So entwickelt sich die Demografie in der Schweiz: Bevölkerungsreicher, älter und heterogener – und das in verschiedenen Landesregionen unterschiedlich stark akzentuiert. In dieser Richtung wird sich die Schweizer Bevölkerung in den nächsten Jahrzehnten entwickeln. Die Wirtschaftszentren in und um Zürich und am Genfersee werden stärker wachsen als andere Landesteile. Grundlage für diese Annahmen sind die demografischen Szenarien des Bundesamtes für Statistik BfS.
Bevölkerungswachstum von 15 Prozent: Das Hauptszenario des BfS geht im Jahr 2040 von einer 10-Millionen-Schweiz aus, hauptsächlich getrieben durch die Zuwanderung. In den nächsten 30 Jahren rechnet der Bund mit einem Bevölkerungswachstum von insgesamt knapp 15 Prozent.
Zu wenig Babys und doch wächst die Bevölkerung: Die Geburten gehen zurück. Aktuell bekommt jede Frau im Durchschnitt noch 1.29 Kinder. So tief lag die Geburtenrate noch nie, seit die Geburtenzahlen erfasst werden. Gemäss Szenario sterben ab dem Jahr 2035 mehr Menschen als geboren werden. Geht dieser Trend weiter, würde die Schweizer Bevölkerung also immer älter werden und schrumpfen. Die prognostizierte Zuwanderung kann die Geburtenlücke füllen und sorgt gar für ein positives Bevölkerungswachstum – entgegen dem europäischen Trend. Die EU rechnet mit einem Rückgang.
Die positive Rolle der Zuwanderung: Ein höherer Anteil älterer Personen in einer Gesellschaft lasse den Wohlstand (Bruttonlandprodukt pro Kopf) abschwächen. Pensionierte sind wirtschaftlich gesehen nicht mehr produktiv. Darum kommt die Landesregierung zum Schluss, dass mit einem Bevölkerungswachstum dieser dämpfende Effekt auf das Wohlstandswachstum «teilweise abgefedert werden» könne. Einen positiven Effekt sieht der Bundesrat auch bei der AHV. So hätten im Jahr 2020 Zugewanderte 40 Prozent der AHV-Beiträge geleistet, aber nur 30 Prozent der Leistungen bezogen. Auch beim Fachkräftemangel im Gesundheitswesen, beim Arbeitsmarkt generell und bei den öffentlichen Finanzen profitiere die Schweiz von der Zuwanderung. Der Bundesrat kommt darum insgesamt zum Schluss: «Das stetige Bevölkerungswachstum – und namentlich die Erwerbsmigration – wirkt der Alterung entgegen und dämpft deren Folgen ab.»
Wo sieht der Bund Handlungsbedarf: Der Bund verschweigt die Schattenseite des Bevölkerungswachstum und der Zuwanderung nicht. Er spricht generell von Herausforderungen. Wenn mehr Leute im Land leben, dann brauchen diese Lebensmittel, Trinkwasser und Energie. Wohnungen, eine funktionierende Verkehrsinfrastruktur und Schulen. Das braucht Investitionen und Planung. Auch profitieren nicht alle Landesteile gleich von der Zuwanderung. Ländliche Gebiete könnten unter einer Überalterung zusätzlich leiden. Und Zugewanderte, die keine oder ungenügende Berufsabschlüsse haben, müssten besser integriert werden.