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Biografie Sie war armengenössig und schaffte es in den Nationalrat

Angeline Fankhauser war die erste Frau, die für das Baselbiet im Nationalrat sass. Jetzt ist ihre Biografie erschienen.

Angeline Fankhausers Wahl in den Nationalrat 1983 war der Durchbruch der Baselbieter Frauen: Erstmals schickte der Kanton eine Frau nach Bundebern. «Das war eine Sensation», sagt Fankhauser Jahrzehnte später über ihre damalige Wahl.

Die armen Leute kannten mich bereits.

«Die Leute sagten, dass mich niemand kenne. Ich antwortete: ‹Die armen Leute kennen mich bereits›.» Bis 1999 blieb Fankhauser SP-Nationalrätin. Dann trat sie nicht mehr zur Wahl an.

Frau vor einem Baum, mit Stange, mit der sie einen Apfel pflückt.
Legende: Früher war Angeline Fankhauser im Bundeshaus aktiv. Heute kümmert sie sich vor allem um ihren Garten. Privat

Angeline Fankhauser stammt selbst aus ärmlichen Verhältnissen. Im neuen Buch «Beherzt voran! Portrait einer Politikerin» beschreibt Autor und Parteikollege Marc Joset, wie man die kleine Angeline und ihre Schwester spüren liess, dass sie arm waren.

Die Wahl in den Nationalrat war eine Genugtuung.

Mittlerweile ist Angeline Fankhauser 89 Jahre alt. Seit fast drei Jahrzehnten ist sie nicht mehr in der nationalen Politik. An ihre Zeit im Nationalrat erinnert sie sich gerne zurück. Dass sie als ehemals armengenössiges Mädchen Nationalrätin wurde, sei «eine Genugtuung» für sie gewesen.

Ein Leben in Bilden

Kämpfen war sich Fankhauser beim Eintritt in den Nationalrat bereits gewohnt. Ihre politische Karriere startete sie im Einwohnerrat in Binningen. Nur wenige Jahre zuvor war sie aus dem Kanton Waadt zugezogen. Doch mit dem Umzug verlor sie ihr Stimm- und Wahlrecht. In der Waadt durften die Frauen bereits auf kommunaler und kantonaler Ebene abstimmen, im Baselbiet nicht.

Die Karriere

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Angeline Fankhauser kam von der Waadt in den Kanton Baselland nach Binningen.

Ihre politische Karriere startete die SP-Politikerin im Einwohnerrat in Binningen. Ihm gehörte sie von 1971 bis 1983 an. Bereits 1976 wurde sie zudem in den Landrat gewählt. Im kantonalen Parlament blieb sie bis 1983.

1983 wurde Angeline Fankhauser dann in den Nationalrat nach Bern gewählt. Dort politisierte sie während 16 Jahren. 1999 trat sie nicht mehr zur Wahl an.

Bereits in Binningen machte Fankhauser von sich reden: Sie war keine leise Politikerin, die stets der Parteilinie folgte. Sie war eine, die sich für ihre Ideen und Werte einsetzte, egal, ob sie damit auf Parteilinie war oder nicht. Die familienexterne Betreuung von Kindern war eine dieser Ideen. Sie kämpfte für ein Tagesmutter-Modell. Später im Nationalrat setzte sie sich erfolgreich für Familienzulagen ein.

Feinde hatte sie auch in der eigenen Partei

Dass Frauen und sogar Mütter im Beruf aktiv sein sollen, kam bei vielen Männern nicht gut an. Auch innerhalb der SP machte sie sich unter einigen Parteikollegen Feinde.

Zwei Frauen sitzen im Nationalrat und schauen äusserst skeptisch in dieselbe Richtung.
Legende: Die beiden SP-Nationalrätinnen Angeline Fankhauser und Christine Goll (ZH) hören 1998 in der Debatte zum Schwangerschaftsabbruch äusserst skeptisch einem Votum zu. KEYSTONE/Lukas Lehmann

Der Sozialdemokratischen Partei blieb sie dennoch treu. «Ich habe mich in der SP immer kritisch wohlgefühlt», sagt sie heute. Sie habe der Parteileitung oft widersprochen, aber das sei immer möglich gewesen.

Moritz Leuenberger erinnert sich

Dass Fankhauser bleibende Spuren hinterlässt, sah man an der Buchvernissage am Donnerstagabend – die Kantonsbibliothek Liestal war voll. Zudem haben einige Promiente Texte zum Buch geliefert. Unter ihnen der ehemalige Bundesrat Moritz Leuenberger und einige frühere Nationalratsmitglieder.

Leuenberger habe sofort reagiert, als er ihn nach einem Text fragte, sagt Buchautor Marc Joset: «Innerhalb einer Viertelstunde antwortete er, dass er gerne etwas zu dem Buch über Angeline beisteuern würde.»

Frau und Mann stehen sich im Nationalratssaal gegenüber und reden zusammen.
Legende: Angeline Fankhauser 1998 während einer Asyldebatte im Nationalrat. Mit Bürgerlichen wie hier dem damaligen Stände- und späteren Bundesrat Hans-Rudolf Merz war sie selten einig bei diesem Thema. KEYSTONE/Alessandro della Valle

Heute ist Fankhauser noch immer interessiert am aktuellen Weltgeschehen und an der Tagespolitik. Tipps will sie den jetzigen Nationalrätinnen und Landräten aber nicht geben. «Politik ist wie Spitzensport», sagt sie. «Man trainiert viel, wenn man aktiv ist. Danach lässt man es ruhen.»

Eine neue Liebe hat sie auch gefunden: den Garten. «Ich probiere Permakultur aus oder beschäftige mich mit anderen naturverbundenen Methoden. Das ist das, was mich heute besonders interessiert.»

Regionaljournal Basel, 24. Oktober 2025, 17:30 Uhr ; 

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