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Alarmierende Studie Sozialhilfebeziehende fürchten zunehmend um ihre Wohnung

Die Situation auf dem Wohnungsmarkt belastet Sozialhilfebeziehende in der Schweiz zunehmend. Dies zeigt eine aktuelle Studie der Städteinitiative Sozialpolitik.

Wer in Zürich, Genf oder Basel eine neue Wohnung sucht, braucht Zeit und Nerven. Denn der Wohnraum in den Städten wird immer knapper. Wirklich prekär ist die Situation auf dem Wohnungsmarkt vor allem für Menschen, die Sozialhilfe beziehen.

«Früher hat man in unserer Stadt weniger Obdachlose oder Menschen in prekären Wohnsituationen gesehen», sagt der Winterthurer Stadtrat Nicolas Galladé. Auch deswegen habe man im Jahresbericht der Städteinitiative Sozialpolitik den Fokus auf die Wohnsituation von Sozialhilfebezügerinnen und -bezügern gelegt.

Schwierige Suche nach bezahlbarem Wohnraum

Michelle Beyeler von der Universität Zürich hat zu dieser Frage eine Studie durchgeführt und kommt zum Schluss: «Wohnen ist ein Grundbedürfnis und heute zunehmend das drängendste Thema in der Sozialhilfe.»

In Zeiten, in denen es selbst für den Mittelstand schwer ist, eine bezahlbare Wohnung zu finden, ist es für Armutsbetroffene oft fast unmöglich.
Autor: Michelle Beyeler Politikwissenschaftlerin an der Universität Zürich.

Rund 80 Prozent der von ihr befragten Fachpersonen gaben an, dass in ihrer jeweiligen Stadt die Gefahr für Sozialhilfebeziehende, ihre Wohnung zu verlieren, in den letzten fünf Jahren gestiegen sei. Auch die Suche nach neuem Wohnraum sei zunehmend eine Herausforderung.

«In Zeiten, in denen es selbst für den Mittelstand schwer ist, eine bezahlbare Wohnung zu finden, ist es für Armutsbetroffene oft fast unmöglich», sagt Beyeler. Das erhöhe den Druck auf diese Menschen – und erschwere die gesellschaftliche Eingliederung. Denn eine stabile Wohnsituation sei eine Bedingung für Arbeit, Bildung oder auch ein Familienleben.

Mann steht in Küche und blickt nach draussen.
Legende: Neben finanziellen Problemen erschweren auch das mit Armut verbundene Stigma sowie Betreibungen in der Vergangenheit die Suche nach einer neuen Wohnung. Keystone/Alessandro della Bella

Die Sozialdienste der Städte hätten das Thema zwar erkannt und verschiedene Massnahmen ergriffen, so die Forscherin weiter. Mancherorts wurden die Mietzinslimiten erhöht, mehr Beratungsangebote geschaffen, und man versuche auch, auf die Vermieterschaft zuzugehen und sie einzubinden.

Die Politik ist gefragt

Allerdings seien die Möglichkeiten der Sozialdienste begrenzt, sagt der Winterthurer Stadtrat Nicolas Galladé. Die Wohnungsknappheit und die steigenden Mietkosten seien Themen, welche die städtischen Sozialdienste nicht alleine lösen könnten: «Es ist ein sehr mächtiger, grosser Markt. Unsere Möglichkeiten sind limitiert, teilweise sind wir sogar ohnmächtig.» Die Knappheit an bezahlbarem Wohnraum sei letztlich ein strukturelles Problem, das von der Politik als Ganzes angegangen werden müsse.

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Rendez-vous, 28.10.2025, 12:30 Uhr;brus

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