Wer über den Berner Bahnhofsplatz läuf, kann regelmässig beobachten, wie Personen buchstäblich Spuren hinterlassen: Wildpinkler scheuen sich nicht davor, selbst am helllichten Tag an die Fassade der Heiliggeistkirche zu urinieren.
Davon zeugen dunkle Flecken in den Ecken – und ein Geruch, der alles andere als an Rosen erinnert. «Das Problem des Wildurinierens ist seit längerem akut», sagt eine Sprecherin von Immobilien Stadt Bern zu SRF.
Gratis-Pissoir soll Situation verbessern
Nun reagiert die Stadt: Die bestehende WC-Anlage auf dem Bahnhofplatz wird ausgebaut und um ein Pissoir erweitert. «So gibt es eine zusätzliche Möglichkeit, auf dem Bahnhofplatz gratis zu urinieren», heisst es von der Stadt. Dadurch soll die aktuell «unbefriedigende Situation» mit den Wildpinklern verbessert werden.
Wieso kommt es überhaupt zu diesen Szenen rund um die Heiliggeistkirche? Gratis-WCs sind im Perimeter des Bahnhofs Bern grundsätzlich Mangelware. Weiter ist die WC-Anlage auf dem Bahnhofplatz oft länger besetzt. Zudem sind die Anlagen im Bahnhofteil der SBB kostenpflichtig – und damit etwa für Menschen am Rand der Gesellschaft keine Option.
«Stinklift» bleibt ein Problem
Es stinkt nicht nur an der Fassade der Heiliggeistkirche: Weiter urinieren Leute immer wieder in die Lifte, die vom Bahnhofplatz in die Christoffelpassage führen. Gerade für Familien mit Kinderwagen ist die Liftfahrt teils unangenehm, manche Berner Kinder nennen den Aufzug «Stinklift».
Laut der Stadt sind neben dem zusätzlichen Pissoir bei der bestehenden WC-Anlage aktuell keine weiteren Massnahmen geplant. «Die Situation wird laufend beobachtet und beurteilt», heisst es auf Anfrage von SRF weiter.
«Qualität statt Quantität»: Die Stadt Bern hat 2004 eine Strategie für öffentliche WCs eingeführt. Heute gibt es in der Innenstadt und in den Quartieren insgesamt 40 öffentliche Toilettenanlagen.