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Chinesische Technologie Erste Fahrten im Dezember: Postauto mit selbstfahrenden ÖV-Taxis

Die Postauto AG beginnt bereits nächsten Monat mit den Vorarbeiten, um später selbstfahrende Taxis einsetzen zu können.

Die selbstfahrenden Autos, die Postauto einsetzen will, kommen vom chinesischen Unternehmen Baidu Apollo, einer Tochterfirma von Baidu. Baidu ist ein riesiger Tech-Konzern, quasi das Google von China. Das Unternehmen stelle aber kein Sicherheitsrisiko dar, versichert Urs Bloch, Mediensprecher von Postauto: «Unsere automatisierten Fahrzeuge können nicht von unserem Partner in China ferngesteuert werden.»

Sicherheitslücken bei E-Bussen in Norwegen

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Wie verschiedene Medien berichteten, hat ein Test der öffentlichen Verkehrsbetriebe Ruter in Oslo ergeben, dass etwa 850 Elektrobusse theoretisch aus China ferngesteuert werden könnten. Laut Ruter können die Busse der Marke Yutong über eine elektronische SIM-Karte mit Verbindung aus Rumänien von China aus gesteuert, verriegelt und gestoppt werden. Darüber informierte Ruter das norwegische Verkehrsministerium. Für künftige Anschaffungen sollen nun neue Sicherheitsstandards festgelegt werden, die solche Risiken ausschliessen.

Eine Fernsteuerung gebe es zwar, aber an diesem Steuer aus der Ferne sässen dann Mitarbeitende aus der Schweiz. «Sie haben die Möglichkeit, im Notfall einzugreifen und beispielsweise ein Fahrzeug zu stoppen.»

Die technischen Daten, die es braucht, um das System weiterzuentwickeln, gehen nur verschlüsselt nach China.
Autor: Urs Bloch Mediensprecher der Postauto AG

Diese Art von Fernsteuerung sei wichtig, gerade wegen der Sicherheit. Doch kann Postauto wirklich ausschliessen, dass Baidu eine Hintertür einbaut und irgendwann doch noch das Steuer übernimmt?

Bloch verweist auf den Schweizer Datenschutz und auf strenge Vorgaben aus der EU. «Dazu gehört beispielsweise, dass wir Schweizer SIM-Karten haben, dass wir eine Cloud auf europäischem Boden anbieten und dass keine Personendaten nach China gehen. Die technischen Daten, die es braucht, um das System weiterzuentwickeln, gehen nur verschlüsselt nach China.»

Postauto testet schon lange

Einen Fall wie in Norwegen, wo das Steuer aus China übernommen werden könnte, könne man hier ausschliessen, weil man schon lange vor der Inbetriebnahme Tests durchführe, und zwar unabhängig vom chinesischen Partnerunternehmen.

Ab 2027 regulärer Betrieb möglich

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Sofern der Testbetrieb erfolgreich verläuft und alle Sicherheits- und Qualitätsanforderungen erfüllt sind, könnten im Verlauf von 2026 erste Fahrten ohne Begleitung stattfinden. Ab dem ersten Quartal 2027 soll dann der dauerhafte Betrieb starten, so die Pläne der Postauto AG.

Urs Bloch betont, «dass wir eine Partnerschaft haben, die auf gegenseitigem Vertrauen aufbaut. Baidu Apollo baut sich jetzt eine Brücke in den europäischen Markt.»

Das heisst, dass die Schweiz zwar Versuchskaninchen ist, aber auch ein Vorzeigebeispiel für Baidu wird. Es sei im Interesse von Baidu, dass alles sicher aufgegleist werde, so Bloch.

Die Firma Baidu ist, was den technischen Standard betrifft, am weitesten.
Autor: Urs Bloch Mediensprecher der Postauto AG

Für das Unternehmen spreche seine technologische Erfahrung. «Baidu betreibt in China gegenwärtig mehrere Tausend automatisierte Fahrzeuge und ist, was den technischen Standard betrifft, am weitesten.» Ein Spezialistenteam von Postauto habe die selbstfahrenden Autos in China selber getestet.

Leerfahrten vermeiden 

Dass Postauto überhaupt selbstfahrende Taxis anbieten möchte, sei eine wirtschaftliche Überlegung. Man könne so Personal sparen. Die Technologie ist aber auch teuer. Wie viel die neuen Autos kosten, möchte Postauto nicht sagen. Unter dem Strich lohne es sich aber, weil die autonomen Taxis nur dann fahren werden, wenn jemand sie braucht: «Gegenwärtig gibt es Regionen, in denen das Postauto auch leer oder mit wenigen Fahrgästen herumfährt.»

Das zeigt auch die Statistik: Automatisiertes Fahren ist sehr sicher – wohl sicherer, als wenn Menschen das Auto lenken.
Autor: Urs Bloch Mediensprecher der Postauto AG

Die neuen selbstfahrenden Autos mit Platz für vier Personen sollen ländliche Randregionen künftig weiterhin an den ÖV anbinden, und zwar effizienter als heute. Die Strassen sollen auch sicherer werden, dank der Erfahrungen in China, so Bloch: «Da wurden schon Millionen von Fahrten absolviert und es gab bisher einen einzigen Zwischenfall, bei einer schlecht markierten Baustelle, aber ohne grosse Folgen.»

Das zeige auch die Statistik, so Bloch. Automatisiertes Fahren sei sehr sicher – wohl sicherer, als wenn Menschen das Auto lenken würden, fügt er an. 

Ein gelber Kombi mit schwarzem Postauto-Signet auf der Seite
Legende: Die Postauto AG hat ihre Pläne mit selbstfahrenden ÖV-Taxis vorgestellt. Die Technologie soll in der Ostschweiz ausprobiert werden. Keystone / Gian Ehrenzeller

Im Dezember starten die ersten Fahrten mit dem neuen Postauto-Taxi, in Altstätten im Rheintal, aber noch mit einem Menschen am Steuer. Es gehe erst einmal darum, alles zu kartografieren. Die ersten Fahrten ganz ohne Mensch am Steuer sind dann für 2027 geplant.

Rendez-vous, 06.11.2025, 12:30 Uhr; sten

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