Rätätätät! – Piii-Piii-Piii-Piii! – Wuäääää!
Nein, leiser ist es auf der Baustelle mit den elektrisch betriebenen Maschinen nicht.
Auch hier – direkt vor dem Haupteingang des Bahnhofs Luzern – kreischen sich die Trennscheiben in den Asphalt und warnen Piepgeräusche vor dem rückwärtsfahrenden Bagger. Der Bagger selbst allerdings, der brummt nicht mehr, der summt.
Die Baustelle in der Stadt Luzern ist eine Pilotbaustelle, um den Einsatz von elektrisch betriebenen Maschinen und Fahrzeugen zu testen. «Es ist nicht die erste und auch nicht die grösste Test-Baustelle der Schweiz», sagt Karina von dem Berge von der Hochschule Luzern HSLU, «es gab solche schon früher in Zürich und Basel».
Breite Palette an Maschinen
Was die Baustelle in Luzern auszeichnet, ist die Breite an Maschinen, die eingesetzt werden. Das ist denn auch der Aspekt, der Karina von dem Berge interessiert. Als Projektleiterin der Hochschule begleitet sie elektrisch betriebene Baustellen aus wissenschaftlicher Sicht.
Allerdings: Dass die Baumaschinen durch die Elektrifizierung leiser und dadurch für die Menschen rundum angenehmer werden, ist nur ein Nebenaspekt. Weil eben: Das Laute bei Baustellen sind weniger die Maschinen, sondern der Baulärm selbst.
Im Zentrum der Umstellung auf elektrische Energie stehen Klimaaspekte. Werden dieselbetriebene Maschinen und Fahrzeuge durch elektrische ersetzt, werden keine direkten Treibhausgase und Luftschadstoffe ausgestossen.
Auf Baustellen in der Schweiz werden aktuell kaum elektrische Maschinen eingesetzt. Dafür gebe es mehrere Gründe, sagt Karina von dem Berge von der HSLU: «Es geht um Angebot und Nachfrage, und in der Schweiz ist die Nachfrage noch sehr gering.»
Verschiedene Maschinen mussten für die Pilotprojekte extra organisiert werden. Die noch geringe Nachfrage habe auch damit zu tun, dass sich die Technik elektrischer Baumaschinen schnell weiterentwickle. Das halte Baufirmen davon ab, solche zu kaufen.
Grundsätzlich steht die Baubranche Innovationen offen gegenüber.
Jacqueline Theiler, die Kommunikationsleiterin beim Schweizerischen Baumeisterverband, führt andere Argumente ins Feld. «Grundsätzlich steht die Baubranche Innovationen offen gegenüber», sagt sie, «Tatsache ist aber, dass die Elektrifizierung von Baumaschinen aktuell in der Baubranche nur einen kleinen Beitrag zur Senkung des CO₂-Ausstosses leisten kann». Viel effizienter sei beispielsweise, wenn Aus- und Abbruchmaterial möglichst nahe bei der jeweiligen Baustelle rezykliert werden könne. Das minimiere die Fahrkilometer der Lastwagen.
Für einen grösseren Wandel seien zwei Kriterien entscheidend, sagt Jacqueline Theiler: Die Batterieleistung müsse weiter gesteigert werden, damit die Maschinen weniger oft geladen werden müssen. Und: Elektro-Baumaschinen müssten billiger werden.