In der grossen Industriehalle, in der Nähe des Bahnhofs Winterthur, wurden früher Lokomotiven gebaut. Das Unternehmen Swiss Casinos hat dort eine zweite Halle einbauen lassen – eine Investition von 20 Millionen Franken.
Auf zwei Stockwerken stehen jetzt Spielautomaten, Tische für Roulette, Black Jack und Poker. Und es gibt drei Bars, um zwischendurch verschnaufen und etwas trinken zu können. Ein Kronleuchter hängt über der öffentlichen Bar, die «Lok» heisst. Er ist über 15 Tonnen schwer und an einem Originalkran befestigt, mit dem früher die Lokomotiven bewegt wurden.
Daniel Kullmann, der Direktor des Casinos Winterthur, hat bis zum letzten Tag auf die Eröffnung hingearbeitet. Seit Mittwoch nun laufen die Automaten, die Croupiers sitzen an ihren Tischen und erwarten ihre Gäste. «Sie dürfen natürlich gerne in Anzug und Krawatte oder im schwarzen Abendkleid zu uns kommen», sagt Daniel Kullmann. «Dann sind sie aber etwas ‹overdressed›.»
Strenge Kleidervorschriften gebe es nicht. «Wir wollen die breite Masse ansprechen», sagt er. Ein «gepflegtes Erscheinungsbild» ist ihm dennoch wichtig. Laut Besucherinfos auf der Webseite sind beispielsweise schmutzige Kleider oder Mützen nicht erwünscht.
Automatisches Check-in
Überall blinkt, klingelt und glitzert es. Ein Hauch von Las Vegas weht durch die alte, denkmalgeschützte Fabrikhalle. Neben der Architektur ist auch noch etwas anderes speziell am Casino in Winterthur. Es gibt ein automatisiertes Check-in. Und es gibt keine Kasse, an der ein Mitarbeiter oder eine Mitarbeiterin gewonnene Chips in Bargeld umwandelt. Das übernehmen Maschinen. «Self-Cashout» heisst das Prinzip.
Je häufiger man ins Casino geht, umso häufiger verliert man.
Die über 200 Spielautomaten tragen massgebend zum Umsatz des Casinos bei. Geschätzt wird, dass 160'000 bis 180'000 Besucherinnen und Besucher pro Jahr ihr Glück in Winterthur versuchen werden. Ob sie auch gewinnen, ist allerdings fraglich. Daniel Kullmann gibt sich offen: «Je häufiger man ins Casino geht, desto häufiger verliert man.» Die Automaten seien so eingestellt, dass man im Schnitt 94 Franken erhalte, wenn man sie mit 100 Franken füttere. Da bewege man sich in einem fairen Glücksspielbereich, sagt Daniel Kullmann. Allerdings stimme der Spruch: «Das Casino gewinnt immer.»
Das Casino biete Unterhaltung, ist Direktor Daniel Kullmann überzeugt. Doch das Glücksspiel kann laut der Stiftung Sucht Schweiz für bestimmte Personen sehr gefährlich werden – sie gar in den finanziellen Ruin treiben. Das werde in Winterthur nicht passieren, versichert der Casino-Direktor. «Wir werden hier niemanden spielen lassen, der sich das nicht leisten kann.»
Über 18'000 Personen gesperrt
Das Casino habe Kriterien, wie es gefährdete Personen erkennen könne. Etwa, wenn jemand sehr oft ins Casino komme. Dann suche man das Gespräch oder verlange sogar Bankunterlagen und Lohnausweise, um herauszufinden, ob sich jemand das Spiel tatsächlich leisten könne.
Laut Webseite von Sucht Schweiz wurden letztes Jahr über 18'000 Personen für Geld- und Glücksspiele von Spielbanken als gesperrt registriert. Das neue Spielcasino in Winterthur erhält Lob für das neuartige Self-Check-in. Die Stiftung schreibt auf Anfrage von SRF: «Die Automatisierung hilft bei der Kontrolle.»