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Analyse ortet viel Potential Mehr als Krösus der Nation: Zug will zum Museums-Kanton werden

In Zug hat es auch gute Museen. Das finden Stadt und Kanton und wollen dies in der restlichen Schweiz bekannt machen.

Der Kanton Zug mag für verschiedene Dinge bekannt sein: für seine Tiefsteuerstrategie, die Kirschtorte oder sogar für seine Sonnenuntergänge – für seine Museen eher nicht. Das soll sich ändern. Zug will sich als Museumskanton mit schweizweiter Ausstrahlung positionieren.

Die Museumslandschaft hier zeichnet sich dadurch aus, dass sie vielfältig ist.
Autor: Johannes von Hülsen Kulturberater

Der Münchner Kulturberater Johannes von Hülsen hat dafür im Auftrag der Stadt und des Kantons Zug eine Analyse erstellt. Er hat den Ist-Zustand festgehalten, Direktinvolvierte interviewt und die Bevölkerung befragt – Museumsbesucherinnen genauso wie jene, die kaum je eines von innen sehen.

Kunsthaus Zug von aussen
Legende: Führungsdefizite beim Kunsthaus Zug sind laut einer Studie eine Schwäche der Zuger Museumslandschaft. Konkret kritisiert wird eine einseitige Führungsstruktur und fehlende Steuerungsinstrumente. Kunsthaus Zug

Auslöser für die Studie waren unter anderem Probleme bei der Führung des Kunsthauses Zug. Vor einigen Monaten wurde der langjährige Direktor Matthias Haldemann wegen interner Zwiste beurlaubt. Über die genauen Gründe schweigt man sich beim Kunsthaus, bei der Stadt sowie auch beim Kanton aus. Die Studie geht ganz allgemein auf Führungsdefizite ein, die eine Schwäche des Museums darstellten.

Die Häuser besser vernetzen

Gleichzeitig verweist Johannes von Hülsen in seiner Studie auf die Stärken der Zuger Museen: «Die Museumslandschaft hier zeichnet sich dadurch aus, dass sie vielfältig ist.» In der Stadt Zug stünden das Kunsthaus mit hochkarätigen Werken der Wiener Moderne, das renommierte Museum für Kultur- und Urgeschichte und mehrere kleinere Institutionen im Umkreis von 800 Metern: alles in Gehdistanz.

Schwarze Stoffe am Boden
Legende: Vor gut sieben Jahren präsentierte das Kunsthaus Zug die erste Gesamtschau der Modeschöpferin und Textildesignerin Christa de Carouge. Keystone/Alexandra Wey

Eigentlich beste Voraussetzungen, um sich als Museumsstadt zu vermarkten, sagt von Hülsen. Nur würde das Potenzial nicht genutzt: Die einzelnen Häuser seien zu wenig untereinander vernetzt. Die Institutionen würden darum von der Öffentlichkeit zu wenig wahrgenommen. Selbst das grösste von ihnen, das Kunsthaus, hat mit einem Publikumsrückgang zu kämpfen.

Das Kunsthaus Zug

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Das Kunsthaus wurde 1977 eröffnet; ursprünglich in der Altstadthalle, einem ehemaligen Kaufhaus aus dem 15. Jahrhundert. 1990 zog das Kunsthaus an seinen heutigen Standort um.

Das Kunsthaus Zug verfügt über mehrere thematische Sammlungsgebiete, von der klassischen Moderne bis zur Gegenwartskunst. Das Haus beherbergt die bedeutendste Sammlung der Wiener Moderne ausserhalb von Österreich in Europa.

Zur Sammlung des Kunsthauses gehören Plastiken, Skulpturen und Installationen im Innenhof und im Kunsthausgarten sowie architektonische Installationen in der Stadt. Darunter finden sich etwa Werke des japanischen Künstlers Tadashi Kawamata und des Schweizers Roman Signer.

Ganz nach dem Vorbild der Stadt Lausanne, wo 21 Museen unter dem Label «Lausanne musées» auftreten, schlägt die Analyse auch für Zug einen gemeinsamen Auftritt vor: «Mit einer Dachmarke, einer Webseite und einem gemeinsamen Billett, das für alle Häuser gilt», sagt Johannes von Hülsen.

Eine Tür. Und dann eine enge Treppe, die vom Ufer direkt runter in den See führt.
Legende: Eine Treppe runter in den See: Die begehbare Skulptur Seesicht des Schweizer Künstlers Roman Signer wurde im Jahr 2015 zum 25-Jahr-Jubiläum des Kunsthauses aufgestellt. Keystone/Pascal Bloch

Diese Vorschläge treffen auf grundsätzlich offene Ohren bei Stadt und Kanton. Bloss: Mehr Publikum in die Museen zu locken, ist kein einfaches Unterfangen. Zug mit seinen rund 30'000 Einwohnerinnen und Einwohnern ist lediglich eine Kleinstadt. Sie liegt genau zwischen Luzern und Zürich – und damit zwischen zwei Zentren, die ein ungleich grösseres Angebot zu bieten haben.

«Mit einem KKL in Luzern, der Oper in Zürich oder den grossen Kunstmuseen können wir nicht mithalten», sagt der Zuger Kulturdirektor Stephan Schleiss. «Stimmt», sagt auch Kulturberater Johannes von Hülsen: «Darum ist es wichtig, dass Zug seine Nische findet – und die bietet sich mit den kleineren Museen auf engem Raum.»

Rendez-Vous, 16.10.2025, 12:30 ; 

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