Vom seit Montagnachmittag im Gebiet Sustenpass (UR) vermissten Militärjet und seinem Piloten fehlt auch am Dienstagmorgen noch jede Spur. Auch über das Schicksal des Piloten ist nichts Neues bekannt, wie Armeesprecher Daniel Reist mitteilte.
Dank einer Wetterbesserung konnten am Dienstagmorgen aber drei Helikopter die Suche nach dem vermissten Kampfjet und dessen Piloten aufnehmen. Ebenfalls im Einsatz steht ein Helikopter der Kantonspolizei Zürich. Über dem Suchgebiet wurde eine Flugverbotszone verhängt.
Ausserdem seien 19 Gebirgsspezialisten der Armee zu Fuss im Gebiet von Sustenhorn und Sustenpass unterwegs und suchten nach der Maschine, sagte Reist. Das Suchgebiet befinde sich auf mehr als 3000 Metern über Meer.
«Wir hoffen und beten»
Der Kommandant der Luftwaffe, Aldo C. Schellenberg, bekundete am Montag vor den Medien seine Betroffenheit. Seine Gedanken seien beim Piloten und dessen Angehörigen. Die Familie werde betreut.
Zum Alter des Piloten und dessen Flugerfahrung wollte sich der Luftwaffenkommandant nicht äussern, solange der Pilot noch vermisst wird. Zur Frage nach dessen Überlebenschancen sagte Schellenberg: «Wir hoffen und beten.»
Die Suche wurde laut dem VBS unverzüglich eingeleitet. Wegen des schlechten Wetters war jedoch keine Suche aus der Luft möglich. Eine Suchkolonne sei zu Fuss unterwegs.
Das Suchgebiet konnte aufgrund von empfangenen Signalen aus dem Flugzeug eingegrenzt werden. Näheres dazu gab Schellenberg nicht bekannt.
Sowohl das Flugzeug als auch der Schleudersitz des Piloten und dieser selbst seien mit Sendern ausgestattet, erklärte Pierre de Goumoëns, selber F/A-18-Pilot im Stab des Luftwaffenkommandos.
Minuten nach dem Start
Das Flugzeug war um 16.01 Uhr auf dem Militärflugplatz in Meiringen (BE) gestartet. Zunächst verlief der Funkverkehr laut Schellenberg normal, der Pilot meldete sich auf einen ersten Aufruf.
Um 16.05 Uhr verlor die Einsatzzentrale dann den Kontakt zum Piloten, der sich auf einen zweiten Funkspruch nicht mehr meldete. Die betroffene Maschine war 15 Sekunden nach der Anführer-Maschine der Patrouille gestartet. Geplant war ein Trainingsflug: Die beiden F/A-18-Hornets sollten den Luftkampf gegen einen F-5-Tiger trainieren.
Wegen einer Wolkendecke hatten die beiden F/A-18-Piloten keinen Sichtkontakt. Sie flogen nach Instrumentenflugregeln. Zum Zeitpunkt des Verschwindens der Maschine gab es im Gebiet eine Wolkenschicht mit einer Untergrenze auf 1000 Metern und einer Obergrenze auf rund 9000 Metern. Die Wetterlage war laut de Goumoëns aber nicht gravierend.
Häufung von Unfällen
Mit dem Verlust des Einsitzers verbleiben der Luftwaffe von den ursprünglich 34 noch 30 F/A-18-Flugzeuge, davon 25 Einsitzer und 5 Doppelsitzer. Der Verlust sei für die Luftwaffe schmerzhaft. Der Luftpolizeidienst 7x24 sei weiterhin sichergestellt, sagte Schellenberg. Aber die Durchhaltefähigkeit, konkret über eine längere Zeit Maschinen in der Luft zu halten, sei jetzt zusätzlich eingeschränkt.
Die Häufung von Unfällen mache ihn nachdenklich, sagte der Luftwaffenkommandant, aber er erkenne kein Muster. Ob es einen Zusammenhang gebe, müsse analysiert werden. Über die gesamte Zeitperiode von 19 Jahren sei die Ausfallquote bei den F/A-18-Kampfjets nicht überdurchschnittlich.
Suche mit Bodentrupps zu Fuss
Auf dem Sustenpass herrschte am Abend dichter Nebel, sagt Mirjam Spreiter, SRF-Korrespondentin in Meiringen (BE). Nach Angaben von Einheimischen war das Wetter am Nachmittag nicht aussergewöhnlich, es gab auch keine Gewitter.
Das VBS bestätigte Spreiter am Abend, dass am Nachmittag zwei Helikopter für die Suche im Einsatz standen. Sie mussten aber wegen des schlechten Wetters die Suchaktion abbrechen. Am Abend waren nur noch zwei Suchtrupps zu Fuss im Gebiet unterwegs.
2025 gehen die F/A-18 in «Pension»
«Die Luftwaffe bekommt langsam aber sicher ein Problem mit zu wenig Flugzeugen», meint SRF-Korrespondent Christoph Nufer. «Und 2025 wird es dann dramatisch, wenn die F/A-18 in ‹Pension› gehen sollten und bis dann noch kein neues Kampflugzeug gefunden worden ist.»
Darum habe man mit dem Wiederbeschaffungsprozess begonnen, nachdem der Saab Gripen an der Urne abgelehnt worden war.
Beim vermissten Flugzeug handelt es sich um eine einsitzige Version. Erst vergangenen Oktober war eine zweisitzige F/A-18 im gemeinsamen Trainingsraum mit Frankreich südöstlich der Stadt Besançon abgestürzt. Der Pilot wurde dabei verletzt.
Flugunfälle in der jüngeren Geschichte der Schweizer Luftwaffe
29. August 2016 | Bei einem Trainings-Patrouillenflug bei starker Bewölkung wird im Sustengebiet eine F/A-18 vermisst. |
9. Juni 2016 | Ein F-5-Kampfflugzeug der Patrouille Suisse stürzt in der Nähe des Militärflugplatzes Leeuwarden in den Niederlanden ab. Der Pilot kann sich mit dem Schleudersitz retten. |
14. Oktober 2015 | Eine zweisitzige F/A-18 stürzt im gemeinsamen Trainingsraum mit Frankreich südöstlich von Besançon ab. Der Pilot wird verletzt. |
23. Oktober 2013 | Im Raum Alpnachstad im Kanton Obwalden zerschellt eine zweisitzige F/A-18 am Lopper. Der Pilot und sein Passagier, ein Arzt des Fliegerärztlichen Instituts, werden getötet. |
12. November 2002 | Ein PC-7 kollidiert bei Bonaduz GR mit dem Seil der Luftseilbahn Rhäzüns-Feldis. Zwei Milizoffiziere kommen ums Leben. |
12. Oktober 2001 | Beim Absturz eines Alouette-III-Helikopters oberhalb von Montana (VS) nach der Kollision mit einem Kabel kommen alle vier Insassen ums Leben. |
25. Mai 2001 | Bei einem Grenzüberwachungsflug touchiert ein Alouette-III-Helikopter bei Delsberg (JU) ein Kabel und stürzt ab. Der Pilot und drei Grenzwächter werden tödlich verletzt. |
14. Oktober 1998 | Zwei Trainingsflugzeuge des Typs PC-9 stossen in der Luft zusammen. Während die eine Maschine landen kann, zerschellt die andere bei Oberuzwil (SG). Der Pilot stirbt. |
7. April 1998 | Beim Absturz eines F/A-18-Kampfjets bei Crans (VS) werden beide Insassen getötet. Als Ursache wurde eine räumliche Desorientierung des Piloten angenommen. |
12. November 1997 | Ein Pilatus-Porter PC-6 stürzt bei schlechtem Wetter in der Nähe von Boltigen (BE) ab. Der Pilot und vier Soldaten sterben. |
20. März 1997 | Eine Mirage III RS stürzt bei einem Aufklärungsflug im Raum Ste-Croix (VD) ab. Der Pilot kommt ums Leben. |
4. Juli 1996 | Ein Kampfjet Tiger F-5E bohrt sich in Schänis (SG) nach einem unbeabsichtigten Schleudersitzabschuss in den Boden. Der Pilot überlebt. |