Unter Basler Politikerinnen und Politikern sorgt derzeit eine Phishing-Welle für Aufsehen: Mehrere Mitglieder des Grossen Rats wurden per E-Mail kontaktiert – scheinbar von Kolleginnen oder Kommissionspräsidien. Der Inhalt: eine dringende Bitte, möglichst rasch zurückzuschreiben.
Die E-Mails wirken täuschend echt.
Grossratspräsident Balz Herter (Mitte) bestätigt gegenüber SRF, dass er selbst eine solche Nachricht erhalten habe. «Die E-Mails wirken täuschend echt und kommen im Namen von bekannten Ratsmitgliedern», sagt Herter.
Die Nachrichten sind auf Schweizerdeutsch verfasst und per Vornamen unterschrieben, in diesem Fall von einer SVP-Grossrätin: «Hoi Balz, ich hoffe dir gaht's guet (…) Liebe Grüsse Gianna Hablützel-Bürki.» Mindestens 40 weitere Grossrätinnen und Grossräte hätten die gleiche Nachricht erhalten. Wenn man zurückschreibt, erhalte man die Aufforderung, einen Einkaufsgutschein zu besorgen, so Herter.
Niemand hereingefallen – aber viele betroffen
Laut Herter sei, soweit ihm bekannt, niemand auf die Masche hereingefallen. Bereits im Sommer habe der Parlamentsdienst eine ähnliche Phishing-Welle registriert – nun seien es deutlich mehr Betroffene. «Die aktuelle Welle betrifft mehrere Kommissionen. Wir haben die Fälle der Staatsanwaltschaft gemeldet.»
Die Basler Staatsanwaltschaft bestätigt auf Anfrage, dass es sich um klassische Phishing-Versuche handelt. Ziel solcher Betrugsmaschen sei es, an persönliche Daten, Kreditkartennummern oder Geld zu gelangen – in diesem Fall durch den Versand von angeblichen Gutscheincodes des Grossverteilers Coop.
Warum gerade Politikerinnen und Politiker ins Visier geraten sind, ist unklar. Herter vermutet, dass die Betrüger die öffentlich zugänglichen E-Mail-Adressen auf der Website des Grossen Rats entdeckt hätten. «Solche Fälle gibt es auch in Unternehmen – etwa im Namen von Geschäftsführern. Jetzt trifft es halt auch die Politik.»
Die Staatsanwaltschaft rät zur Vorsicht: Wer unerwartet per Mail zu dringenden Handlungen aufgefordert wird – insbesondere zu Geldtransfers oder Gutscheinkäufen –, sollte skeptisch sein und im Zweifel direkt nachfragen.