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Bildungsstand regional Hier wohnen die Gutgebildeten der Schweiz

Besonders viele hohe Bildungsabschlüsse finden sich in urbanen Gebieten wie Zürich, Bern, Basel-Stadt oder rund um den Genfersee – es gibt aber Ausnahmen.

Wer über eine höhere Bildung verfügt, lebt seltener an stark befahrenen Strassen, dafür öfter in urbanen Zentren. Die Befunde stammen vom Bundesamt für Statistik (BFS). Das hat die Karten zum Bildungsniveau der Schweizer Bevölkerung pro Hektar aktualisiert und interaktiv aufbereitet.

Dabei zeigt sich: «Wenn man die Karten bis auf den Hektar genau erstellt, erkennt man, dass die kleinräumigen Unterschiede manchmal grösser sind als jene zwischen Kantonen oder Gemeinden», sagt Jacques Babel, Leiter «Bildungsperspektiven und Längsschnittanalysen» beim BFS. «Plötzlich treten ganz andere Strukturen zutage!»

Entlang der grossen Strassen- oder Schienenachsen leben beispielsweise mehr Menschen mit tieferem Bildungsniveau. «Nicht nur die Kantone prägen die Struktur der Schweiz, sondern auch die Raumplanung.»

Deutlicher Stadt-Land-Graben

Besonders viele Menschen mit höheren Bildungsabschlüssen leben in urbanen Gebieten wie Zürich, Bern, Basel-Stadt oder rund um den Genfersee. Während schweizweit etwa ein Drittel der Bevölkerung einen höheren Bildungsabschluss besitzt, sind es in Zürich 64 Prozent.

«In den Zentren von Zürich und Bern wohnen fast nur noch Menschen mit einem Tertiärabschluss», sagt Babel. In Zürich Fluntern sind es 85 Prozent. Dies lässt sich insbesondere dadurch erklären: «In den Städten gibt es Dienstleistungsunternehmen, die Verwaltung und die Universitäten.»

Blick auf Zürich Fluntern
Legende: In Zürich Fluntern haben 85 Prozent der Bevölkerung einen Tertiärabschluss. Im Bild die Neue Kirche Fluntern, das Hauptgebäude der Universität Zürich und die Predigerkirche. KEYSTONE/Gaetan Bally

Es gibt aber Ausnahmen vom Stadt-Land-Graben: In Crans-Montana (VS) haben fast gleich viele Personen (41 Prozent) einen höheren Bildungsabschluss wie in der Stadt St. Gallen (42 Prozent). Babel erklärt das damit: Je attraktiver eine Gemeinde, desto höher die Bildungsabschlüsse – unabhängig davon, ob die Gemeinde in der Stadt oder auf dem Land liegt. «Auch in anderen Ländern kann man beobachten, dass manche ländlichen Gebiete entgegen dem Trend attraktiv für Gutgebildete sind. Die Leute können dort etwa im Homeoffice arbeiten.»

Lärm und Wohnpreise sind entscheidend

Aber auch innerhalb der gleichen Stadt gibt es erhebliche Unterschiede: In Lausanne haben 52 Prozent einen höheren Bildungsabschluss, in der unmittelbar anschliessenden Agglomerationsgemeinde Renens nur 30 Prozent. «Das reflektiert die Sozialstrukturen», sagt Babel. «Lärm, Alter der Gebäude und Wohnungspreise – verschiedene Faktoren beeinflussen, ob die Leute gerne an einem Ort leben oder nicht.»

Rasanter Anstieg – in manchen Regionen

Die vom BFS zur Verfügung gestellten Geodaten ermöglichen es, die zeitliche Entwicklung eines Gebiets zwischen 1990 und 2023 zu beobachten – es braucht allerdings eine geeignete Software.

Besonders interessant ist dabei die Stadt La Chaux-de-Fonds (NE), die nach einem Brand Ende des 18. Jahrhunderts nach einem regelmässigen Raster wiederaufgebaut wurde. Heute sieht man klar, dass in der Nähe der grossen Strasse das Bildungsniveau tiefer ist.

Sicht auf eine Strasse in La Chaux-de-Fonds
Legende: Die Rue des Armes-Reunies in La Chaux-de-Fonds. KEYSTONE/Jean-Christophe Bott

«In einigen Stadtvierteln von La Chaux-de-Fonds ist der Bildungsstand nicht höher als vor 30 Jahren», sagt Babel. In Zürich und Lausanne sei der Bildungsstand in der gleichen Zeitspanne um 30 Prozent gestiegen.

Die einstige Uhrenmetropole La Chaux-de-Fonds gehört heute zu den ärmeren Städten der Schweiz – was sich auch in den Daten der Bildungsabschlüsse spiegelt.

SRF 4 News, 8.12.2025, 22 Uhr;liea

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