- Die Zürcher Staatsanwaltschaft hat das Verfahren gegen den Betreiber des Onlineportals «Inside Paradeplatz» eingestellt.
- Dem Journalisten Lukas Hässig wurde eine Verletzung des Bankgeheimnisses vorgeworfen.
- Der journalistische Quellenschutz steht in diesem Fall in wesentlichen Punkten einer Beweisführung entgegen, wie die Zürcher Oberstaatsanwaltschaft mitteilte.
Das Verfahren wegen des Verdachts auf Bankgeheimnisverletzung sei deshalb mit Datum vom 8. Dezember eingestellt worden. Die Einstellung ist noch nicht rechtskräftig.
Losgetreten hatte das Verfahren Beat Stocker. Er sah in der Berichterstattung von «Inside Paradeplatz» rund um die mutmasslichen Verfehlungen des ehemaligen Raiffeisen-Chefs Pierin Vincenz seine Privatsphäre verletzt. Stocker ist einer der Mitangeklagten im Verfahren gegen Vincenz.
Frühere Hinweise auf Unregelmässigkeiten
Die Vorwürfe gehen zurück auf einen Beitrag, der 2016 auf «Inside Paradeplatz» erschien. Gemäss diesem soll Vincenz im Sommer 2015 eine Überweisung von 2.9 Millionen Franken erhalten haben. In dem Artikel stellte «Inside Paradeplatz»-Betreiber Lukas Hässig einen möglichen Zusammenhang mit der kurz davor erfolgten Akquisition der KMU-Finanzierungsfirma Investnet durch Raiffeisen her.
Dieser Artikel sowie weitere Recherchen sollen Auslöser von bankinternen Untersuchungen gewesen sein, die schliesslich dazu führten, dass die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht aktiv wurde – und der damalige Raiffeisen-Chef Vincenz verhaftet wurde.
Das Verfahren wegen Verdachts auf Verletzung des Bankgeheimnisses im Zusammenhang mit dem Artikel läuft bereits seit 2019. Gemäss Darstellung von Inside Paradeplatz wehrte sich Stocker zwischenzeitlich als Privatkläger erfolgreich gegen eine Sistierung des Verfahrens.
Im Juni 2025 kam es zu einer Hausdurchsuchung in den «Inside Paradeplatz»-Büros sowie dem Privatdomizil von Hässig. Der Betroffene liess die beschlagnahmten Dokumente siegeln, so dass diese zunächst nicht ausgewertet werden durften. Das Zwangsmassnahmengericht bestätigte die Siegelung, weil kein genügender Anfangsverdacht gegen Hässig vorliege und weil der journalistische Quellenschutz die Verwertung der erhobenen Beweise untersage. Die Staatsanwaltschaft akzeptierte diesen Entscheid.
Raiffeisen-Prozess im Sommer vor Obergericht
Das Verfahren rund um den ehemaligen Raiffeisen-Chef Pierin Vincenz und Mitangeklagte ist weiterhin nicht abgeschlossen. Das Bezirksgericht Zürich verurteilte Vincenz im April 2022 wegen Betrugs, mehrfacher qualifizierter ungetreuer Geschäftsbesorgung und wegen mehrfacher passiver Bestechung.
Er erhielt eine Freiheitsstrafe von 3 Jahren und 9 Monaten. Stocker kassierte eine Freiheitsstrafe von 4 Jahren. Der Berufungsprozess vor dem Zürcher Obergericht ist auf August 2026 angesetzt.