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Die 10-Millionen-Schweiz Neuer Bericht des Bundes: Ohne Zuwanderung vergreist die Schweiz

Der Bund wägt Chancen und Risiken der 10-Millionen-Schweiz ab – und findet: Die Zuwanderung hilft, Probleme zu lösen.

So entwickelt sich die Demografie in der Schweiz: Bevölkerungsreicher, älter und heterogener – und das in verschiedenen Landesregionen unterschiedlich stark akzentuiert. In dieser Richtung wird sich die Schweizer Bevölkerung in den nächsten Jahrzehnten entwickeln. Die Wirtschaftszentren in und um Zürich und am Genfersee werden stärker wachsen als andere Landesteile. Grundlage für diese Annahmen sind die demografischen Szenarien des Bundesamtes für Statistik BfS.

Bericht zur 10-Millionen-Schweiz

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Eine positiv geprägte Vision einer 10-Millionen-Schweiz. So lautete das Postulat der ehemaligen Zürcher GLP-Nationalrätin Judith Bellaiche. Das Postulat verlangte einen Bericht vom Bundesrat mit einem Zukunftsbild, in welchem Chancen einer 10-Millionen-Schweiz positiv identifiziert werden. Gleichzeitig sollen auch Lösungen, Planungsziele und konkrete Massnahmen formuliert werden. Gestern hat der Bundesrat den Bericht abgeliefert mit dem Titel: «Demografische Entwicklungen der Schweiz – Chancen und Herausforderungen.»

Hintergrund ist die SVP-Nachhaltigkeits-Initiative «Keine 10-Millionen-Schweiz». Diese will verhindern, dass bis ins Jahr 2050 die Zahl von 10 Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern überschritten wird. Ab einer Wohnbevölkerung von 9.5 Millionen verlangt die Initiative Massnahme im Asylbereich, beim Familiennachzug und bei Aufenthalts- oder Niederlassungsbewilligungen. Gemäss Szenario des Bundesamtes für Statistik wäre dies im Jahr 2031.

Bevölkerungswachstum von 15 Prozent: Das Hauptszenario des BfS geht im Jahr 2040 von einer 10-Millionen-Schweiz aus, hauptsächlich getrieben durch die Zuwanderung. In den nächsten 30 Jahren rechnet der Bund mit einem Bevölkerungswachstum von insgesamt knapp 15 Prozent.

Zu wenig Babys und doch wächst die Bevölkerung: Die Geburten gehen zurück. Aktuell bekommt jede Frau im Durchschnitt noch 1.29 Kinder. So tief lag die Geburtenrate noch nie, seit die Geburtenzahlen erfasst werden. Gemäss Szenario sterben ab dem Jahr 2035 mehr Menschen als geboren werden. Geht dieser Trend weiter, würde die Schweizer Bevölkerung also immer älter werden und schrumpfen. Die prognostizierte Zuwanderung kann die Geburtenlücke füllen und sorgt gar für ein positives Bevölkerungswachstum – entgegen dem europäischen Trend. Die EU rechnet mit einem Rückgang.

Die positive Rolle der Zuwanderung: Ein höherer Anteil älterer Personen in einer Gesellschaft lasse den Wohlstand (Bruttonlandprodukt pro Kopf) abschwächen. Pensionierte sind wirtschaftlich gesehen nicht mehr produktiv. Darum kommt die Landesregierung zum Schluss, dass mit einem Bevölkerungswachstum dieser dämpfende Effekt auf das Wohlstandswachstum «teilweise abgefedert werden» könne. Einen positiven Effekt sieht der Bundesrat auch bei der AHV. So hätten im Jahr 2020 Zugewanderte 40 Prozent der AHV-Beiträge geleistet, aber nur 30 Prozent der Leistungen bezogen. Auch beim Fachkräftemangel im Gesundheitswesen, beim Arbeitsmarkt generell und bei den öffentlichen Finanzen profitiere die Schweiz von der Zuwanderung. Der Bundesrat kommt darum insgesamt zum Schluss: «Das stetige Bevölkerungswachstum – und namentlich die Erwerbsmigration – wirkt der Alterung entgegen und dämpft deren Folgen ab.»

Wo sieht der Bund Handlungsbedarf: Der Bund verschweigt die Schattenseite des Bevölkerungswachstum und der Zuwanderung nicht. Er spricht generell von Herausforderungen. Wenn mehr Leute im Land leben, dann brauchen diese Lebensmittel, Trinkwasser und Energie. Wohnungen, eine funktionierende Verkehrsinfrastruktur und Schulen. Das braucht Investitionen und Planung. Auch profitieren nicht alle Landesteile gleich von der Zuwanderung. Ländliche Gebiete könnten unter einer Überalterung zusätzlich leiden. Und Zugewanderte, die keine oder ungenügende Berufsabschlüsse haben, müssten besser integriert werden.

SRF-Inlandredaktor: «Bundesrat sieht 10-Millionen als machbar»

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Die Schweiz wächst und wächst – und dies entgegen dem europäischen Trend. Bis in 30 Jahren wächst die Bevölkerung wahrscheinlich auf über 10.5 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner an. Und das sei gut so. Zu diesem Schluss kommt man nach der Lektüre des bundesrätlichen Berichts zur Demografie des Bundesrates.

Viele aktuelle oder drohende Probleme wie Überalterung, fehlendes Wirtschaftswachstum, und Fachkräftemangel können durch die Arbeitsmigration gelöst oder zumindest abgedämpft werden.

Der Bundesrat verschweigt zwar die Wachstumsschmerzen nicht, Probleme werden aber als Herausforderungen benannt. Sie werden identifiziert, benannt und so als lösbar dargestellt. Eine 10-Millionen-Schweiz sei technokratisch plan- und machbar, ganz im Sinne der Absenderin des Postulates, die den Bericht verlangt hatte.

Doch im Bericht ging vergessen, dass ein Land, das so stark von der Migration profitieren soll, auch ein neues Selbstverständnis braucht. Ganz im Sinne der festgestellten Trends: Die Schweizer Bevölkerung werde nicht nur zahlreicher und älter. Sondern auch bunter.

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SRF 4 News, 26.11.2025, 16 Uhr; noes

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