Ein violettes Blütenmeer verzaubert Ende Oktober eine Gärtnerei in Basel, wenige Schritte vor der Grenze zu Frankreich. Diesem Moment ging lange Arbeit voraus: Jetzt wird die erste grosse Ernte eingeholt von Crocus Sativus, Safran.
Diese Unterart des Krokus blüht einmal im Jahr, und zwar nicht im Frühling, sondern im Herbst, wenn es kühler wird. Sie war im Mittelalter nicht nur teures Handelsgut, sondern am Rheinknie ab etwa 1420 auch angebaut worden, doch nach einigen Jahrzehnten verlor sich diese Kultur hier wieder.
Wir sind mit Herzblut Pflänzeler.
Safranpflanzen ans Rheinknie zurückgebracht hat Lukas Allemann, Leiter der Gärtnerei der Lehrbetriebe beider Basel LBB. Seine Frau und er würden auch im privaten Garten gerne etwas ausprobieren, erklärt der 61-jährige: «Wir sind mit Herzblut Pflänzeler.»
Inspiration aus dem Thurgau und dem Wallis
Inspiriert habe sie ein Freund, der im Thurgau seit ein paar Jahren Safran in grossem Stil anbaut und ihn auch in einem Rebberg im Wallis gepflanzt hat. In Mund VS ist Safran seit etwa dem 14. Jahrhundert heimisch, und er soll dort auch ununterbrochen kultiviert worden sein.
Allemanns erster Versuch hingegen schlug fehl: Er wollte den Safrankrokus im eigenen Rebberg im Basler Vorort Muttenz BL ansiedeln. «Das hat leider nicht funktioniert.» Zu viele andere Pflanzen stehen bei ihm zwischen den Rebzeilen, und so habe es viele Schnecken, die den Safran weggefressen hätten.
So kam er auf die Idee, es in der Gärtnerei zu versuchen. Weil da aber keine grosse Fläche zur Verfügung steht, die das ganze Jahr brachliegen kann, kamen die Krokusknollen (botanisch sind es keine Zwiebeln) in Kisten, die auf Tischen stehen. So ist Ernten deutlich angenehmer als in gebückter Haltung am Boden.
Die zarte Pflanze macht sehr viel Arbeit, denn jede einzelne Blüte muss im jeweils besten Moment geerntet und von Hand sorgfältig zerlegt werden. Als Gewürz verwendet werden nur die roten Stempelfäden, die auf Seidenpapier getrocknet werden. Pro Blüte hat es meist nur drei Fäden, selten vier oder gar fünf.
Insgesamt 50 bis 60 Gramm Safran erwartet Lukas Allemann heuer aus der ersten, richtigen Ernte seiner 4000 Knollen, die er in Holland gekauft hatte. Eine grosse Büez: Tausend Blüten zu pflücken beschäftigt vier Personen in der Gärtnerei zwei Stunden lang.
Nicht nur in der Basler LBB-Gärtnerei wird heute Safrankrokus wieder angebaut. Derzeit seien rund 70 Produzenten in der ganzen Schweiz bekannt, die alle zusammen acht bis zehn Kilo Safran herstellten, sagt Silvia Bossard. Sie selber kultiviert das Gewürz seit 2007 im Aargau, mit bis zu 300'000 Knollen.
In Basel ist Safran als Produkt indes noch ein zartes Pflänzchen. Derzeit trocknet Allemann die Blüten zu Hause, mit seiner Frau und Freunden.
Gelbe Finger nicht vom Rauchen
«Für etwa drei Wochen haben wir ganz gelbe Finger, meine Frau und ich – und es schmeckt im ganzen Haus nach Safran», sagt Allemann. Nachfrage sei trotz Liebhaberpreis von 10 Franken pro 0.1-Gramm-Döslein vorhanden. Im LBB-Webshop ist er jedenfalls gerade nicht greifbar.
Lukas Allemann hofft, dass die Gärtnerei sein Herzensprojekt nach seiner Pensionierung in vier Jahren weiterführt, zusammen mit den Lernenden. Im Frühling reiste er bereits nach Holland, um bei seinem Lieferanten zu schauen, wie dieser die Knollen vermehrt, damit es in Zukunft vielleicht auch in Basel gelingt.