Für die Frauenklöster sind sie wichtige Einnahmequellen: die Hostien. Die runden, flachen Oblaten aus Weizen und Wasser werden in der römisch-katholischen Kirche verwendet, zum Beispiel beim Abendmahl oder der Kommunion. Im Solothurner Frauenkloster wurde die jahrhundertealte Tradition der Hostienproduktion eingestellt. Nicht wegen des hohen Alters der Schwestern, sondern aus wirtschaftlichen Gründen.
Die Herstellung des «Heiligen Brotes» wird in der Schweiz häufig von Frauenklöstern übernommen. Sie erhalten kein Geld aus der Kirchensteuer und müssen anderweitig zu Einnahmen gelangen. Die Schwestern des Solothurner Klosters backen seit mehreren Jahrhunderten Hostien. Unterdessen helfen zwei freiwillige pensionierte Männer den betagten Frauen in der Backstube.
Hostien-Produktion im Solothurner Frauenkloster
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Bild 1 von 4. Die Produktion rentierte auch dank zwei freiwilligen Helfern, die den Schwestern in der Backstube zur Hand gehen. Bildquelle: SRF.
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Bild 2 von 4. Auch das Ausstanzen der kleinen Hostien übernahm ein weiterer freiwilliger Helfer. Nur die grossen Hostien stanzte Schwester Priska immer noch selbst. «Ich habe ihnen noch nie gezeigt, wie das geht», sagte sie. Bildquelle: SRF.
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Bild 3 von 4. Die Schwestern sortierten die guten Hostien für den Verkauf aus. Danach verschickte Schwester Priska die Hostien an ihre Kundschaft. Es waren rund 200 Kunden, darunter viele Pfarreien. Bildquelle: SRF.
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Bild 4 von 4. Schwester Priska verpackte jeweils die Hostien für ihre Kundschaft. Bis Anfang Dezember gab es noch Solothurner Hostien aus dem Frauenkloster, dann war Schluss. Bildquelle: SRF.
Das Problem: Auch ausländische Produzenten drängen mit günstigeren Hostien auf den Markt. Die Hostien-Produktion ist unter Druck. Vor sechs Jahren rief die Schweizer Bischofskonferenz dazu auf, Hostien bei Frauenklöstern zu beziehen, und legte dafür auch den Preis fest.
Das Solothurner Frauenkloster «Name Jesu» am Rande der Altstadt hat zahlreiche Abnehmerinnen und Abnehmer für seine Hostien. «Wir hatten etwa 200 Kunden, die wir bedienen. Das war bisher eine rechte Einnahmequelle», erzählt Schwester Priska Kälin. Aber: Die Produktion rentiert nicht mehr, nun ist Schluss.
Mit dem Entscheid ende eine Ära, schrieb die Solothurner Zeitung Ende Oktober 2025. Für eine weitere Produktion der Oblaten aus Weizen wären Investitionen nötig. «Die Maschine ist nicht mehr so fit. Wenn grössere Reparaturen nötig wären, würde es nicht mehr rentieren. Wir haben freiwillige Mitarbeiter. Wenn wir noch mehr Angestellte haben müssten, ginge es nicht mehr», sagt Schwester Priska Kälin beim Besuch von SRF.
Nur noch zehn Frauenklöster pflegen Tradition
Noch existieren zehn Frauenklöster in der Schweiz, die Hostien produzieren, vor allem in katholischen Kantonen wie Freiburg, Wallis oder St. Gallen. Jenes in Solothurn zählt bald nicht mehr dazu.
Schwester Priska ist 90 Jahre alt. Was sie ohne Hostien-Produktion machen wird, wisse sie noch nicht. «Vielleicht werde ich einen langsameren Gang einschalten», meint die 90-Jährige schmunzelnd.
Während der Produktionszeit fuhr die Klosterfrau mit dem Trottinett durch die Klostergänge zur Backstube und zurück. Nach dem Schlussstrich wird der Alltag für sie und die anderen vier betagten Schwestern im Kloster wohl oder übel ruhiger. Und eine weitere Hostien-Produzentin verschwindet von der Landkarte.