieht nach wie vor
Im Argumententest haben beide Seiten mehrheitsfähige Botschaften. Die Initianten punkten am besten mit dem Argument, selbstbetreuende Familien sollen steuerlich nicht benachteiligt werden. Zudem findet eine Mehrheit, die Initiative setze ein Zeichen für Eigenbestimmung von Familien bei der Kindererziehung. Die Zustimmungsbereitschaft für die Pro-Argumente sinken jedoch.
Die Gegnerschaft kann punkten, wenn sie Steuerausfälle für Bund und Kantone thematisiert. An Zustimmung gewonnen haben Argumente wie, die Initiative schaffe falsche Anreize und sie verankere ein klassisches Familienbild. Die Werte betragen aber nicht mehr als 50 Prozent.
Abschliessend stellt der Bericht ein vertrautes Schema der Meinungsbildung fest. Eine Trendwende in den Stimmabsichten sei, wie bei Volksinitiativen üblich, wahrscheinlich. Daher müsse man mit einem offenen Ausgang rechnen. Allerdings sei eine Ablehnung wahrscheinlicher als eine Annahme.