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Strommangel: Infrastruktur-Betreiber besorgt
Aus Rendez-vous vom 11.08.2022. Bild: Keystone/Christian Beutler
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Drohender Strommangel Grosse Player sehen wenig Spielraum beim Stromsparen

Wo sparen, wenn im Winter der Strom fehlt? Die Betreiber kritischer Infrastrukturen fordern schon vorsorglich Ausnahmen.

Coop und Migros, SBB und Post, Swisscom und die Banken: Das sind kritische Infrastrukturen. Wenn sie nicht mehr funktionieren, ist ein normales Alltags- und Wirtschaftsleben nicht mehr möglich. Deshalb lud der Bund im Mai an einen Runden Tisch. Das Fazit ist ziemlich düster.

Bei Blackout: «kontrolliert herunterfahren»

Zunächst der Worst-Case: Ein Blackout. In diesem Szenario würde die Schweiz rasch stillstehen. Buchstäblich. Am Runden Tisch spricht ein SBB-Vertreter Klartext: Eine Stunde könne sich die Bahn eigenständig mit Strom versorgen, sagt er gemäss Aktennotiz, die Radio SRF vorliegt. «Wenn der Fall eines Blackouts eintrifft, dann würde dies noch ein kontrolliertes Herunterfahren erlauben.»

Strommasten.
Legende: Nächsten Winter droht der Strom in der Schweiz und in Europa knapp zu werden. Keystone/Gaetan Bally

Herunterfahren würden auch die Handy-Antennen. Eine Stunde nach Eintreten eines Blackouts wäre fertig mit Mobiltelefonieren, so die Swisscom: «Das aktuelle Notstrom-Konzept basiert auf einer Stunde Autonomie über alle Netze.»

Das aktuelle Notstrom-Konzept basiert auf einer Stunde Autonomie über alle Mobilfunk-Netze.
Autor: Zitat: Swisscom

Die Swisscom sorgt damit für Aufregung am Runden Tisch. Die Aktennotiz zitiert den Vertreter von Carbura, der Pflichtlagerorganisation der Mineralölwirtschaft: «Es wird als ziemlich schockierend wahrgenommen, dass das Mobilnetz lediglich eine Stunde Notstromversorgung nach einem Strom-Blackout aufweist.»

Sparen = weniger Leistung

Wahrscheinlicher als ein Blackout sind Sparvorgaben. So kann der Bundesrat verfügen, dass Unternehmen ihren Verbrauch drosseln müssen. Auch darüber diskutiert der Runde Tisch, an dem auch die SRG vertreten war.

Mehrere Teilnehmer sehen massive Probleme. Die Post hält fest, sie könne in ihren Sortier- und Verteilzentren kaum Strom sparen: «Das heisst, dass grössere Einsparungen nur durch einen Leistungsabbau, zum Beispiel Reduktion Sortiment oder Dienstleistungseinschränkung, erreicht werden können.»

Auch die Swisscom warnt davor, ihr den Strom um 20 oder 30 Prozent zu kürzen: «Dies ist kaum möglich. Wenn diese Vorgaben dennoch umzusetzen sind, muss entschieden werden, welche Regionen abzuschalten sind.»

Kritik von der Migros

Die Migros nimmt die Bundesbehörden sogleich in die Pflicht, im Notfall für Strom zu sorgen: «In der Coronakrise konnte der Bund ein paar Dutzend Milliarden Steuergelder aufwenden. Es stellt sich deshalb die Frage, weshalb die kritischen Infrastrukturen keine Notstrominfrastruktur vom Bund erhalten.»

In der Corona-Krise konnte der Bund ein paar Dutzend Milliarden Steuergelder aufwenden.
Autor: Zitat: Migros

Die Migros und andere Betreiber wünschen sich Ausnahmen, wenn der Bundesrat Sparvorgaben beschliesst oder gar einzelne Regionen stundenweise vom Netz nimmt.

Die Migros etwa würde dann einzelne Filialen zum Sparen schliessen, die geöffneten Läden aber müssten stets Strom haben: «Deshalb reicht es nicht, nur Spitäler von periodischen Netzabschaltungen auszunehmen. Es müssen auch Grossverteiler und der Zahlungsverkehr ausgenommen werden.»

Es reicht nicht, nur Spitäler von periodischen Netzabschaltungen auszunehmen.
Autor: Zitat: Migros

Bund: Gezielte Ausnahmen technisch kaum möglich

Man prüfe solche Ausnahmen, erklären die Bundesbehörden. Auf Nachfrage des Nationalbankvertreters sagt der Repräsentant des Bundesamts für Bevölkerungsschutz aber: «Das Stromnetz lässt sich kaum so steuern, dass einzelne Betreiber gezielt von Netzabschaltungen ausgenommen werden können. Dafür fehlten grösstenteils die technischen Voraussetzungen.»

Das Stromnetz lässt sich kaum so steuern, dass einzelne Betreiber gezielt von Netzabschaltungen ausgenommen werden können.
Autor: Zitat: Bundesamt für Bevölkerungsschutz

Bund, Post, Grossverteiler, SBB und Banken arbeiten mit Hochdruck an Notfallplänen. Der Runde Tisch aber zeigt: Die Herausforderungen sind gewaltig und es wird um Ausnahmen gerungen.

Rendez-vous, 11.08.2022, 12:30 Uhr

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