Darum geht es: Noch keine zwei Tage ist es her, seit Nemo den Eurovision Song Contest für die Schweiz gewonnen hat, und schon stehen die ersten Schweizer Städte in den Startlöchern für die Austragung des Events im nächsten Jahr. Schon bevor die offizielle Ausschreibung lanciert worden ist, flattern bei der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft (SRG) Bewerbungen ins Haus. Die Erste kam aus der Romandie.
Genfs Poleposition: Die grösste Stadt der Westschweiz scheint vorbereitet zu sein. Laut einer Medienmitteilung werden schon seit Wochen Gespräche geführt und das Bewerbungsdossier vorangetrieben. «Für einmal war Genf sehr schnell», so Philippe Reichen, Westschweiz-Korrespondent von Tamedia. Sprich: «Die Direktion des Messeunternehmens Palexpo hat diese Bewerbung vorangetrieben. Und Palexpo ist wiederum ein Unternehmen, das letztlich dem Kanton Genf gehört.»
Welche Absichten stecken hinter der Genfer Bewerbung? Die Austragungsorte wittern «eine grosse künstlerische und touristische Chance, der Welt zu zeigen, was die Schweiz ausmacht», so fasst es SRG-Generaldirektor Gilles Marchand zusammen. Reichen meint: «Dahinter steckt vielleicht noch mehr. Wenn der Contest in Genf stattfinden sollte, dann auf dem Expo-Gelände. Es ist die Heimat des Autosalons, der Geneva Motor Show.» Einst ein Aushängeschild der Stadt, habe dieser Anlass in den letzten Jahren stark an Bedeutung verloren – mit ihm das Expo-Gelände. «Man will jetzt die Halle wieder füllen und zeigen, wozu man fähig ist.» Genf wolle sich und seine Region in den Fokus der Weltöffentlichkeit rücken.
Weitere Voraussetzungen in Genf: «Ich erinnere an den Gipfel mit Putin und Biden 2021. Genf hat immer wieder kleinere und grössere Veranstaltungen ausgetragen», so Reichen. Und: «Genf hat wegen der UNO ein Sicherheitsdispositiv, das man so in der Schweiz kein zweites Mal findet.» Weiter gibt es viele Hotels, eine lebendige Gastronomie, und das Expo-Gelände inklusive Halle mit einer Kapazität von bis zu 15'000 Personen ist sogar ein Teil des Flughafens. Schliesslich ist Genf eine Stadt mit Hauptsitzen vieler internationalen Organisationen, so auch von der European Broadcasting Union, die den ESC verantwortet. Dazu Reichen: «Ob das schlussendlich ausschlaggebend ist, weiss ich nicht. Ich denke aber, dass es sicher ein Pluspunkt ist.»
Bedeutung für die Stadt: Genf dürfte sich bei einer Austragung touristisch im besten Lichte zeigen. «Die Stadt ist sowieso schon ein Touristenmagnet mit dem Jet d'Eau oder auch dem Hausberg Salève», meint Reichen. Die Genferinnen und Genfer würden sich mit viel Stolz der Weltöffentlichkeit präsentieren, wenn der Mega-Event an der Rhône stattfinden sollte.