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Euro-Krise: Längere Arbeitszeit nicht überall erfolgreich
Aus Espresso vom 31.08.2017.
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Massnahmen gegen Frankenstärke Euro-Krise: Längere Arbeitszeit nicht überall erfolgreich

Das Wichtigste in Kürze:

  • Im Januar 2015 hat die Nationalbank überraschend ihre Massnahmen gestoppt, den Schweizer Franken gegenüber dem Euro auf einem künstlichen Tiefkurs zu halten.
  • Um im internationalen Wettbewerb mit den plötzlich 20 Prozent teurer gewordenen Produkten konkurrenzfähig zu bleiben, erhöhten 96 Firmen die Arbeitszeit für ihre Belegschaft.
  • Diese Massnahme läuft nun diesen September bei den letzten fünf Firmen aus.
  • Was hat es genützt? «Espresso», das Konsumentenmagazin von Radio SRF 1, hat nachgefragt: Die Bilanz ist durchzogen.

«Unsere Mitarbeiter fanden es natürlich nicht cool, dass sie zwei Stunden pro Woche länger arbeiten mussten», blickt Rolf Jenni, Leiter Personal beim Waschmaschinen- und Küchenhersteller V-Zug, auf die Zeit im 2015 zurück.

Dank des sogenannten Krisenartikels 57 im Gesamtarbeitsvertrag (GAV) der Maschinenindustrie konnte die Firmenleitung mit der Personalkommission vereinbaren, dass die Mitarbeiter vorübergehend länger arbeiteten, ohne mehr Lohn zu erhalten. Während der Euro-Krise haben 96 Firmen davon Gebrauch gemacht.

Mitarbeiter sind nicht produktiver, wenn sie länger arbeiten

Rolf Jenni stellte fest, dass die Arbeiter bei einer Arbeitszeitverlängerung nicht produktiver sind: «Wenn Mehrstunden geleistet werden müssen, sind die Mitarbeiter müde. Es passieren mehr Unfälle und es gibt mehr Absenzen.» Er würde den Krisenartikel zwar wieder anwenden, jedoch nicht mehr im ganzen Betrieb, sondern nur in Abteilungen, wo es Sinn macht.

Durchzogene Erfahrung mit dem Krisenartikel hat auch Christof Burkard vom Arbeitnehmerverband Angestellte Schweiz. Er habe drei verschiedene Unternehmen beobachtet: Einerseits habe es Firmen gegeben, bei welchen ein Ruck durch die Belegschaft gegangen war, weil die Firma wirklich vor dem Aus stand. Die Geschäftsleitung habe mit der Arbeitszeitverlängerung den Arbeitnehmern aber signalisiert, dass sie am Standort Schweiz festhalten wolle.

Dank Gratisarbeit riesiger Gewinn

Andererseits habe es Unternehmen gegeben, bei welchen diese Massnahme nicht unbedingt nötig gewesen wäre. Und es gab Firmen, die gar übermässig von der Gratisarbeit der Belegschaft profitiert hätten. «Ich weiss von einer Firma, die dank der Gratisarbeit der Belegschaft den höchsten Gewinn in der Firmengeschichte einfuhr. Die Mitarbeiter fühlten sich total über den Tisch gezogen. Es gab aber auch Unternehmen, die die Arbeitnehmer am Gewinn beteiligten», erzählt Christof Burkard.

Angestellte Schweiz will sich dafür einsetzen, dass der Krisenartikel in Zukunft so formuliert wird, dass er nicht zur Gewinnmaximierung missbraucht werden kann. Burkard sagt aber auch, dass es eine Illusion sei, zu glauben, bei längerer Arbeitszeit werde mehr gearbeitet: «In den meisten Fällen wird die gleiche Arbeit einfach auf mehr Zeit verteilt.»

Swissmem: Krisenartikel hat sich bewährt

Für Ivo Zimmermann, Mediensprecher des Maschinenindustrie-Verbands Swissmem, hat sich der Krisenartikel im GAV bewährt: «Unsere Mitglieder haben mit der Arbeitszeitverlängerung positive Erfahrungen gemacht. Das hat geholfen die Euro-Krise zu überwinden und Arbeitsplätze in der Schweiz zu sichern.»

Es sei klar, dass niemand gerne gratis arbeite, sagt Ivo Zimmermann. Doch sei dank dieser Massnahme die Maschinenindustrie konkurrenzfähig geblieben. Schliesslich seien damals die Preise für Schweizer Produkte im Euroraum über Nacht 20 Prozent teurer geworden.

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